Werder Bremen verlängert mit drei Spielern und verpflichtet Neuzugang



Die Werderaner setzen auf Kontinuität und sorgen mit einer gezielten Verpflichtung trotzdem für den nötigen frischen Wind.

Mit Sicherheit die wichtigste Personalie war die Vertragsverlängerung mit Spitzenspieler Mattias Falck, die alles andere als selbstverständlich war. Der aktuelle Doppel Weltmeister 2021 und Einzel Vize-Weltmeister 2019, derzeitige Nummer 15 der Welt, der aber auch bereits bei seinem Karrierehoch mit Platz 7 in den TOP-10 der Weltrangliste war, stand bei einigen Topvereinen auf der Wunschliste. So war es nicht verwunderlich, dass der Schwede mehrere Angebote bekam. Er legt aber Wert darauf, dass er mit keinem Verein in Verhandlungen getreten ist, sondern Werder seine erste Wahl war. Im Interview zu seiner Vertragsverlängerung äußerte er sich: „Ich mag den Klub und das Drumherum sehr. Alle sind sehr nett und ich fühle mich hier wie Zuhause. Es war für mich eine leichte Entscheidung, den Vertrag zu verlängern. Ich hatte andere Angebote, aber ich habe mit niemandem sonst verhandelt. Werder war meine erste Option und ich bin froh, dass wir uns einig geworden sind.“

Schwieriger Spielermarkt und große Konkurrenz

Der Spielermarkt ist derzeit nicht einfach. Es laufen zwar nach der aktuellen Saison zahlreiche Spielerverträge in der TTBL und anderen europäischen Topligen aus, aber dies bedeutet auch, dass zahlreiche Vereine aus Deutschland, Frankreich, Polen und anderen Ländern um Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen kämpfen. Und trotz der Corona-Pandemie stehen derzeit bei einigen Vereinen auch durchaus höhere Budgets zur Verfügung.

Zwar gibt es jetzt nach den Olympischen Spielen in Tokio auch wieder bessere Möglichkeiten, starke asiatische Spieler zu verpflichten, insbesondere aus Japan, doch im Gegensatz zu den Topclubs Borussia Düsseldorf und 1. FC Saarbrücken, bei denen man mit der Verpflichtung eines Japaners rechnen kann und es auch teilweise schon vollzogen hat, war das bei Werder Bremen keine Option, nachdem man sich auch für die Vertragsverlängerung mit Kirill Gerassimenko entschieden hat, der als Kasache den gleichzeitigen Einsatz eines anderen Asiaten unmöglich macht.

Nachdem sich aber direkte Konkurrenten von Werder Bremen verstärken, es mehrere Wechsel aus Frankreich in die Bundesliga gibt und ebenfalls in der TTBL ligaintern diverse Transfers zwischen den verschiedenen Clubs stattfinden, in welchem Rahmen sich beispielsweise auch ein Team mit dem Spitzenspieler eines anderen Vereins verstärken konnte, gab es einen verstärkten Druck, sich personell auf keinen Fall verschlechtern zu dürfen. Mit der gelungenen Weiterbeschäftigung von Mattias Falck und Kirill Gerassimenko wurde zumindest die Basis dafür geschaffen.

Spitzenspieler verlängern um zwei weitere Jahre

Damit hat Werder Bremen die beiden Spitzenpositionen im Team besetzt und vertraut hier weiterhin auf die beiden Spieler, die gemeinsam im Jahr 2019 nach Bremen wechselten und nun zwei weitere Jahre das grüne Trikot tragen werden.

Der 25-jährige Gerassimenko, der von 2017 bis 2019 für den TTC Zugbrücke Grenzau spielte, ist mittlerweile die Nummer 34 der Weltrangliste. Er lebt bereits seit seinem 14. Lebensjahr in Europa, trainierte in Österreich an der Werner Schlager Akademie und spielte vor seinem Wechsel nach Deutschland in der österreichischen Bundesliga beim Club Kapfenberger SV. Bei Werder Bremen entwickelte er sich mit seinem attraktiven Spiel zu einem Publikumsliebling und er erfüllte auch sportlich die Erwartungen.

