Gert´s EM-Blog: Daumen drücken für einen relaxten Finaltag



Auf Schiedsrichter kann kaum eine Mannschaftssportart verzichten, so auch nicht Tischtennis. Unzählige Kilometer, viel Zeit und auch keine unerheblichen Kosten nehmen die Unparteiischen im Tischtennis auf sich. Einer von den positiv Verrückten ist Gert Selig. Der RTTVR´ler ist einer der vielen internationalen Schiedsrichter und war zuletzt bei den Paralympics aktiv, worüber er bereits auf seiner Facebookseite berichtete. Während der EM bloggt er nun auch auf unserer News-Seite:

Einen schönen Guten Morgen Gruß aus dem sonnigen Rumänien. Heute ist Halbfinaltag und noch immer sind beide deutsche Teams dabei. Das könnte für mich zum kleinen Problem werden. Ich bin nämlich für das morgige Herrenfinale eingeteilt, welches damit also definitiv mit deutscher Beteiligung stattfindet. Wer aber nun denkt, dass ich der deutschen Mannschaft ein Ausscheiden heute Abend wünsche, der irrt sich. Das war noch nie meine Denkweise, dazu mag ich die Truppe viel zu sehr. Also alle Daumen drücken und morgen beide Finals relaxed von der Tribüne anschauen. Die Zeiten, dass ich wild auf Endspiele war, gab es bei mir eigentlich nicht. Ok, es war die Kirsche auf der Sahnetorte, aber dass ich sauer war, wenn ich keins bekam, das kenne ich nicht. Das ist aber bei etlichen Kollegen anders. Da ist auch manchmal Politik im Spiel. Heute habe ich nun Racket-Test und um 16:00 Uhr ein Halbfinale. Es geht um die Gegnerinnen unserer Damen, die sich soeben für das Finale mit einem 3:1 Sieg über Portugal qualifiziert haben. Es ist das Spiel der Gastgeberinnen, also Rumänien gegen Frankreich. Vorhin war ich noch ein wenig Getränke einkaufen in einem kleinen Laden neben dem Hotel. Die Preise sind etwa halb so hoch wie bei uns in Deutschland und es gibt durchaus auch sehr trinkbares einheimisches Bier. Danach bin ich bei herrlichem Spätsommerwetter zur Geldwechselstube gegangen, um das Tagegeld, welches uns hier gegen jede Ankündigung in rumänischen Lei ausgezahlt wurde, möglichst ohne Verlust in Euro zu tauschen. Das gelang mit einem Verlust von 1%, da hier kaum Gebühren genommen werden. Hätte ich es erst in Deutschland umgetauscht, wären hierfür zwischen 10 und 15% Umtauschgebühren fällig geworden. Tragisch war gestern das Viertelfinale der Herren, in dem ich eingesetzt war, zwischen Gastgeber Rumänien und Schweden. Die Mannschaft aus Schweden war zwar als spielstärker eingestuft, aber die Gastgeber hatten durchaus mit den Zuschauern im Rücken das Zeug dazu für eine Überraschung zu sorgen. Leider zog sich Ionescu Mitte seines ersten Spiels eine Verletzung in der Schulter des Schlagarms zu, bei einer weiten Vorhand. Das bekam kaum jemand mit, außer dass man sah, dass er in der normalen Satzpause kurz eingerieben wurde. Aber er verlor das Spiel und wurde dann für das zweite Spiel ersetzt durch einem jungen Nachwuchsspieler, der aber der Nummer 1 der Schweden nichts entgegenzusetzen hatte. Außerdem haben wir gestern unser obligatorisches Gruppenfoto des Umpires- and Referee-Team gemacht. Die davor stattgefundene Spieltagseinweisung war noch ordnungsgemäß mit Maske, aber für das Gruppenfoto wurde diese dann mal mit Luftanhalten für ein paar Sekunden abgesetzt. Bloß gut, dass ich geimpft bin. Ab morgen ist Rumänien ein Hochrisikogebiet und ich muss dann zum Glück nicht in Quarantäne, sondern muss nur das elektronische Anmeldeformular zusätzlich ausfüllen, wenn ich am Montag zurückreise. So, dann genießt das Wochenende und wir lesen uns (hoffentlich) morgen wieder.

Text & Bild: Gert Selig