TTBL: Ochsenhausen gewinnt in Grenzau trotz tollem Karakasevic-Comeback



Es war kein unerwarteter Erfolg der eine Woche zuvor mit einem Sieg über Titelverteidiger Saarbrücken optimal in die Saison gestarteten TTF Liebherr Ochsenhausen – ein ungemein wichtiger jedoch allemal, zumal der Gastgeber alles versuchte und in einigen Matches gut dagegen hielt. Am Ende setzte sich aber die größere Qualität im Kader der Oberschwaben durch, auch wenn deren Topspieler Hugo Calderano gar nicht zum Einsatz kam. Mit zwei 3:1-Siegen sind die TTF hervorragend in die neue Saison gestartet und brennen auf die kommenden Aufgaben, besonders auf das Derby am Freitag in Neu-Ulm und das Pokal-Achtelfinale gegen Fulda-Maberzell zwei Tage später.

Debütant Kulczycki kam, sah und siegte

Das Auftaktmatch hatte es in sich: Ioannis Sgouropoulos, der in Ochsenhausen lebt und trainiert, traf als Grenzaus Nummer eins auf den 18-jährigen TTF-Debütanten Samuel Kulczycki. Der junge Pole spielte im ersten TTBL-Match seiner Karriere vorzüglich und steckte nie auf, auch wenn er einen etwas unglücklich zustande gekommenen 1:2-Satzrückstand hinnehmen musste. Nach einer großen Energieleistung schnappte sich Kulczycki nach Abwehr eines Matchballs noch den umkämpften vierten Durchgang mit 17:15 und lag im Entscheidungssatz immer vorne. Bei 6:5 nahm TTF-Cheftrainer Fu Yong eine Auszeit und sein Schützling machte danach fünf Punkte in Folge zur 1:0-Führung der TTF. „Ich bin stolz auf Samuels Leistung heute, sowohl spielerisch als auch kämpferisch“, lobte Fu Yong. „Das war ein tolles Debüt für den Jungen in der 1. Bundesliga.“

Das war natürlich die Steilvorlage für Simon Gauzy, der es sich nicht nehmen ließ, gegen den belgischen Linkshänder Robin Devos mit einem klaren Dreisatzsieg für den beruhigenden Pausenstand von 2:0 zu sorgen.

„King Kara“ hat nichts verlernt

Gegen den 44-jährigen Aleksandar Karakasevic hätte der aus Grenzau gekommene US-Boy Kanak Jha – in der Weltrangliste immerhin an Position 27 geführt – gerne an alter Wirkungsstätte den TTF-Sieg unter Dach und Fach gebracht, fand jedoch nicht in seinen Rhythmus. „King Kara“ spielte bei seinem Bundesliga-Comeback dagegen seine ganze Routine aus. Der Tischtennis-Dauerbrenner aus Serbien, zuletzt nur noch in der 3. Liga am Ball, brachte auch den engen dritten Satz nach Hause zum 1:2-Anschluss der Westerwälder. Simon Gauzy zeigte Verständnis für seinen fünf Jahre jüngeren Mannschaftskollegen Kanak Jha: „Karakasevic ist schwierig zu spielen und Kanak war ein bisschen nervös, dann verliert man ein solches Match schon mal. Doch Kanak ist ein guter Spieler und wird für das Team noch sehr wichtig werden. Er wird sicher bald wieder die Gelegenheit haben, zu zeigen, was er wirklich kann.“

Leitwolf Gauzy macht gegen seinen Trainingspartner alles klar

Somit musste Gauzy selbst noch einmal an den Tisch. Gegen Ioannis Sgouropoulos war der Weltranglisten-19. in der Favoritenrolle, doch sein Gegner kennt dessen Spiel sehr gut aus der Ochsenhauser Trainingsgruppe und schnappte sich den ersten Durchgang mit 11:8. Dann war der TTF-Franzose aber richtig auf Betriebstemperatur und holte sich die nächsten beiden Sätze ungefährdet. Im vierten Durchgang wurde es nochmal eng, doch Gauzy ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und gewann mit 12:10. „Ich hatte es gegen Devos leichter als gegen Ioannis, der mein Spiel gut kennt, weil wir in Ochsenhausen oft zusammen trainieren“, so der Sieger. „Zu Anfang konnte er mich mit seiner starken Rückhand gut unter Druck setzen, ab dem 2. Satz habe ich aber besser in mein Spiel gefunden, sodass er meist reagieren musste und nicht mehr die Zeit hatte, sein Spiel aufzuziehen. Dennoch war es kein einfaches Match für mich.“

Nach einer Gesamtspieldauer von zwei Stunden und 20 Minuten war vor immerhin 250 Zuschauern – man kann also auch vernünftige Besucherzahlen zulassen, ohne gleich das Schlimmste befürchten zu müssen – der zweite Sieg der Oberschwaben im zweiten Saisonspiel in trockenen Tüchern, während sich Grenzau, wie erwartet, im unteren Drittel der Tabelle wiederfindet.

Prima Einstand in der TTBL: Samuel Kulczycki.

Stimmen zum Spiel

Ochsenhausens Übungsleiter Fu Yong zeigte sich sehr zufrieden: „Das war gar nicht so einfach heute, Grenzau hat alles gegeben, zudem waren die Bälle, die in Verbindung mit den Tischen recht ungewohnte Absprungeigenschaften zeigen, sehr gewöhnungsbedürftig. Doch die Mannschaft hat die Aufgabe wirklich gut gelöst und auch kämpferisch alles gegeben. Mit unserem Saisonstart mit 4:0 Punkten können wir sehr zufrieden sein.“

Auch Simon Gauzy war überaus angetan: „Es war wieder eine sehr gute Teamleistung von uns. Großen Respekt vor Samuel, wie er gleich sein erstes Match in der Bundesliga nach Hause gebracht hat, das natürlich für den Verlauf des Spiels heute sehr wichtig war.“

Kanak Jha zeigte sich als Teamplayer und stellte seine eigene Enttäuschung über die Niederlage gegen Karakasevic hinten an: „Wir sind sehr froh, gewonnen zu haben, da es heute nicht so einfach war. Simon hat für die entscheidenden Punkte gesorgt und Samuel in seinem ersten Spiel gleich gewonnen. Ich bin sehr zufrieden.“

Weniger erfreut kommentierte Grenzaus Grieche Ioannis Sgouropoulos die Partie: „In meinem ersten Spiel war ich etwas nervös und habe einige einfache Fehler gemacht. Die meisten Spiele heute waren eng – ich hoffe, dass es demnächst wieder besser für uns läuft.“

TTC Zugbrücke Grenzau – TTF Liebherr Ochsenhausen 1:3
Ioannis Sgouropoulos – Samuel Kulczycki 2:3 (9:11, 11:5, 12:10, 15:17, 5:11)
Robin Devos – Simon Gauzy 0:3 (7:11, 5:11, 8:11)
Aleksandar Karakasevic – Kanak Jha 3:0 (11:3, 11:7, 12:10)
Ioannis Sgouropoulos – Simon Gauzy 1:3 (11:8, 7:11, 3:11, 10:12)

Beitragsbild oben: Aleksandar Karakasevic hat auch mit 44 nichts verlernt.

Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos (2): Vereine