EM 2021: Russland und Deutschland ziehen ins Herren-Finale ein



Cluj-Napoca Deutschlands Herren stehen zum 16. Mal im Finale der Mannschafts-Europameisterschaften. Patrick Franziska, Benedikt Duda und Dang Qiu, angefeuert von Ruwen Filus und Kay Stumper auf der Bank, haben sich in der Vorschlussrunde mit einem glatten 3:0 gegen Underdog Dänemark durchgesetzt. Im Endspiel am Sonntag um 15.30 Uhr MESZ trifft die Mannschaft von Bundestrainer Jörg Roßkopf auf ein weiteres Überraschungsteam der EM im rumänischen Cluj-Napoca: Russland, dessen Youngster-Trio den Siegeszug des an Position zwei gesetzten Titelaspiranten Schweden jäh mit 3:0 beendete.

Wichtige Führung durch starken Benedikt Duda

Im Auftaktmatch gegen das Linkshänder-Trio aus Dänemark ließ ein konzentrierter Benedikt Duda dem gegnerischen Einzel-Finalisten der European Games 2019, Jonathan Groth, mit seinem gut platzierten Power-Tischtennis keine Chance. Der Deutsche Meister spielte vom ersten Ballwechsel an auf höchstem Niveau: „Heute war ich weniger nervös als in den ersten Matches. Ich hatte lange nicht mehr gegen Jonathan gespielt. Ich weiß, dass er gegen Linkshänder sehr stark ist, aber ich habe heute super gespielt. Ich habe gut in den Ballwechseln dagegengehalten und wenige leichte Fehler gemacht. Ich bin froh, dass ich die Jungs mit 1:0 in Führung bringen konnte. Ich denke, dass war ein wichtiger Punkt.“

Patrick Franziska erhöhte im Anschluss gegen den bis dahin bei der EM ungeschlagenen Anders Lind, der unter anderem Portugals Marcos Freitas sowie die Engländer Liam Pitchford und Paul Drinkhall besiegt hatte, mit einer auch taktisch klugen Leistung. Dabei behielt er auch im umkämpften zweiten Durchgang einen klaren Kopf, in dem er einen 3:6-Rückstand aufholte und bei 10:11 einen Satzball seines Kontrahenten abwehrte: „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung, habe auch in den engen Phasen sehr gut gespielt. Morgen im Finale müssen wir alle unser bestes Tischtennis spielen. Die Russen haben die Schweden mit 3:0 geschlagen, die hier der Favorit auf den Titel waren. Die laufen richtig heiß.“

Mit dem 2:0 im Rücken holte Dang Qiu den dritten Zähler gegen einen von der aggressiv-druckvollen Spielweise des Penholder-Akteurs und Mixed-Europameisters zwei Sätze lang völlig unter Wert agierenden Tobias Rasmussen, der mit dem Mut der Verzweiflung den dritten Satz für sich entscheiden konnte und in Durchgang vier mit 8:4 und 9:6 die Führung übernahm. Danach jedoch übernahm sein ehemaliger Doppelpartner beim TTBL-Klub ASV Grünwettersbach wieder die Kontrolle. Seinen ersten Matchball bei 10:9 vergab Qiu zwar. Mit 12:10 sicherte der gebürtige Nürtinger seiner Mannschaft dann den Einzug ins Endspiel: „Tobias, den ich ja gut kenne aus den zwei gemeinsamen Jahren im Verein, hat heute einen totalen Fehlstart gehabt. Erst als ich 2:0 in Führung war, hat er angefangen, wirklich besser und aggressiv zu spielen, und ich bin dann vielleicht auch etwas zu nachdenklich geworden. Ich bin auf jeden Fall froh, dass das Spiel nicht in den fünften Satz gegangen ist.“

Jörg Roßkopf: „Wir müssen morgen auf die Minute topfit sein“

Herren-Bundestrainer lobte nach dem Halbfinale sein Team, allen voran Benedikt Duda: „Wir haben gut gespielt, das war eine tolle Mannschaftsleistung. Bene war überragend gegen Groth. Direkt den Einser der Gegner zu knacken, das war ein sehr wichtiger Auftakt für. Franz hat dann gut nachgelegt. Dang und Rasmussen kennen sich sehr gut, nur deshalb schien das Match am Anfang etwas zu einfach.“ Der erfahrene Coach, der bei dieser EM den Olympiadritten Dimitrij Ovtcharov und Rekord-Europameister zur Regeneration pausen lässt, weiß, dass am Sonntag um 15.30 Uhr ein besonderer Herausforderer auf das Team des Titelverteidigers wartet: „Russland ist heiß und die Mannschaft glaubt an den Sieg. Schweden zu schlagen ist natürlich stark, gegen Österreich haben sie sogar Matchbälle abgewehrt. Sie stehen hier im Finale, aber sie hatten ja auch bei der EM mit dem Titel im Doppel schon einen großen Erfolg. Sie haben keine Angst, sie sind jung, hungrig und geben Vollgas. Morgen kommt es für uns darauf an, da müssen wir auf die Minute topfit sein.“

Bislang acht EM-Titel für DTTB-Herren / Deutsche Damen im Finale gegen Rumänien

Von den vorangegangenen 15 EM-Endspielen hat Deutschland bislang acht Mal gewonnen, zuletzt 2019 in Nantes in der Aufstellung Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll, Patrick Franziska, Ruwen Filus und Benedikt Duda. Ovtcharov und Boll pausieren bei der EM in diesem strapaziösen Olympia-Jahr.

Deutschland – Dänemark 3:0
Benedikt Duda – Jonathan Groth 3:0 (8,4,9)
Patrick Franziska – Anders Lind 3:0 (7,11,5)
Dang Qiu – Tobias Rasmussen 3:1 (2,5,-6,10)

Text: DTTB
Foto: ETTU