Am 17. August startete Meister Ochsenhausen in die neue Saison mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken. Es war die Neuauflage des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft vom 25. Mai 2019. Auch wenn zwei Matches äußerst eng verliefen, musste man eine bittere 0:3-Niederlage hinnehmen.
Diese „Klatsche“ machte den Ochsenhauser Spielern – bei aller Qualität des Gegners – schon eine Weile auch mental zu schaffen.
Nun, der Rest der Vorrunde verlief deutlich erfolgreicher und so stehen die TTF aktuell mit 16:6 Punkten auf einem Play-off-Platz. Am Freitagabend im Rückspiel bei den Saarländern zum Auftakt der Rückrunde möchte man zu gerne Revanche nehmen für die erste Begegnung, bei der man sich unter Wert verkauft hatte. Leicht wird dies natürlich nicht, denn nicht zufällig führt Saarbrücken die Tabelle der Tischtennis Bundesliga an. Bei einem Sieg an der Saar würden die Oberschwaben nach Punkten gleichziehen. Es wäre ein immens wichtiger Schritt auf dem Weg in die Play-offs.
Saarbrücken hat eine bärenstarke Truppe. Mit dem zuvor aus der Super League bekannten chinesischen Linkshänder Shang Kun hat man eine schwer zu schlagende Nummer eins, die sich auf Anhieb glänzend in der TTBL zurechtgefunden hat. Ihm folgt mit dem deutschen Nationalspieler Patrick Franziska ein Akteur, der inzwischen mit Boll und Ovtcharov fast auf Augenhöhe ist und bei den großen Turnieren der letzten Monate mehrfach Topchinesen geschlagen hat. Ganz stark war zuletzt auch der 21-jährige Slowene Darko Jorgic, dessen 10:3-Bilanz in der TTBL Bände spricht. Noch nicht ganz so erfolgreich ist bisher der 19-jährige Rumäne Cristian Pletea, während der Tscheche Tomas Polansky immer besser wird – seine Weltranglistenposition (163) ist ein Witz, bei dem man kaum lachen kann. In der Bundesliga steht er aktuell 5:1 und hat im Hinspiel keinen Geringeren als Hugo Calderano geschlagen.
Die TTF-Asse zeigten sich zuletzt in guter Verfassung. So etwa beim glatten 3:0-Erfolg in Mühlhausen zum Abschluss der Vorrunde. Beim World Cup letzte Woche im chinesischen Chengdu konnte sich Simon Gauzy in den Gruppenspielen für das Hauptfeld qualifizieren, hatte aber Lospech und traf gleich im Achtelfinale auf Weltmeister und Olympiasieger Ma Long (China), dem er nach heftiger Gegenwehr mit 2:4 unterlag. Der an vier gesetzte Hugo Calderano besiegte im Achtelfinale den US-Amerikaner Kanak Jha, zog allerdings im Viertelfinale gegen Taiwans jungen Weltstar Lin Yun-Ju mit 1:4 den Kürzeren. In der heute veröffentlichten Dezember-Weltrangliste bleibt der Brasilianer die Nummer sechs der Welt, während sich Gauzy von Platz 22 auf 21 verbesserte. Jakub Dyjas bleibt 71., während Stefan Fegerl von 81 auf 78 kletterte. Den größten Sprung machte der junge Vladimir Sidorenko, der 24 Plätze nach oben sprang und nun an Position 169 steht. Sie alle sind heiß darauf, aus Saarbrücken etwas Zählbares mitzunehmen.
Natürlich ist der FCS ein extrem schwerer Gegner und die TTF fahren, auch wenn sie amtierender Deutscher Meister sind, keineswegs als Favorit an die Saar. Ein Sieg in der „Höhle des Löwen“ wäre schon ein echter Coup. Dennoch hat es die Oberschwaben in den letzten Jahren immer ausgezeichnet, gegen die großen Gegner große Leistungen abzurufen. „Saarbrücken ist einer der großen Favoriten in dieser Saison“, sagt auch Cheftrainer Dmitrij Mazunov. „Wir wollen in Saarbrücken natürlich etwas mitnehmen, aber es wird nicht einfach. Die Tagesform wird entscheiden und wir versuchen, uns bis dahin bestmöglich vorzubereiten.“
TTBL, 12. Spieltag, Freitag, 19.00 Uhr: 1. FC Saarbrücken TT – TTF Liebherr Ochsenhausen
DIE MANNSCHAFTEN
1. FC Saarbrücken TT
Shang Kun CHN, 29 Jahre, WRL —, TTBL: 7:1
Patrick Franziska GER, 27 Jahre, WRL 15, TTBL: 6:3
Darko Jorgic SVN, 21 Jahre, WRL 43, TTBL: 10:3
Cristian Pletea ROU, 19 Jahre, WRL 76, TTBL: 1:2
Tomas Polansky CZE, 21 Jahre, WRL 163, TTBL: 5:1
Doppel: Shang Kun/Patrick Franziska 1:0; Darko Jorgic/Tomas Polansky 1:0; Shang Kun/Tomas Polansky 0:1; Cristian Pletea/Tomas Polansky 0:1
Cheftrainer: Slobodan Grujic SRB, 46 Jahre
TTF Liebherr Ochsenhausen
Hugo Calderano BRA/POR, 23 Jahre, WRL 6, TTBL: 8:1
Simon Gauzy FRA, 25 Jahre, WRL 21, TTBL: 6:5
Stefan Fegerl AUT, 31 Jahre, WRL 78, TTBL: 3:6
Jakub Dyjas POL, 23 Jahre, WRL 71, TTBL: 5:3
Vladimir Sidorenko RUS, 17 Jahre, WRL 193 (U21-WRL Platz 1), TTBL: 2:2
Doppel: Stefan Fegerl/Vladimir Sidorenko 2:0
Cheftrainer: Dmitrij Mazunov RUS, 48 Jahre
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher