Es war das vorerst letzte Schwabenderby in der Tischtennis Bundesliga – bekanntlich zieht Frickenhausen nach der Saison sein Team in die 2. Liga zurück – und es war ein eminent wichtiges für Gastgeber TTF Liebherr Ochsenhausen, der am Ende mit 3:1 die Nase vorn hatte.
Durch den Derbysieg erhielten sich die Oberschwaben nicht nur die Chance auf den Einzug in die Play-offs, sondern vergrößerten diese. Da es noch etwas Schützenhilfe durch den Tabellendritten und nächsten TTF-Gegner Grenzau gab, der mit 3:1 in Saarbrücken gewann, stießen die Schützlinge von Dubravko Skoric nämlich zwei Spieltage vor Schluss der Punktrunde wieder auf Rang vier vor, den „Platz an der Sonne“, der den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft bedeuten würde.
Zwar weisen der Fünfte (Bremen) und der Sechste (Saarbrücken) ebenso viele Punkte auf wie Gauzy und Co. (18:14), doch spricht das Spielverhältnis für die Ochsenhausener. Somit kann man es also wieder aus eigener Kraft schaffen.
Hätte indes Saarbrücken gegen die Grenzauer gewonnen, wäre man auf fremde Hilfe angewiesen. So kann man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen, was grundsätzlich die angenehmere Variante ist. Zwei „Endspiele“ stehen bevor, auswärts in Grenzau (15.03.), zu Hause gegen Bremen (29.03.). Gewänne man beide, wäre das Ziel definitiv erreicht. Dann nämlich würde man Düsseldorf und Fulda-Maberzell, die bereits qualifiziert sind, und Grenzau, das so gut wie sicher dabei ist, in die Play-offs folgen. Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben – es sind zwei richtig schwere Partien, die die jüngste Mannschaft der TTBL noch vor der Brust hat.
Nun zur Partie gegen den Tabellenachten Frickenhausen, der recht locker aufspielen konnte, weil das Schicksal geklärt ist und man sich nicht mehr im Abstiegskampf befindet. Es entwickelte sich ein munteres, kurzweiliges Spiel von zweieinhalb Stunden. Die Ochsenhausener hatten zwar erwartungsgemäß Vorteile, waren aber dennoch richtig gefordert und mussten entsprechend kämpfen.
Die Handikaps waren insofern gerecht verteilt, als beide Klubs auf ihren Russen – Kirill Skachkov bei den TTF und Mikhail Paykov bei Frickenhausen – verzichten mussten, die bereits in die Heimat zu den nationalen Meisterschaften aufgebrochen waren.
Zunächst musste Simon Gauzy durchaus Gas geben, um sich letztlich doch relativ deutlich gegen Qiu Dang, den einen der beiden Trainersöhne, durchzusetzen. Doch der „Tälesklub“ konnte ausgleichen. Hugo Calderano, auf Position zwei vorgerückt, da Liam Pitchford leicht angeschlagen war, verlor gegen Frickenhausens winzigen Wirbelwind, den japanischen Weltranglisten-36. Masataka Morizono, nach gutem erstem Satz völlig die Kontrolle über das Match und musste eine 1:3-Niederlage quittieren. Trotz seiner leichten Hüftprobleme ließ Liam Pitchford gegen Qiu Liang, den anderen Trainersohn im Gästeteam, nichts anbrennen – nach knapp verlorenem erstem Satz hatte der junge Brite das Match im weiteren Verlauf klar im Griff.
Nun konnte Simon Gauzy zum Mann des Tages avancieren und mit seinem zweiten Sieg alles klarmachen. Doch dazu musste kein Geringerer als Morizono geschlagen werden, der mit seinen 19 Jahren schon so viele internationale Turniere gespielt hat, dass man ihn fast als Routinier bezeichnen möchte. Anfänglich sah es gar nicht gut aus, die ersten beiden Sätze gingen an den wieselflinken Asiaten. Doch der TTF-Franzose wollte unbedingt den Sieg und erhöhte die Schlagzahl. Knapp mit 13:11 in der Verlängerung brachte er Durchgang drei nach Hause und drehte das Match, indem er auch die folgenden beiden Sätze (11:8, 11:7) für sich verbuchte. Der neunte Ochsenhausener Saisonsieg in Europas Topliga war in trockenen Tüchern.
Kristijan Pejinovic hatte Grund zur Zufriedenheit: „Wir haben verdient gewonnen. Der Einstieg durch Simon war gut, Hugo hatte aber anschließend Probleme gegen einen Morizono, der fast fehlerfrei spielte. Er war zwar im ersten Satz noch obenauf, hatte dann aber nichts zuzusetzen und fand keine Lösungen gegen seinen immer stärker werdenden Gegner. Liam löste seine Aufgabe trotz seiner leichten Hüftprobleme souverän. Und zum Schluss gab es noch einen richtigen Krimi zwischen Morizono und Simon, der unser Matchwinner war. Nach 0:2-Rückstand hat er sich gut ins Match herein gearbeitet und seine Aufgabe auch strategisch gut gelöst. Er musste sogar noch einen Matchball im 3. Satz abwehren, insgesamt war seine Leistung sehr, sehr gut.“ Ochsenhausens Präsident fügte hinzu: „Jetzt schauen wir weiter. Zunächst stehen diverse nationale Meisterschaften auf dem Programm und dann geht es ja schon nach Grenzau.“
TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC matec Frickenhausen 3:1
Simon Gauzy – Qiu Dang 3:1 (11:8, 11:4, 7:11, 11:6)
Hugo Calderano – Masataka Morizono 1:3 (11:9, 6:11, 2:11, 6:11)
Liam Pitchford – Qiu Liang 3:1 (911, 11:3, 11:1, 11:4)
Simon Gauzy – Masataka Morizono 3:2 (7:11, 8:11, 13:11, 11:8, 11:7)