Der fünf Jahre ältere Mattias Falck, der vor seiner Zeit bei Werder in Frankreichs PRO-A bei AS Pontoise-Cergy TT spielte, beurteilte die Personalplanungen international und insbesondere von Werder Bremen wie folgt: „Viele Spieler suchten neue Vereine und viele Vereine weltweit suchten neue Spieler. Es war auch für Werder nicht einfach, überhaupt gute Spieler zu bekommen. Aber ich denke, wir haben eine gute Lösung gefunden.“

Auch Marcelo Aguirre bleibt bei Werder

Dazu gehört ebenso die dritte Personalie, bei der man an der Weser Vollzug melden konnte. Auch mit Marcelo Aguirre konnte der Vertrag um zumindest ein weiteres Jahr verlängert werden. Aguirre, der kürzlich seinen 29. Geburtstag feierte und als akribischer Arbeiter im Training gilt, kommt aus Paraguay, darf aber aufgrund dessen, dass er auch die italienische Staatsangehörigkeit hat und damit EU-Ausländer ist, zusammen mit Gerassimenko eingesetzt werden. Die beiden spielten bereits in Grenzau zusammen in einem Team. Vorher ging Aguirre in Frankreich bei AS Miramas auf Punktejagd. Er belegt derzeit Platz 53 der Weltrangliste und war für Werder Bremen besonders in der Rückrunde sehr wertvoll, als er in entscheidenden Situationen, als sein Verein besonders unter Druck stand, mit wichtigen Einzelsiegen gegen Patrick Baum und Maksim Grebnev dazu beitrug, dass Werder wieder in ein ruhigeres Fahrwasser kam.

Als einzigem Linkshänder im Team kommt ihm aber vor allem im Doppel eine entscheidende Rolle zu. So ist es nicht verwunderlich, dass er in allen Doppeln in dieser Saison zum Einsatz kam. Dabei kam er mit Gerassimenko auf eine 3:5 Bilanz, dazu mit Hunor Szöcs 0:1, was gleichbedeutend damit ist, dass Werder Bremen drei Spiele mit 3:2 gewann und sechs Spiele mit 2:3 verlor.

In den Entscheidungsdoppeln gingen also doppelt so viele Bundesligapartien verloren als man gewinnen konnte. Das ist natürlich einer der Gründe, warum sich Werder Bremen sogar zwischenzeitlich im Abstiegskampf befand.

Hunor Szöcs sucht neue Herausforderung in Frankreich

Ein anderer Grund ist offensichtlich. Mit Hunor Szöcs hat man leider einen glücklosen Spieler in den eigenen Reihen, der zwar international respektable Ergebnisse erzielte, aber in der TTBL seit einiger Zeit keinen Fuß auf den Boden bekommt.


Nach einer 2:12 Bilanz in der Saison 2018/19 zeigte der Trend mit einer 4:7 Bilanz 2019/20 nach oben, aber es folgte eine ernüchternde 0:9 Bilanz 2020/21 und auch in der aktuellen Spielrunde 2021/22 steht eine 0:9 Bilanz zu Buche.

Seit einem Jahrzehnt gehört Hunor Szöcs zur Bremer Trainingsgruppe, denn schon im Jahr der sensationellen Deutschen Meisterschaft 2012/13 war er als Sparringspartner Teil des Teams. Offiziell gehörte er dann ab der Saison 2014/15 zum Kader von Werder Bremen. Über viele Jahre zeigte er immer wieder gute sportliche Leistungen und er trug mit wichtigen Siegen zum Gesamterfolg bei. Jedoch waren die Ergebnisse der letzten vier Runden mit einer gesamten Einzelbilanz von 6:37 und insbesondere dem desaströsen 0:18 diese und letzte Saison nicht erstligatauglich, auch wenn er die Klasse eigentlich hat, wie man an seinen Erfolgen auf internationaler Ebene mit der Nationalmannschaft sieht.

So war es für beide Seiten klar, dass eine neue sportliche Herausforderung mit einem Tapetenwechsel raus aus der TTBL und rein in die französische Profiliga eine sinnvolle Lösung sein kann. Manchmal hat man einfach eine nicht nachvollziehbare Negativspirale und kann diese nur mit einer Veränderung durchbrechen.

