Interview mit Florian Bluhm: „Mein Ziel ist der Aufstieg in die TTBL“



Während der Deutschen Meisterschaften konnte sich unser Redakteur Johannes Gohlke mit der Nummer 2 des TTC GW Bad Hamm gesprochen. Was der gerade erst 25-Jahre jung gewordene Abwehrspieler Florian Bluhm zu sagen hat, könnt ihr im folgenden Interview nachlesen:

Hallo Florian, danke dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst. Du bist bei den Deutschen Meisterschaften im Einzel-Achtelfinale gegen Tobias Hippler ausgeschieden. Im Mixed und Doppel-Wettbewerb bist du bereits in der 1. Runde mit deinen Partnern ausgeschieden. Wie lautet dein Fazit zum Turnier?


Ja insgesamt lief es sicherlich nicht so gut. Mit meinem deutlichen Sieg in der 1. Runde gegen Patrick Decker bin ich natürlich zufrieden. Beim zweiten Spiel muss ich ehrlich sagen, da hatte ich keine Chance. Gegen Tobi hatte ich mir im Vorfeld etwas mehr erhofft, da ich schon drei Mal gegen ihn gespielt habe und es immer eng war, auch wenn ich nur einmal gegen ihn gewonnen hatte. Mit der deutlichen Niederlage kann ich natürlich nicht zufrieden sein.

In der nächsten Runde hätte Ruwen Filus auf dich gewartet. Das Duell der aktuell zwei besten deutschen Abwehrer gab es bisher noch nicht. Hattest du auf das Match gegen Ruwen gehofft?

Ja ich habe natürlich auch schon so ein bisschen auf die Auslosung geschielt und gehofft das ich mal die Nummer 1 der Abwehrspieler in Deutschland herausfordern darf, doch leider kam es dazu nicht.

Rein von der Wettkampferfahrung warst du sicherlich nahezu allen Teilnehmern bei der Deutschen Meisterschaft überlegen. Denn du hast die letzten 1,5 Jahre genutzt, um an vielen Turnieren der Challenger Series in Biberach teilzunehmen.
Sind die Turniere finanziell so lukrativ, oder haben deine häufigen Teilnahmen vor allem mit dem Training auf Wettkampfniveau zu tun?

Ganz egal ist der finanzielle Aspekt natürlich nicht. In erster Linie geht es mir aber natürlich darum, mich durch die Teilnahme dort selber fit zu halten und Spaß macht es außerdem ja auch noch.
Training würde ich in der Zeit sonst auch machen und Wettkämpfe sind gerade für Abwehrspieler meist das bessere Training. Die 7 bis 9 Spiele auf hohem Niveau in zwei Tagen, sind immer eine tolle Sache und so macht es für mich durchaus Sinn so oft wie es mir möglich ist, daran teilzunehmen.

Dadurch das gerade in den letzten 1,5 Jahren oft die gleichen Spieler an den Challenger-Series teilgenommen haben, hat man schon den Eindruck das es für dich als Abwehrspieler mittlerweile schwerer ist ganz vorn zu landen, da sich viele Spieler auf dein Spielsystem gut eingestellt haben.
Ist es nicht frustrierend mittlerweile gegen Spieler zu verlieren, die man anfangs noch beherrscht hatte?

Ja man hat es als Abwehrspieler von dem Aspekt her natürlich nicht leicht. Wenn die Spieler halt oft gegen mich spielen und jeden Ball von mir kennen und ich dazu selbst kaum Druck machen kann, sind viele Niederlagen vorprogrammiert. Anderseits ist es dennoch gutes Training für mich und ich werde gut auf die schweren Aufgaben in der 2. Bundesliga vorbereitet.
Das gute ist, dass ich nur auf ganz weniger meiner Gegner bei den Challenger Series, im oberen Paarkreuz der 2. Liga treffe.
Ich hoffe natürlich, dass nach den vielen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie die Vielfalt der Spieler bei den Challenger-Series wieder zunimmt und ich somit öfters neue Gegner habe, die ich mit meinem Abwehrspiel noch überraschen kann. 😉

Vor dieser Saison bist du innerhalb der 2. Bundesliga vom NSU Neckarsulm zum TTC GW Bad Hamm gewechselt. Die Aufstiegsambitionen von Bad Hamm waren ausschlaggebend für den Wechsel, oder?

