Die Fans in der ausverkauften Dr.-Hans-Liebherr-Halle durchlebten ein Wechselbad der Gefühle. Zur Pause lag Ochsenhausen im Spitzenspiel gegen Fulda-Maberzell scheinbar aussichtslos im Hintertreffen, doch das Team kämpfte sich zurück.
Die Oberschwaben egalisierten und schienen im fünften und entscheidenden Match bei 2:0-Satzführung für Hugo Calderano gegen Ruwen Filus schon auf der Siegerstraße. Doch dann gingen dem 20-jährigen Brasilianer sichtlich die Kräfte aus, so dass der Gast aus Hessen nach dreieinhalb Stunden doch noch einen knappen Sieg bejubeln durfte.
Nichtsdestoweniger waren sich alle einig: das war ein Hammerspiel, prickelnd und dramatisch von Anfang bis Ende mit sämtlichen fünf Matches in der reizvollen Konstellation Angriff vs. Abwehr, was es in der TTBL so noch nie gegeben hat. 11:10 Sätze zugunsten der Ochsenhausener und 188:189 Bälle zugunsten Fuldas dokumentieren, wie ausgeglichen das Spiel war und wie dicht beieinander die beiden Rivalen agierten.
Zunächst hatte der Weltranglisten-14. Simon Gauzy ein wenig überraschend das enge Match gegen den Ex-Ochsenhausener Ruwen Filus verloren. Hugo Calderano, der etwas ausgelaugt wirkte – personelle Alternativen gab es keine, da Jakub Dyjas Schmerzen am Knie hatte und Joao Geraldo erkrankt war -, war anschließend gegen Fuldas Spitzenspieler Wang Xi nur im zweiten Satz auf der Höhe. In den anderen dominierte der sicher agierende Chinese mit deutschem Pass, gegen den sich der TTF-Brasilianer zu viele Konzentrationslöcher leistete.
Das jüngste Team der Bundesliga zeigte jedoch Moral und biss sich nochmals richtig in das Spiel hinein. Zunächst besiegte ein überzeugender Yuto Muramatsu den Dänen Jonathan Groth ohne Satzverlust, im Anschluss rang Simon Gauzy im Duell der Einser Wang Xi in vier Durchgängen nieder. Es folgte das Abschluss-Match zwischen Calderano und Filus, nach dem der Unterlegene wie ein Häufchen Elend auf der Bank saß und die Welt nicht mehr verstand. Aber der Spitzensport kann mitunter eben gnadenlos sein.
Ochsenhausen fiel einstweilen mit nun 12:4 Punkten auf Platz drei der Tabelle zurück, wird am letzten Spieltag der Vorrunde als dann spielfreies Team jedoch noch auf Platz zwei klettern, da sich der neue Spitzenreiter Düsseldorf und das punktgleiche Fulda-Maberzell (je 12:2) gegenüberstehen werden und der Verlierer danach ebenfalls 12:4 Punkte und das schlechtere Spielverhältnis als die TTF aufweisen wird. Der inoffizielle Herbstmeistertitel ist nach der heutigen Niederlage allerdings nicht mehr drin. Im alten Jahr haben die Oberschwaben noch eine Bundesligapartie vor der Brust, nämlich zum Auftakt der Rückrunde am 18. Dezember beim derzeitigen Schlusslicht Grenzau.
Ochsenhausener Stimmen zum Spiel
Cheftrainer Dubravko Skoric: „Es war ein sehr spannendes Spiel von zwei Mannschaften auf Augenhöhe. Es war keine schlechte Leistung von uns, besonders wie wir uns nach dem 0:2 wieder herangekämpft haben, hat mir gefallen. Bei Fulda war heute Filus besonders stark. Hugo [Calderano] hat gegen ihn zwei Sätze super gespielt und fast alles getroffen, doch dann war er physisch nicht mehr in der Lage, dieses Niveau weiter zu spielen. Er hatte nicht mehr die Power, die er gebraucht hätte, um zu gewinnen.“
Simon Gauzy: „Es ist sehr schade, dass wir heute nicht gewinnen konnten, wir haben aber trotzdem nicht schlecht gespielt und den Zuschauern ein interessantes, spannendes Spiel geboten. Fulda hat eine starke Mannschaft, da kann man schon mal verlieren. Filus hat mich heute überrascht, er war besonders gut drauf, auch wenn ich gegen ihn schon öfters knappe Spiele hatte, die mal für mich und mal für ihn ausgegangen sind. Dennoch halte ich Wang Xi eigentlich für den gefährlicheren Gegner, doch gegen ihn habe ich taktisch besser gespielt und deshalb gewonnen.“
TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Glückwunsch an Fulda! Sie waren heute den entscheidenden Tick besser und haben verdient gewonnen. Ich bin jetzt keineswegs traurig, dass wir heute verloren haben. Wir werden nach der ersten Halbrunde Zweiter sein, weil Fulda und Düsseldorf am letzten Spieltag noch gegeneinander spielen und einer die Punkte abgeben wird. Mit Platz zwei können wir leben. Die Spieler haben heute wieder etwas gelernt, solche Spiele braucht es zum weiteren Reifungsprozess. Es war auf jeden Fall wichtig, dass die Mannschaft heute Charakter gezeigt und sich zurückgekämpft hat. Ich sehe der Rückrunde und dem weiteren Verlauf der Saison optimistisch entgegen.“
TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 2:3
Simon Gauzy – Ruwen Filus 2:3 (9:11, 11:4, 8:11, 11:5, 9:11)
Hugo Calderano – Wang Xi 1:3 (7:11, 11:7, 5:11, 4:11)
Yuto Muramatsu – Jonathan Groth 3:0 (11:8, 11:8, 11:9)
Simon Gauzy – Wang Xi 3:1 (9:11, 11:8, 11:7, 11:9)
Hugo Calderano – Ruwen Filus 2:3 (11:5, 11:9, 4:11, 8:11, 4:11)
Fotos (2): Dr. Stephan Roscher