„Hunor hat international sehr gute Ergebnisse geholt, aber es leider nicht geschafft, für uns in der Liga gut zu spielen. Es ist jetzt wichtig für ihn in einer Liga mit nicht so starken Gegnern zu spielen, um schneller wieder in die Spur zu kommen.“, teilte hierzu Werder-Trainer Cristian Tamas mit.

Werder Bremen weiß, was sie an Hunor Szöcs hatten und haben, denn innerhalb des Teams und der Trainingsgruppe galt er schon lange als die gute Seele, der maßgeblichen Anteil am ganzen hat und nicht ohne Grunde wurde er 2017 sogar zum Bremer Landessportler des Jahres gewählt. Daher gab es auch von Seiten der Bremer keinen Rauswurf, sondern es war vor allem Hunor Szöcs selber, der erkannte, jetzt etwas ändern zu müssen und im Alter von dann 30 Jahren – er hat im März Geburtstag – noch einmal neu angreifen zu wollen, mit dem Ziel Frankreich.

Kaderplanung fast abgeschlossen – ein Neuzugang wird kommen

Sascha Greber, der als Manager von Werder Bremen seinen Club zu einer der ersten Adressen in Sachen Tischtennis in Deutschland formen konnte, teilte zu den personellen Entwicklungen folgendes mit: „Wir zeigen mit der fast abgeschlossenen Kaderplanung die gewohnte Kontinuität, die den SV Werder Bremen in den letzten Jahren ausgezeichnet hat. Die Vertragsverlängerungen von Mattias Falck, Kirill Gerassimenko und Marcelo Aguirre zeigen, dass sich die Spieler in Bremen wohl fühlen und gerne weiter für uns spielen möchten. Hunor Szöcs wird uns nach vielen gemeinsamen erfolgreichen Jahren verlassen. Er wird in Frankreich neue Herausforderungen suchen. Wir bedanken uns sehr herzlich für die tolle gemeinsame Zeit bei ihm und wünschen ihm für seine persönliche und sportliche Zukunft alles Gute.“

Damit sind für die kommende Saison drei von vier Plätzen im Team vergeben. Zu Mattias Falck, der aktuell mit einer 20:11 Bilanz ebenso positiv steht, wie Kirill Gerassimenko mit 10:7 und Marcelo Aguirre als drittem Teamplayer mit einer derzeitigen 3:8 Bilanz, wird noch ein Spieler kommen, der ideal in das Anforderungsprofil der Bremer passt und dem man zutraut, sich bei Werder Bremen im neuen Umfeld spürbar verbessern zu können.

Aguirre übrigens hat zwar momentan bilanztechnisch das Nachsehen gegenüber seinen beiden Teamkollegen, aber einen Rekord kann er für sich verbuchen: 2008 konnte er sich für die Olympischen Spiele in Peking qualifizieren und war damit der jüngste männliche Tischtennisspieler überhaupt, der sich je für Olympische Spiele qualifizieren konnte und zwar mit genau 15 Jahren und 211 Tagen – und das obwohl er erst im Alter von acht Jahren mit dem Tischtennissport begonnen hatte. Als achtjähriger Einsteiger war er doppelt so alt wie Kirill Gerassimenko zu dessen Zeit, der bereits als Vierjähriger zum ersten Mal an einer Tischtennisplatte stand. Mattias Falck begann übrigens im Alter von sieben Jahren mit Tischtennis.

Wer den vierten Platz im Team inne hat, wird Werder Bremen in Kürze bekannt geben. TT-NEWS möchte dem nicht vorgreifen und verrät deshalb nur so viel, dass derjenige auch bereits in sehr jungen Jahren mit Tischtennis begonnen hat. Zwar nicht ganz so jung wie Kirill Gerassimenko, aber doch nochmal deutlich früher als Mattias Falck.

Volle Unterstützung auch vom Hauptverein für die TTBL bei Werder

Auch wenn das nur Formsache ist, muss trotzdem erwähnt werden, dass die Vereinbarungen mit Falck, Gerassimenko und Aguirre vorbehaltlich eines Verbleibs von Werder Bremen in der TTBL sind, denn trotz dem wichtigen 3:2 Sieg gegen den direkten Konkurrenten ASV Grünwettersbach am letzten Sonntag, hat das Team den Klassenerhalt rein rechnerisch noch nicht in der Tasche. Die Verantwortlichen der Tischtennis-Abteilung wurden bei den Personalentscheidungen hervorragend vom Präsidenten des SV Werder Bremen Dr. Hubertus Hess-Grunewald unterstützt. Dieser stand trotz herausfordernder Zeiten für den Verein von Beginn an auch hinter der Planung, Spitzenspieler Mattias Falck zu halten.

