Nachruf: ASV Grünwettersbach Macher Armin Freiburger gestorben



Vor genau einem Monat ist Armin Freiburger am 23.01.2022 im Alter von 65 Jahren viel zu früh gestorben.

Mehr als fünf Jahrzehnte prägte er „seinen“ ASV Grünwettersbach. Für viele war er mehr als der Macher und Mäzen seines Vereins, sondern auch die Seele und der Hauptverantwortliche für den Aufbau des gesamten Tischtennis Standorts Grünwettersbach mit der eigenen Halle und dem TTBL-Team.

Nachdem Armin Freiburger bereits im Alter von zehn Jahren mit dem Tischtennisschläger für den badischen Club auf Punktejagd ging, nahm er später die Geschicke des ASV Grünwettersbach selber in die Hand und schuf die nötigen Gegebenheiten für die bis heute andauernde Erfolgsgeschichte.

Rahmenbedingungen Schritt für Schritt verbessert

Eine der Grundlagen für den Tischtennis-Standort vor den Toren Karlsruhes war der Erwerb des ehemaligen Schwimmbads, welches in Eigenregie in eine Sporthalle umgebaut wurde. Zusammen mit der sportlichen Entwicklung und den Erfolgen des ASV Grünwettersbach, wuchsen auch die Rahmenbedingungen.

2011 war der ASV Grünwettersbach noch ein starker Zweitligist, aber scheute noch den Aufstieg ins Oberhaus. Selbst als die Zweitliga-Meisterschaft in der Saison 2011/2012 eingefahren wurde, verzichtete der Club noch auf sein Aufstiegsrecht.

Parallel gab es aber bereits erste Überlegungen, das 1975 errichtete und seit 2008 geschlossene Hallenbad als Tischtennishalle umzubauen. Es dauerte aber noch eine ganze Weile von diesen anfänglichen Abwägungen im Jahr 2011 bis zum Mitgliederentscheid des ASV Grünwettersbach Anfang 2013, die dem Umbau des Hallenbads zu einem Tischtenniszentrum für Trainings- und Spielbetrieb zustimmten. Bei diesem Projekt war der ASV Bauherr und bereits zu Jahresbeginn 2015 gab es die Einweihung des Tischtenniszentrums.

Grundlagen für den Aufstieg in die TTBL geschaffen

Nun waren auch die Grundlagen für einen Aufstieg in die TTBL gegeben und dieses Mal wagte der ASV Grünwettersbach nach der erneuten Meisterschaft in der 2. Bundesliga 2014/2015 mit den Spielern Alvaro Robles, Sam Walker, Jan Zibrat und Geir Erlandsen, den Sprung in die TTBL, während Vizemeister Passau verzichtete.

Man musste zwar in der ersten Saison in der TTBL 2015/2016 noch Lehrgeld bezahlen, nachdem das Team mit den Spielern Joao Geraldo, Alvaro Robles, Sam Walker und Jan Zibrat Tabellenletzter wurden, jedoch konnte man die Klasse halten, nachdem kein Zweitligist eine Lizenz für die TTBL beantragte.

Doch bereits 2016 gab es die nächsten Weiterentwicklungen beim ASV Grünwettersbach. So wurde eine professionelle Trainingsgruppe auf- und ausgebaut und auch der Kader für die Saison 2016/2017 deutlich verstärkt. Neu im Team waren der Japaner Masataka Morizono und Dang Qiu, die zusammen mit Alvaro Robles und Sam Walker die Grundlage für einen gesicherten Mittelfeldplatz legten.
Neben diesen Verbesserungen im sportlichen Bereich, wurde auch weiter in die Infrastruktur investiert, so wurde vor Saisonbeginn eine neue achtstufige Teleskoptribüne installiert, die über 200 Zuschauern Platz bot, so dass einem größeren Publikum Platz geboten werden konnte und darüber hinaus auch die Aufbauarbeit reduziert wurde.

