1. BUNDESLIGA DAMEN: Großer Showdown in Frankfurt, Bayernderby in Schwabhausen, Spielabsage in Bingen



Vier prickelnde Duelle hätten es am Wochenende in der 1. Bundesliga werden sollen, eines davon muss ausfallen und wird vermutlich am grünen Tisch für Weil gewertet, da Bingen aufgrund besonderer Umstände nur zwei von sieben Spielerinnen verfügbar hat. Dagegen wird es an ungewöhnlichem Ort, nämlich in der Sportschule Frankfurt am Main, richtig zur Sache gehen, wenn Champions-League-Sieger Berlin zunächst am Samstag Kolbermoor zum Gipfeltreffen und tags darauf Verfolger Langstadt erwartet. Das Team aus Kolbermoor gastiert überdies am Sonntag in Schwabhausen, wo allgemein ein packendes Oberbayernderby erwartet wird.

Samstag, 14.00 Uhr: ttc berlin eastside – SV DJK Kolbermoor

So schnell kann es gehen. Nach Teil eins des „ewigen“ Duells zwischen den beiden Topfavoriten auf den Meistertiteln am letzten Samstag in Kolbermoor, das Berlin gegen eine ungewöhnlich junge Mannschaft des „Herausforderers“ mit 5:3 gewann, steht am Samstag bereits das Rückspiel auf dem Programm.

Der Austragungsort ist ungewöhnlich. Gespielt wird nämlich in der Sportschule des Landessportbundes in Frankfurt am Main (Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt). Unter dem Motto „porta Giganten-Treffen in Frankfurt“ – auf der eastside-Webseite ist auch vom „TT-Frauen-Power Wochenende in Frankfurt“ die Rede – hatte man sich entschlossen, die beiden Topspiele des Wochenendes gegen Kolbermoor und Langstadt zu bündeln. „In der aktuellen Situation ist es aus unserer Sicht das Vernünftigste, Spiele zeitlich möglichst kompakt auszutragen“, erklärt Berlins Manager Andreas Hain. „Zwei Spiele an einem Wochenende reduzieren das Reiseaufkommen deutlich und minimieren das Infektionsrisiko. Hinzu kommt, dass nahezu alle Spielerinnen in dieser Woche im Leistungszentrum des DTTB in Düsseldorf zu Lehrgängen sind oder in der Nähe von Frankfurt leben.“

Geht als frischgebackene „Spielerin des Jahres“ in das Gigantentreffen in Frankfurt: Nina Mittelham (ttc berlin eastside).

Obwohl Berlin sich zur Rückrunde mit insgesamt fünf neuen Spielerinnen verstärkt hat, hat man die Spiele seitdem allesamt in derselben Aufstellung wie in der Vorrunde bestritten. Penholder-Ass Shan Xiaona (aktuelle Bundesligabilanz: 8:2), die amtierende deutsche Einzelmeisterin Nina Mittelham (7:7), die Weltranglisten-27. Britt Eerland aus den Niederlanden (13:1) sowie die routinierte 39-jährige Jessica Göbel (6:8) – dieses Quartett ging bisher stets für den ttc eastside in die Box und könnte am Wochenende auch in der Mainmetropole auflaufen.

Noch ist Kolbermoor (13:5 Punkte) Spitzenreiter, das aber eine Partie mehr ausgetragen hat als die Hauptstädterinnen (12:4), die am Samstag am Rivalen vorbeiziehen wollen. „Wir freuen uns auf das Gigantentreffen in Frankfurt und sind gespannt, ob Kolbermoor dann wieder mit allen Stammkräften anreisen wird“, sagt eastside-Manager Andreas Hain. „Wir nehmen es jedenfalls wie es kommt, wollen erneut gewinnen und Kolbermoor an der Tabellenspitze ablösen.“

„Das Spiel wird natürlich sehr schwer für uns, da Berlin sich auf jeden Fall die Tabellenführung dieses Wochenende holen will und deshalb wohl wieder sehr gut aufgestellt sein wird“, ist Kolbermoors Trainer Michael Fuchs überzeugt. „Wir werden versuchen, dagegen zu halten, auch wenn es gegen ein Berlin in Bestbesetzung sehr schwer für uns ohne Fu Yu werden wird. Aber man hat ja letztes Wochenende gesehen, was theoretisch möglich ist.“

Der ttc berlin eastside hat einen qualitativ hochwertigen Livestream organisiert, der auf sportdeutschland.tv zu sehen sein wird und beide Tische zeigt. Auf diesem Weg müssen die Fans beider Teams sowie des hochklassigen Damen-Tischtennis generell nicht komplett auf das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen verzichten.

Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – TSV Langstadt

Der TSV Langstadt, aktuell Tabellendritter, hat am Sonntag eine ganz schwere Aufgabe vor der Brust. Es ist sozusagen Teil 2 des Gigantentreffens in der Sportschule Frankfurt.

Gerne würde man das Remis aus der Vorrunde wiederholen – am 11.10. hatte man den Berlinerinnen in heimischer Halle vor damals immerhin noch erlaubten 80 Fans eine Punkteteilung abgetrotzt. Am Wochenende dürfen keine Zuschauer eingelassen werden, beide Begegnungen in der Sportschule Frankfurt werden aber im Internet auf sportdeutschland.tv live übertragen.

Tanja Krämer wird am Sonntag gegen ihren Ex-Verein aus der Hauptstadt an den Tisch gehen.

Petrissa Solja und Dina Meshref hatten jeweils Nina Mittelham geschlagen, Tanja Krämer und Franziska Schreiner Jessica Göbel in die Schranken gewiesen. Doch die Aussichten sind diesmal nicht allzu rosig. „Wir werden wie auch gegen Schwabhausen weiterhin auf Peti Solja verzichten müssen“, erläutert Coach Thomas Hauke die Personalsituation. Die Weltranglisten-19. Petrissa Solja befindet sich gerade in der Regeneration nach einer Rückenverletzung. Sie hat in dieser Woche zwar bereits erste vorsichtige Trainingsversuche unternommen, doch ein Punktspiel mit voller Belastung käme noch zu früh. Da Langstadt im Gegensatz zu Berlin nicht über mehrere Spielerinnen dieses Formats verfügt, ist die Schwächung immens.

Der TSV, der derzeit zwei Punkte hinter Berlin liegt, wird vermutlich mit der Äypterin Dina Meshref (Ligabilanz: 7:7), Tanja Krämer (10:5) und Franziska Schreiner (ebenfalls 10:5) sowie einer Spielerin aus der Drittliga-Mannschaft an die Tische gehen. 4:4 hieß es letzten Samstag gegen Schwabhausen – eine Partie, in der man sich auch ohne Solja mehr erhofft hatte.

Ganze 37 Kilometer haben die Südhessinnen zum Spielort zurückzulegen, nach Berlin wären es rund 580 gewesen. „Dass eastside auf sein Heimrecht verzichtet und das Spiel in Frankfurt austrägt, macht es für uns in erster Linie organisatorisch leichter. Wir können in unserem gewohnten Umfeld bleiben und sparen uns die lange Anreise und Hotelübernachtungen“, führt Thomas Hauke aus. „Sportlich sehe ich darin aber keinen Vor-oder Nachteil, weder für uns noch für Berlin. Beide Teams spielen immer voll auf Sieg, egal wo.“

Sonntag, 14.00 Uhr: TSV Schwabhausen – SV DJK Kolbermoor

Der TSV Schwabhausen spielt eine vorzügliche Saison, steht mit 9:9 Punkten auf Platz vier der Bundesligatabelle und hat die Play-off-Teilnahme bereits in der Tasche. Am letzten Wochenende sicherte man sich nach starker Leistung auch ohne die in dieser Saison noch ungeschlagene Topspielerin Sabine Winter ein mehr als respektables Remis in Langstadt. Der Wermutstropfen des Wochenendes war dann aber, dass tags darauf die Heizung in heimischer Halle nicht richtig auf Touren kam, sodass die angereisten Berlinerinnen die Punkte kampflos mitnahmen. Das wird am Sonntag anders sein, zudem werden sich beide Teams, wie bei einem Bayernderby üblich, gegenseitig gut einheizen. Es könnte spannend werden in Schwabhausen, zumal wenn Sabine Winter wieder am Tisch stehen sollte.

12:0-Zwischenbilanz: TSV-Spitzenspielerin Sabine Winter.

Das Hinspiel am 22.11. in Kolbermoor verlief schon äußerst spannend und endete mit einer Punkteteilung. Ohne die zuletzt wieder sehr starke Kristin Lang konnte der Gastgeber vorne durch Yuan Wan und Abwehrass Svetlana Ganina (jeweils 3:0 gegen Mateja Jeger) punkten, während im hinteren Paarkreuz Laura Tiefenbrunner mit Siegen über Defensivkünstlerin Alina Nikitchanka (3:0) und Orsolya Feher (3:1) brillierte. Schwabhausen konnte einmal mehr auf die überragende Sabine Winter – aktuelle Ligabilanz 12:0 – bauen, die mit 3:0 gegen Ganina und 3:1 gegen Wan die Oberhand behielt. Im unteren Tableau konnten sich sowohl Nikitchanka als auch Feher in knappen Fünfsatz-Duellen gegen Anastasia Bondareva behaupten.