Manager Sascha Greber zeigte sich dementsprechend erfreut über die Vertragsverlängerungen und insbesondere natürlich auch über den Verbleib des schwedischen Führungsspielers: „Wir sind froh und stolz, dass so ein Weltklasse-Spieler bei uns bleibt. Mattias ist ein super Typ und guter Charakter, ein echter Anführer und wirklicher Mannschaftsspieler. Andere Einser-Spieler sind oft gar nicht bereit, jedes Liga-Spiel zu bestreiten, aber Mattias hat von Anfang an gesagt, dass er jedes Spiel spielen will. Und Kirill ist unser Publikumsliebling und Wunschspieler. Cristian Tamas hat ihn wahnsinnig gut weiterentwickelt und auch Marcelo ist ein akribischer Arbeiter, der einen großen Schritt gemacht hat.“

Werder Bremen eine Topadresse für Weltklassespieler

Bereits vor Mattias Falck war Werder Bremen eine sehr gute Adresse für Ausnahmespieler. So war Falcks Vorgänger fünf Jahre lang Bastian Steger, der 2014/15 auf den ehemaligen Weltranglistendritten Chuang Chih-Yuan folgte, der seinerseits zwei Jahre lang an der Weser spielte und mit dem der Einzug ins Viertelfinale der Champions League gelang und der größte Erfolg der Clubgeschichte, der deutsche Meistertitel 2012/13.
Aber auch viel andere klangvolle Namen spielten in der Regel immer mehrere Jahre für Werder, wie Adrian Crisan, Jens Lundquist, Trinko Keen, Lars Hielscher, Constantin Cioti, Paul Drinkhall, Seiya Kishikawa, Kirill Skachkov, aber auch Sharath Kamal Achanta, Taku Takakiwa, Gustavo Tsuboi oder Omar Assar.

Mattias Falck mit Karrierehighlights als Werderaner

Natürlich sieht auch ein Spieler wie Mattias Falck, dass er viele seiner Karrierehöhepunkte als Spieler des SV Werder Bremen erreicht hat, bzw. ab da als er in Bremen unterschrieb. Seine höchste Weltranglistenposition 7 im Jahr 2019, kurz nachdem er mit WM-Silber im Herren-Einzel Vize-Weltmeister 2019 wurde und dann noch die Krönung mit WM-Gold im Herren-Doppel zusammen mit Kristian Karlsson im Jahr 2021, was ihn nun auch zu einem Tischtennis Weltmeister machte. Dazu von Mitte 2019 bis Ende 2021 die konstante Zugehörigkeit zur TOP-10 der Welt – und auch im letzten Vierteljahr war Mattias Falck immer zwischen Platz 10 und 15 der Weltrangliste gelistet. Es gibt wenige Gründe, an einem funktionierenden System etwas zu ändern.
Allerdings wäre dieses Karrierehoch in den letzten 2-3 Jahren auch die Gelegenheit gewesen, nun seine WM-Medaillen nochmal zusätzlich finanziell bei einem europäischen Spitzenclub in der Champions League vergolden zu lassen.

Professionelle Clubführung und Kontinuität als Grundlage für Erfolge

Dass Weltmeister Falck aber nach 2019/20, 2020/21 und 2021/22 nun in den Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 nochmal mindestens zwei weitere Jahre Werderaner bleiben wird, spricht auch für die Arbeit von Sascha Greber und Cristian Tamas. Diese eingespielte Führungscrew hat die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen und die beiden ziehen im Management und im sportlichen Bereich akribisch die Fäden. Frei von Skandalen, Ärger oder Problemen, sondern seriös und professionell geführt und leben dabei auch persönlich diese Kontinuität vor, die sie ebenso mit ihrer soliden Kaderplanung in der TTBL zeigen.

Text: TT-NEWS Redaktion
Foto: Werder Bremen, Montage Neuzugang TT-NEWS