Mein Ziel sowie auch das Ziel vom TTC GW Bad Hamm ist auf jeden Fall der Aufstieg in die TTBL. Ob wir das tatsächlich schaffen, ist natürlich fraglich, dazu müssen wir einfach konstant sehr stark spielen. Wir sind eine gute Mannschaft, aber es wäre auch keine Überraschung, wenn wir es nicht schaffen. Tendenziell sind wir sogar ein wenig schwächer als in der letzten Saison. Schade war natürlich das Grünweiß durch den Saisonabbruch die Aufstiegschance im letzten Jahr nicht gehabt hat. Den Aufstieg hätten sie schon gerne mitgenommen. 

Du sagst selbstbewusst, dass du gerne in die TTBL möchtest. Doch geht das überhaupt, wenn man wie du eigentlich das Hauptaugenmerk auf dem Studium hat? Wie sieht deine Trainingsquantität aus?

Ja das ist natürlich nicht so leicht. Jetzt im August habe ich ziemlich viel trainiert, aber wenn das Studium wieder los geht, werden es nur 4 – 5 Einheiten pro Woche sein. Dennoch hoffe ich, dass ich mein Niveau halten oder sogar leicht hochschrauben kann.
Ich sehe auch immer Vorteile darin, wenn man nicht Vollzeitprofi ist. Der Kopf ist freier dadurch das man nicht nur von früh bis abends mit Tischtennis zu tun hat und mir hilft es dadurch auch lockerer bei den Wettkämpfen zu sein. So groß sehe ich den Nachteil von mir gegenüber Vollprofis deshalb nicht.

Das heißt du wirst auch wenn ihr es in die TTBL schaffen solltet, dort nur als Halbprofi spielen?

Ja das muss man denn schauen, wenn es so weit kommt. Mein Studium geht jetzt nur noch ein Jahr und wenn wir den Aufstieg dann tatsächlich geschafft haben, dann wäre es durchaus ein Thema für mich das ich es doch nochmal als Vollprofi versuche. Denn so ein Start in der TTBL ist durch die vielen Spiele unter der Woche als Halbprofi auch kaum möglich. Allerdings könnte ich mir auch vorstellen noch Halbtags nebenbei zu arbeiten, soweit es der Spielplan zulässt.

Ins Gespräch gekommen für einen Start in der TTBL bist du so wirklich ja auch erst im letzten Jahr durch deine sehr starke 8:2 Bilanz im oberen Paarkreuz der 2. Bundesliga. Hast du vor der letzten Saison damit gerechnet, dass es für dich möglich ist eine solch starke Bilanz zu erspielen?

Nein ehrlich gesagt nicht. Ich habe immer gesagt, wenn ich es mal schaffe im oberen Paarkreuz der 2. Liga ausgeglichen zu spielen, dann bin ich zufrieden. Doch nun war es überraschender Weise noch besser und dementsprechend passe ich auch meine Ziele an. Als Sportler ist man ja nie zufrieden. 😉
So ist es mein Ziel für die aktuelle Saison auf jeden Fall positiv zu spielen und wenn ich es tatsächlich in die TTBL schaffen sollte, dort auch nicht ohne Sieg zu bleiben.

Andere Spieler in deinem Alter hatten die Chance über einen U23-Kader den Weg ins Profigeschäft zu finden. Du warst den Großteil der Jugendzeit nicht im DTTB-Kader. Woran lag das, und hätte dich der U23-Kader nicht auch gereizt?

Ja im C-Kader war ich zumindest mal für ein Jahr, aber allgemein habe ich in meiner Jugendzeit nicht die Leistung gebracht, die es für den Kader gebraucht hätte. Ich bin dann erst später besser geworden. Mit dem U23-Kader hat sich leider nie so wirklich ergeben. Ich hatte zwar auch mal eine kurze Zeit in Düsseldorf trainiert, aber ich war immer so ein „Zwischending“ nach dem Motto nimmst du ihn rein oder nimmst du ihn nicht rein? Letztendlich hat es leider nicht so gepasst, doch ich denke ich habe mich dennoch ganz ordentlich entwickelt und mir ganz gute Trainingsmöglichkeiten geschaffen.

Vielen Dank für die interessanten und ehrlichen Worte Florian. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg in der aktuellen Saison und bei deiner weiteren Entwicklung!

Interview & Bild: Johannes Gohlke