Gert´s EM-Blog: Hoffnung auf „das Bier danach“ mit Rossi und Lars



Auf Schiedsrichter kann kaum eine Mannschaftssportart verzichten, so auch nicht Tischtennis. Unzählige Kilometer, viel Zeit und auch keine unerheblichen Kosten nehmen die Unparteiischen im Tischtennis auf sich. Einer von den positiv Verrückten ist Gert Selig. Der RTTVR´ler ist einer der vielen internationalen Schiedsrichter und war zuletzt bei den Paralympics aktiv, worüber er bereits auf seiner Facebookseite berichtete. Während der EM bloggt er nun auch auf unserer News-Seite:

Guten Morgen Deutschland. Das Damen-Halbfinale Rumänien gegen Frankreich war tatsächlich mein letztes Spiel bei dieser EM, da am Abend auch die deutschen Herren in ihr Endspiel einzogen. Und das in sehr überzeugender Weise mit einem 3:0 gegen Dänemark. Das letzte Spiel, das ich hier als Schiedsrichter leiten durfte war aber mehr als würdig ein Finalspiel sein zu dürfen. Nachdem Bernadett Szocs sogar Matchbälle gegen sich hatte, gewann sie diesen Satz noch und anschließend auch den Entscheidungssatz gegen die Französin Yuan, bevor sie tränenüberströmt erst einmal auf den Boden sank. Ein Zeichen dafür, wie hoch der Druck ist im eigenen Land und gegenüber den gestrigen etwa 500 Zuschauern. Nachdem Dodean-Monteiro den Siegpunkt gemacht hatte, waren erstmal Freudentänze angesagt. Da werden unsere Damen sich heute auf einiges gefasst machen müssen. Auch die Herren werden den Titel nicht geschenkt bekommen. Die Russen sind mit einem Team aus jung und alt angereist und die jungen Spieler haben bisher sehr überzeugt, so dass erfahrene Spieler wie Skachkov auf der Bank blieben. Ich werde mir beide Spiele heute von der Tribüne ansehen und mit unseren deutschen Teams innerlich mitfiebern. Patrick, Benne, Dang, Ruwen und Kay und natürlich den beiden Trainern Jörg Roßkopf und Lars Hielscher wünsche ich nicht nur den Sieg, sondern dass sie mir hinterher auch mal ein Bier 🍻 ausgeben, dafür dass sie mich aus dem Finale gekegelt haben 😉. Dann war da noch das Thema Racket-Test… Bis vor einigen Jahren war es ja noch ganz groß in Mode „Schlägerdoping“ zu betreiben. Waren es erst die lösungsmittelhaltigen Kleber, die nicht nur gesundheitsschädlich waren, sondern auch Beläge softer und schneller machten, so waren es später Booster oder andere Tricks. Auf internationalem Niveau ist von alldem nicht viel übrig geblieben. Die ITTF hat nachgerüstet und die abgebildeten Messgeräte für den Test auf Lösungsmittel (übrigens ein modifiziertes Gerät aus dem Bergbau, mit dem man dort schädliche Gaskonzentrationen aufspürt) sowie das Gerät zur Messung der Belagdicke und der Belagebenheit auf den Markt gebracht. In den letzten Jahren habe ich international nicht einen einzigen Fall erlebt, wo Lösungsmittel nachgewiesen wurden. Dass Spieler*innen versuchen mit maximal dicken Belägen zu spielen, ist ja legitim, solange sie sich an die Grenzwerte halten. Gestern hatte ich einen einzigen Belag, der tatsächlich gerade so noch akzeptabel war, alle anderen waren eindeutig unter dem Grenzwert. Das liegt sicher daran, dass auch die Nationalverbände und einzelne Spieler eigene Messgeräte haben, damit sie sicher sein können, dass ihre Schläger durch die Kontrolle kommen. Außerdem gibt es auch freiwillige Tests vor den Spielen, wo das Ergebnis dann nicht sanktioniert wird. So, nun werde ich mich auf den Weg machen um mir die Endspiele anzuschauen. Euch einen schönen Sonntag und vielleicht schaut ihr mal in den Livestream bei der ETTU und fiebert mit unseren Teams mit.

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Text & Bild: Gert Selig