In der 2. Liga Herren geht es oben sehr eng zu. Ein einziger Punkt trennt Herbstmeister TTC OE Bad Homburg vom Tabellenfünften Borussia Dortmund – beide übrigens heiße Kandidaten für einen möglichen Aufstieg in die TTBL. Mit 10:0 Punkten waren die Hessen souverän gestartet, bevor Sand ins Getriebe kam.
Interessant ist auch die Frage nach dem zweiten Absteiger – Schlusslicht Leiselheim (1:17 Punkte) scheint bei fünf Zählern Rückstand aufs rettende Ufer bereits abgeschlagen. Saarbrücken II (5:13), Celle (6:12) und Köln (7:11) kämpfen darum, die Runde mindestens auf dem sicheren achten Platz zu beenden.
Wir möchten uns hier aber vornehmlich mit Bad Homburg befassen, das in Bestbesetzung aktuell sicher nicht schlechter ist als Grenzau und Jülich im Oberhaus.
Vorübergehende Durststrecke nach 10:0-Auftakt
Nach den fünf klaren Siegen in der ersten Vorrundenhälfte kassierte man in starker Aufstellung gegen die ebenfalls zur Spitzengruppe zählenden Mainzer im Derby mit 4:6 die erste Saisonniederlage. Dabei erwies sich der Schachzug der Rheinhessen, Luka Mladenovic einzusetzen, der eigentlich im Regionalligateam aufschlägt, als spielentscheidend. Mit dem unkonventionellen Materialspiel des Luxemburgers kam nicht einmal Lev Katsman zurecht. Dies zeigt natürlich auch, dass die jungen Top-Athleten in den Elite-Kadern nicht auf außergewöhnliche Spielweisen trainiert werden.
Es folgten ein Remis gegen Celle und eine 4:6-Niederlage beim BVB – beide Male ohne Spitzenspieler Desai. Doch man fand zurück in die Erfolgsspur, obwohl die personellen Voraussetzungen nicht günstiger wurden.
Gegen Bad Hamm zurück in die Erfolgsspur
Der Inder fehlte zwar auch letzten Sonntag beim Vorrundenabschluss gegen Bad Hamm, doch da gelang der Truppe aus der Kurstadt ein glatter 6:2-Erfolg, nicht zuletzt weil man mit 4:0 einen sensationellen Start hinlegte. Der 14-jährige Tayler Fox aus dem Oberliga-Team war als Ersatzmann aufgeboten worden und brachte gemeinsam mit Rares Sipos das Kunststück fertig, im Doppel die Hammer Mühlbach/Pellny mit 3:1 zu schlagen. Zudem gewannen Rares Sipos und Lev Katsman ihre ersten Einzel jeweils in der Verlängerung des Entscheidungssatzes. Womöglich stand an diesem Nachmittag für den TTC OE die jüngste Zweitligamannschaft aller Zeiten am Tisch. 19, 18, 17 und 14 Jahre, was ein Durchschnittsalter von 17 Jahren ergibt.
Der sportliche Leiter Sven Rehde zeigte sich nach Spielende begeistert: „Die 2:0-Führung nach den Doppeln brachte uns das nötige Selbstvertrauen. Taylor Fox zeigte an der Seite von Sipos eine taktische Meisterleistung. Jetzt gilt es Kraft zu tanken und in der Rückrunde wieder voll auf Angriff zu setzen.“
Auch der Sportliche Leiter Mirko Kupfer zeigte sich nach Spielende sehr zufrieden: „Wir wussten vor Beginn der Saison nicht wirklich, was uns erwartet mit dieser neu formierten Mannschaft. Doch für das, was unserer Team gezeigt hat, trotz des Verletzungspechs der letzten Wochen, muss man ihm großen Respekt zollen. Wir sind froh, diesen Schnitt in der Mannschaft vor der Saison durchgeführt zu haben. Mal sehen, wo uns das noch hinführt.“
Klar ist auch, dass Toptalente wie Sipos oder Katsman nicht im Unterhaus bleiben möchten, ihr Ziel ist eindeutig die TTBL, in der auch Desai spielen könnte. Noch eine gute Nummer eins verpflichtet sowie Samuel Kulczycki und Nils Hohmeier hintendran – schon wäre man in der höchsten Spielklasse kein Kanonenfutter mehr, abgesehen davon, dass man sich den Luxus von sechs Spielern dort kaum erlauben würde.
Durch den in dieser Aufstellung zuvor eigentlich kaum für möglich gehaltenen 6:2-Sieg konnte der TTC OE jedenfalls am Ende der Hinrunde doch noch die Spitzenposition von den punktgleichen Mainzern zurück erobern – beide haben 13:5 Punkte auf dem Konto, Sipos und Co. weisen aber das klar bessere Spielverhältnis auf. Es folgt in der Tabelle ein Trio mit jeweils 12:6 Punkten bestehend aus Hilpoltstein, Passau und Dortmund. Der Tabellensechste Bad Hamm ist mit 9:9 Zählern jenseits von Gut und Böse.
Rückrunde: Fragezeichen bei Desai und Hohmeier
Wenn die Bad Homburger Mannschaft mit Harmeet Desai (Einzelbilanz 8:2), Rares Sipos (10:6), Lev Katsman (12:2, davon vorne 6:1) und Samuel Kulczycki (6:5) beziehungsweise Nils Hohmeier (1:1) spielt, kann sie eigentlich kaum anders, als Meister zu werden. Zumal man mit Katsman/Kulzycki – beide aus dem Ochsenhausener Liebherr Masters College – noch ein starkes Spitzendoppel stellen kann (Bilanz: 6:1). Doch der Inder wird nicht immer zur Verfügung stehen. Mirko Kupfer erklärt auf Nachfrage, dass Desai „größtenteils“ spielen wird und beziffert dessen Einsatzquote in der Rückrunde auf circa 75 Prozent. Hohmeier laboriert derzeit noch an seiner Rückenverletzung. Kupfer: „Wann Nils wieder spielen kann, können nur er und sein Arzt beurteilen. Ich bin positiv gestimmt.“
Zum Thema TTBL möchte der Sportliche Leiter derzeit übrigens noch keine Aussage treffen: „Dazu möchte ich mich noch nicht aus dem Fenster legen.“
Text & Fotos (7): Dr. Stephan Roscher