Lebenswerk von Armin Freiburger wächst

Stück für Stück wuchs das Lebenswerk von Armin Freiburger, der keine Kosten und Mühen scheute, um die Bedingungen bei „seinem“ ASV zu verbessern und neben enormen Zeitaufwand auch als großzügiger Sponsor selber vieles finanzierte.

Die Mannschaft wurde weiter verstärkt, so konnten für die Saison 2017/2018 Masataka Morizono, Dang Qiu und Sam Walker gehalten werden und dazu Ricardo Walther verpflichtet werden.
Nicht immer konnten alle Erwartungen erfüllt werden, so sprang nach Platz 6 im Vorjahr in dieser Saison nur Platz 7 raus. Aber Stillstand gab es beim ASV Grünwettersbach mit Armin Freiburger als Motor nicht, denn nicht nur die Personalplanungen für die neue Saison gingen weiter, sondern auch die Verbesserungen in die Rahmenbedingungen.

So konnte 2017 das Karlsruhe Institute of Table Tennis eröffnet werden, mit dem Ziel das Fundament des Tischtennis-Standorts Grünwettersbach nachhaltiger und langfristig zu festigen.

Nicht nur den sportlichen Erfolg im Fokus

Dass es bei ASV ein bisschen wie in einer großen Familie war, zeigte sich manchmal auch an kleinen Beispielen, wie dass Sam Walker sogar mal dabei gesichtet wurde, wie er den Liveticker bei den Kollegen im Drittligateam bediente. Auch diese Aufnahme, bei der man Armin Freiburger im Kreis seines Teams sieht, zeigt die besondere Atmosphäre im Team mit Spielern, Betreuern und Helfern, selbst bei Auswärtsspielen.

Für die Saison 2017/2018 musste zwar Masatako Morizono ersetzt werden und auch die Zeit von Sam Walker beim ASV fand sein Ende, doch konnte das Team mit Sathiyan Gnanasekaran, der bereits mehrfach am KITT trainierte, und Bojan Tokic („Wir sind überglücklich, dass sich Bojan für uns entschieden hat!“ freute sich ASV-Chef Armin Freiburger.) weiter verstärkt werden, nachdem auch Ricardo Walther und Dang Qiu den Karlsruher Vorstädtern erhalten blieben.
Es sprang zwar auch am Ende dieser Saison nur Platz 7 raus, aber die Planungen von Macher Armin Freiburger, Martin Werner und Kollegen gingen weiter nach oben, ohne dabei die anderen Bereiche zu vernachlässigen, so wurden nach und nach immer mehr die Bedingungen bei den Heimspielen verbessert, war auf allen Ebenen in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Fannähe aktiv und mit einer 2. Mannschaft in der 3. Bundesliga gab es auch einen starken Unterbau.

Größten Erfolg der Vereinsgeschichte miterlebt

Zur Saison 2019/2020 gab es einen größeren Umbau des TTBL-Teams, so ersetzte man Ricardo Walther und Bojan Tokic durch Wang Xi und Tobias Rasmussen. Es scheiterte zwar die Verpflichtung bzw. der Einsatz von Cho Seung-Min, der vom südkoreanischen TT-Verband keine Freigabe erhielt, doch nachdem man mit Sathiyan Gnanasekaran verlängern konnte und Dang Qiu noch einen laufenden Vertrag hatte, konnte man auch diese Saison wieder den Blick nach weiter oben wagen. Auch auf der Trainerposition gab es einen Wechsel, so übernahm Joachim Sekinger die Rolle des Coaches von Rade Markovic.
Es war zwar in der TTBL wie verhext und es sprang zum dritten Mal in Folge nur Platz 7 raus, aber das schöne war, dass Armin Freiburger noch den größten Erfolg der Vereinsgeschichte erleben durfte, denn sein Team gewann sensationell den DTTB-Pokal. Vor 4600 Zuschauern in der Ratiopharm Arena Ulm/Neu-Ulm siegte der ASV beim Pokal Final Four im Halbfinale 3:2 gegen den 1. FC Saarbrücken und im Finale 3:2 gegen die TTF Liebherr Ochsenhausen, die im Halbfinale ebenfalls mit 3:2 gegen Borussia Düsseldorf gewannen.

Rücktritt im Jahr des größten Triumphes

Im Jahr des größten Triumphes, trat Armin Freiburger von seinen offiziellen Ämtern zurück, blieb aber dem ASV weiterhin als Ratgeber und Ansprechpartner für seine Nachfolger eine feste Stütze und blieb seinem Club natürlich auch als Zuschauer treu.

Obwohl man Sathiyan Gnanasekaran durch Deni Kozul ersetzen musste, gelang in der Saison 2020/2021 nun endlich auch ein nennenswerter Erfolg in der TTBL, denn das Team konnte als Tabellenvierter erstmals in die Play-Offs einziehen. Im Halbfinale gab es zwar zwei deutliche 0:3 Niederlagen gegen Borussia Düsseldorf, aber zumindest gelang es dem ASV Grünwettersbach, dem Rekordmeister einen Spieler abzujagen. Mit Ricardo Walther konnte der ASV nicht nur einen Rückkehrer begrüßen, sondern diesen auch mit einem Vierjahresvertrag langfristig an den Verein binden.

Mehr als ein Verein – eine große Familie

Das Statement des deutschen Nationalspielers darf man auch als indirektes Dankeschön und Kompliment dafür verstehen, was Armin Freiburger, Martin Werner und die anderen Mitverantwortlichen in Grünwettersbach aufgebaut haben: „Ich bin super froh, bald wieder zurück beim ASV zu sein! Karlsruhe ist meine zweite Heimat geworden und hier fühle ich mich einfach wohl. Deswegen habe ich mich für Grünwettersbach entschieden. Ich will dem Verein helfen, sich in der Liga weiter zu etablieren und stetig zu verbessern. Meine besten Jahre kommen erst noch und ich habe viel vor mit dem ASV. Wir wollen definitiv auch um Titel mitspielen in der Zukunft und die großen Clubs ärgern, so wie es der ASV beim Pokalsieg 19/20 gemacht hat. Ich freue mich auch schon wieder, vor den besten Fans der Liga, der „roten Wand“, zu spielen – das ist einfach unglaublich.“

Auch der langjährige Mitstreiter von Armin Freiburger, Manager Martin Werner brachte es auf den Punkt: „Ich bin überglücklich und auch etwas stolz, dass sich Ric trotz mehreren lukrativen Angeboten für uns entschieden hat. Er kennt den Verein, das familiäre Umfeld und auch das Konzept, weshalb seine Rückkehr eine Herzensangelegenheit ist, wieder Teil des ASV zu sein.“

Abschied vom ASV-Urgestein Armin Freiburger

Die große ASV-Familie musste nun Abschied von ihrem Urgestein Armin Freiburger nehmen. Am Sonntag 23. Januar schlief er im Alter von 65 Jahren friedlich ein. Er fehlt dem Verein als langjährigem Macher, Freund und Weggefährte und alle sind sich einig, dass sie gemeinsam sein Lebenswerk fortsetzen wollen.

Martin Werner, der nicht nur Manager beim ASV ist und in dieser Funktion viele Jahre mit Armin Freiburger zusammenarbeitete, sondern auch gut befreundet mit ihm war, äußerte sich beim Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken betroffen: „Armin war die Seele des ASV Grünwettersbach. Ich habe das über viele Jahre gemeinsam mit ihm – und natürlich auch vielen anderen Helfern – betrieben. Klar, es ist noch nicht so richtig real, dass er nicht mehr da ist. Ich war in ständigem Kontakt mit ihm, auch wenn er nicht mehr so präsent war in der Halle. Er fehlt, das kann man auch nicht beschreiben, wie es ist und auch noch sein wird, weil er das über 40 Jahre hier betrieben hat und wir stehen hier eigentlich nur aufgrund von Armin.“

Text: TT-NEWS Redaktion
Foto: ASV Grünwettersbach