Schwabhausens Trainer Alexander Yahmed ist guter Dinge. „Wir freuen uns auf das Heimspiel gegen Kolbermoor und erwarten eine deutlich stärkere Aufstellung gegenüber dem ersten Match“, so Yahmed. „Es ist jetzt klar, dass sich die Topmannschaften positionieren werden, somit ist die Ausgangsstellung auch eindeutig. Ich hoffe aber, wir können Kolbermoor ein wenig ärgern und dann die richtigen Schlüsse ziehen, um unser Team wieder etwas besser zu machen.“

Pokalfinalist Kolbermoor nimmt das Duell, das durchaus erneut auf Augenhöhe verlaufen könnte, sehr ernst. „Das Spiel am Sonntag ist für mich im Prinzip sogar noch wichtiger als das gegen Berlin“, sagt Trainer und Vorstandsmitglied Michael Fuchs. „Wir wollen dort unsere gute Ausgangsposition für den direkten Halbfinal-Einzug nicht verspielen.“

Sonntag, 14.00 Uhr: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – ESV Weil (fällt aus)

Es sollte eigentlich ein tolles „kleines Finale“ zwischen den Tabellennachbarn um den sechsten Play-off-Platz werden, doch daraus wird nichts. Der Gastgeber bekommt nur zwei von sieben für die Rückrunde gemeldeten Spielerinnen zusammen, was bedeutet, dass der Sieg kampflos an Weil geht.

Bingens Teammanager und Coach Frank Liesenfeld erklärt den Sachverhalt: „Katerina Tomanovska darf aus Tschechien nicht nach Deutschland einreisen, ich habe mich darüber versichert in einem Mailverkehr mit der Bundespolizei in Frankfurt.“ Das hätte nur funktioniert, wenn die 25-Jährige zumindest einen Zweitwohnsitz in Deutschland gehabt hätte. Hätte die zuletzt in Kolbermoor überzeugende Giorgia Piccolin spielen können, wäre man wenigstens zu dritt gewesen und hätte antreten können, doch auch das klappt nicht: „Giorgia ist verletzt, sie hat eine Verletzung am rechten Schlagarm und kann nicht spielen und wird auch nicht anreisen können.“ Somit wären lediglich Chantal Mantz und Karolina Mynarova spielfähig gewesen. Eine Verlegung ist nicht möglich, da weder Bingen noch Weil „Corona-Krisenzonen“ sind. Folglich kann die Partie nach den Statuten des Deutschen Tischtennis-Bundes nicht abgesagt und neu angesetzt werden. Bei den Rheinhessen ist die Stimmung entsprechend gedrückt.

Katerina Tomanovska sitzt in der Tschechischen Republik fest, ihr Team muss die Punkte gegen Weil kampflos abgeben.

„Dies ist für uns das i-Tüpfelchen auf die Corona-Saison mit nun vier Spielerinnen, die nicht einreisen und zu uns kommen können oder dürfen. Was soll ich dazu noch sagen“, so Liesenfeld. „Das Ganze ist sehr demotivierend“, fügt der TTG-Vorsitzende Joachim Lautebach hinzu.

Dabei wollte Weil Tischtennis spielen und keine Geschenke erhalten. „Das ist für uns natürlich schade, unsere Spielerinnen sind bereits seit einer Woche vor Ort, da wir für die Ausländerinnen ja immer die Zeit der Quarantäne einrechnen müssen“, bekräftigt ESV-Abteilungsleiterin Doris Spiess. „Wenn dann ein Spiel so kurzfristig abgesagt wird, wie es bei uns jetzt schon das dritte Mal vorkommt, ist das ärgerlich, aber halt leider nicht zu ändern. Die Wertung des Spiels überlassen wir dem Spielleiter, der das sicher regelkonform macht.“

Beitragsbild oben: Kolbermoor hat am Samstag das Gipfeltreffen in Frankfurt und am Sonntag das Bayernderby in Schwabhausen vor der Brust.

Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher

Teamfoto Kolbermoor: Verein; Foto Tomanovska: Petra Steyer.