DTTB: Saisonabbruch in den Bundesspielklassen



Das Präsidium des DTTB hat am Dienstag den Beschluss kommuniziert, den Mannschaftsspielbetrieb in den 2. und 3. Bundesligen sowie den Regional- und Oberligen der Damen und Herren der Spielzeit 2020/21 zum 16. Februar 2021 wegen Corona abzubrechen. Die Spielzeit 2020/21 wird für ungültig erklärt und so behandelt, als hätte sie nicht stattgefunden. In den beiden Profiligen – TTBL und 1. Bundesliga Damen – kann nach derzeitigem Stand die Saison planmäßig zu Ende geführt werden.

Entscheidung auf Konferenz von DTTB und Verbänden festgezurrt

Aufgrund der erneuten Verlängerung des Lockdowns durch die Politik sowie eines Austauschs des DTTB-Präsidiums und der DTTB-Fachgremien mit den DTTB-Mitgliedsverbänden am Montagabend, hält die DTTB-Spitze die zeitnahe Fortsetzung des Mannschaftsspielbetriebs für nicht möglich.

„Das Präsidium hat sich diese Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht, aber sie ist aus unserer Sicht unumgänglich gewesen“, sagt die für den Leistungssport zuständige DTTB-Vizepräsidentin Heike Ahlert. „Wir hatten bis zuletzt gehofft, dass wir die im November beschlossene Einfachrunde zu Ende spielen können, und sei es gegebenenfalls mit Blockspieltagen. Es sind eine Reihe von Gründen, die uns zum Abbruch bewogen haben.“

Gründe für den Saisonabbruch

Im Einzelnen werden folgende Gründe genannt:

  • Gesundheit der Aktiven und Offiziellen: Trotz sinkender Fallzahlen lägen in vielen Landkreisen des Bundesgebiets die Inzidenzen höher als 50. Eine Impfung weiter Teile der Bevölkerung sei bis zum Frühjahr nicht zu erwarten. Zusätzlich gebe es eine große Unsicherheit von Seiten der Politik und der Bevölkerung, was die Ausbreitung von Virusmutationen betrifft.
  • Unklares weiteres Vorgehen im Bundesgebiet: Bis jetzt gäbe es von den Regierungen der Länder keine Stufenpläne, ab wann Lockerungen für den Hallensport möglich seien. Zudem sei noch nicht klar, welche Inzidenzen in Zukunft für Lockerungen maßgeblich sein würden. Wie von Regierungsseite angekündigt, soll der nächste Öffnungsschritt bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von höchstens 35 Neuinfektionen bzw. 35 positiv Getesteten pro 100.000 Einwohnern durch die Länder erfolgen. Vom Sport sei in den bislang genannten Öffnungsszenarien noch keine Rede.
  • Verfügbarkeit der Hallen: Es sei nicht absehbar, wann im Bundesgebiet flächendeckend wieder wettkampfmäßiger Hallensport betrieben werden könne. Auch wenn Hallensport nach den jeweiligen Landesverordnungen wieder erlaubt sein sollte, sei nicht sichergestellt, dass die Kommunen ihre Hallen zeitnah für Vereine öffneten.
  • Chancengleichheit: Der Tischtennissport stehe für Fairness. Für viele Sportlerinnen und Sportler sei es nicht möglich gewesen, während des Lockdowns zu trainieren. Für einige schon, die aufgrund von Detailregelungen in Landesverordnungen Tischtennis spielen durften. Deswegen hält das Präsidium einen fairen Wettbewerb im Mannschaftsspielbetrieb der betroffenen Bundesspielklassen, der über Auf- und Abstieg entscheidet, nicht für möglich.
  • Planungssicherheit für die neue Saison: Durch die frühzeitig getroffene Entscheidung bekundet das Präsidium, Planungssicherheit herstellen zu wollen. Die Vereine sollten möglichst schnell wissen, welcher Spielklasse ihre Mannschaften angehören, um den Start in der kommenden Spielzeit angemessen zu organisieren.

Umsetzung in der Praxis: Alles bleibt wie gehabt

Für die Spielklassen von den 2. Bundesligen bis zu den Oberligen gibt es dem Präsidiums-Beschluss zufolge in der Spielzeit 2020/21 weder eine Abschlusstabelle noch Auf- und Absteiger. In der kommenden Saison können die Mannschaften unabhängig von ihrer aktuellen Platzierung wieder in derselben Spielklasse antreten. Allerdings fließen die bisher absolvierten Einzel in die TTR-Berechnung und somit in die bundesweite Rangliste ein. Dies ist nicht unwichtig. Wer nämlich zwölf Monate lang kein Spiel absolvieren konnte, wird trotz Pandemie mit einem Inaktivitätsabzug rechnen müssen, der unabhängig von der Ursache der Pause gilt. Somit haben die Mannschaften aus der Perspektive der einzelnen Spieler bis zum Lockdown doch nicht ganz umsonst gespielt.

Bad Homburg darf erstklassig bleiben, 1. Bundesliga Damen sucht noch Zuwachs

Die Entscheidungen des DTTB haben auch Auswirkungen auf die jeweils höchste Spielklasse der Herren und Damen, die – nach heutigem Stand – als Profiligen die Saison inklusive Play-offs und bis zur Meisterschaftsentscheidung zu Ende spielen werden.

Die TTBL wird mit denselben zwölf Klubs wie 2020/21 spielen, sofern diese – schließlich handelt es sich um eine Lizenzliga – die Bedingungen für die Erteilung der Lizenz erneut erfüllen. Da es zunächst einmal keine Aufsteiger aus der 2. Liga geben kann, da dort niemand einen Aufstiegsanspruch erworben hat, wird auch der Tabellenletzte der Tischtennis Bundesliga erstklassig bleiben, was die Bad Homburger freuen wird, die ja mittelfristig große Pläne haben und unter dem künftigen Sportchef Helmut Hampl unter die TOP 5 Deutschlands wollen. Ein Abstieg hätte da nicht ins Konzept gepasst. Sollte der eine oder andere Klub – die Corona-bedingten Einschränkungen und die kritische wirtschaftliche Situation vieler Mittelständler haben bei manchem zum Rückzug von Sponsoren geführt – die Kurve nicht mehr bekommen, würde natürlich aus der 2. Liga aufgefüllt werden, sofern überhaupt Bewerber vorhanden sind und Interesse anmelden.

Die 1. Bundesliga Damen ist zunächst einmal weniger betroffen, da es bei gegenwärtig nur sieben Klubs, bedingt durch den Bad Driburger Rückzug nach dem Stichtag, ohnehin keinen Absteiger gegeben hätte. Die „Höchststrafe“ besteht ja bereits darin, dass einer der „glorreichen Sieben“ – nach derzeitigem Stand Weil oder Bingen – nicht die Play-offs spielen darf, sofern er am Ende auf dem undankbaren siebten Platz landet. Allerdings soll die Eliteliga der Frauen gemäß Bundesligaspielordnung mit acht Vereinen spielen, somit könnte gemäß der Auffüllregelung ein derzeitiger Zweitligist in der Saison 2021/22 zum Zuge kommen. Man darf gespannt sein.

Links

Text: Dr. Stephan Roscher

Logo: DTTB