Nach bescheidenem Saisonstart mit 2:8 Punkten waren die letzten beiden Wochenenden eine große Befreiung für den oberfränkischen Zweitligisten TV Hilpoltstein. Zwei Siege, 12:3 Spiele – die Wende beim potentiellen Spätstarter scheint erfolgt zu sein. Imponierend war der 6:1-Erdrutschsieg am Sonntag gegen die hoch gehandelten Passauer Fortunen. Inzwischen hat man sich in der Tabelle leicht, nämlich auf Rang sieben vorgearbeitet, weist aber nun nur noch zwei Zähler Rückstand auf den fünften Platz auf, mit dem man sich sämtliche Optionen offenhalten würde. Diesen Rang nimmt gegenwärtig die Fortuna ein (8:6), belagert von Grünwettersbach (7:7). Beim Bayern-Duell am Sonntag – bei einer Entfernung von 178 Kilometern Luftlinie und 235 Kilometern auf der Straße wäre der Begriff Derby nicht ganz passend – zeigte der TV Hilpoltstein einmal mehr wie unberechenbar er ist. Diesmal präsentierte er sich in Galaform und spielte den Gegner aus Ostbayern in Grund und Boden.
310 Zuschauer bedeuteten für Zweitligaverhältnisse eine tolle Kulisse. Letzte Saison wäre das der zweitbeste Besuch überhaupt gewesen, diesmal „nur“ der bisher viertbeste, da Neuling Bad Königshofen schon dreimal über dieser Marke lag.
Bis auf ein Doppel – Zwickl/Krcil schlugen Hölter/Dickhardt – ließ der Gastgeber in den kurzweiligen 145 Minuten rein gar nichts anbrennen. Als Nico Christ gegen den leicht angeschlagenen Daniel Zwickl ein fast schon verloren geglaubtes Match noch aus dem Feuer gerissen (11:3, 11:9, 6:11, 6:11, 14:12) und auf 3:1 für seine Farben erhöht hatte, lief bei Hilpoltstein alles wie am Schnürchen, während sich die Passauer in ihr Schicksal fügten.
Bernd Beringer war begeistert: „Es war ein großer Sieg! Passau ist in den Fluten eines Hilpoltsteiner Höhenrausches untergegangen. Gut 300 Zuschauer waren jedenfalls völlig aus dem Häuschen.“ Und der TVH-Chef fügt hinzu: „Selten habe ich unsere Jungs so entschlossen, so entfesselt, so kämpferisch und spielerisch so glänzend gesehen. An so einem Tag schlägst Du alle und alles.“
Allerdings präsentierten sich die Fortunen auch etwas indisponiert, wie Beringer zu berichten weiß: „Die Passauer Freunde waren an diesem Tag genau das Gegenteil von uns: müde, läuferisch schlecht, verunsichert – vor allem nach den tollen Matches von Alexander Flemming und Nico Christ, der das Kunststück fertig brachte, im fünften Satz gegen Zwickl einen 2:7-Rückstand aufzuholen, mit ein bisschen Glück drei Matchbälle abzuwehren und einem schon verloren geglaubten Spiel noch die Wende zu geben.“
Gerade der ungarische Nationalspieler und Olympiateilnehmer Daniel Zwickl erwischte einen unglücklichen Tag: „Zwickl war überhaupt der Pechvogel der gesamten Begegnung“, räumt Beringer ein. „Er war nicht fit ins Match gegangen, hatte wohl eine Darm- oder Magenverstimmung zu verkraften, die ihm viel Kampfkraft raubte. Und wenn der „sportliche Anführer“, warum auch immer, schwächelt, kann der Rest des Teams nur schwer das Ruder herumreißen.“