Liu Dingshuo vs. Xu Xin und Ding Ning vs. Liu Shiwen lauten die Einzel-Final-Paarungen bei den mit 316.000 US-Dollar dotierten Australian Open in Geelong. Bester Deutscher war Patrick Franziska, der es ins Viertelfinale schaffte, dort aber gegen den an zwei gesetzten Xu verlor.
Nach dem 4:0 (11:7, 11:3, 11:9, 11:9) gegen Franziska behielt Xu auch im Halbfinale gegen Tomokazu Harimoto die Oberhand. 4:2 (11:5, 11:8, 9:11, 11:5, 9:11, 11:7) hieß es am Ende aus Sicht des 28-jährigen Chinesen, der längst noch nicht zum alten Eisen gehört. Im Match um die Goldmedaille steht ihm Liu Dingshuo gegenüber – der 20-Jährige steht in der Weltrangliste infolge zu weniger internationaler Einsätze gerade einmal auf Position 140 und stand im Übrigen noch nie besser als auf 115. Doch gilt der Super-League-Spieler als unberechenbar und spielt in Australien ein starkes Turnier – immerhin hat er unter anderem Jun Mizutani (4:3), seinen bis dahin überragenden Landsmann Yu Ziyang und Yuya Oshima (4:0) aus dem Turnier geworfen. Krasser Außenseiter ist er jedenfalls nicht im Endspiel trotz des großen Namens seines Gegners.
Bei den Damen waren ab dem Achtelfinale nur noch Asiatinnen vertreten. Es erwies sich, das die Top-Japanerinnen gegen die Nicht-Mehr-Ganz-So-Top-Chinesinnen keine Chance haben, wobei natürlich die Weltranglisten-Platzierung von Ding Ning (16) lachhaft ist und die von Liu Shiwen (6) zwar realistischer anmutet, jedoch nicht widerspiegelt, dass die 27-jährige einstige Nummer eins der Welt eindeutig stärker ist als die vor ihr positionierten Japanerinnen Kasumi Ishikawa (4) und Mima Ito (5). Mit Ishikawa hatte es allerdings Ding Ning, immerhin amtierende Weltmeisterin und Olympiasiegerin, im Halbfinale zu tun – und das war alles andere als ein Match auf Augenhöhe. Ding hatte das Heft beim 4:0 klar in der Hand, ebenso wie eine Runde zuvor gegen Miu Hirano, als Achte die dritte Japanerin unter den Top 10 der Welt.
Liu dagegen schaltete ihre starke Landsfrau Gu Yuting – kommende Saison bei berlin eastside für die Champions League gemeldet – in sechs Sätzen aus, spielte anschließend mit der Südkoeanerin Yang Haeun Katz und Maus, um schließlich in der Vorschlussrunde mit He Zhuojia, 19 Jahre jung und aktuelle Nummer 147 der Welt (!), einer weiteren Chinesin in sechs Sätzen das Nachsehen zu geben. Jahrelang waren Duelle zwischen Ding Ning und Liu Shiwen das Nonplusultra im Damen-Tischtennis – und nun steht am Sonntag ein weiteres um den Sieg bei den Australian Open an.
Vor den Einzel-Finals wird um Gold in den Doppeln gespielt. Bei den Herren treffen die Koreaner Jeoung Youngsik/Lee Sangsu auf die Japaner Masataka Morizono/Yuya Oshima. Die Nummer 10 der Doppel-Weltrangliste gegen die Nummer 1. Wetten möchte man dennoch keine abschließen. Ricardo Walther/Patrick Franziska waren im Viertelfinale an den Taiwan-Chinesen Liao Cheng-Ting/Lin Yun-Ju gescheitert. Vor dem Damen Endspiel hat Japan Gold bereits in der Tasche. Hina Hayata/Mima Ito stehen dem Defensiv-Duo Honoka Hashimoto/Hitomi Sato gegenüber.
Im Mixed sind die Medaillen schon vergeben. Im rein südkoreanischen Finale setzten sich Lee Sangsu/Jeon Jihee mit 3:2 gegen Lim Jonghoon/Yang Haeun durch.
Für die vier angereisten Ochsenhausener waren die Australian Open ein gebrauchtes Turnier. Es lief so gut wie nichts zusammen – alle wirkten überspielt, obwohl wir gerade am Anfang einer neuen Saison stehen, und nicht frisch. Jang Woojin, wenige Tage zuvor noch Koreas neuer Nationalheld, und Jakub Dyjas „überlebten“ die Qualifikation nicht, während die gesetzten Hugo Calderano (3:4 gegen Yuya Oshima) und Simon Gauzy (2:4 gegen Kamal Sharath Achanta) die 1. Hauptrunde nicht überstanden. Wenig berauschend auch der Auftritt von Calderano und Gauzy im gemeinsamen Doppel. Gegen das DTTB-Duo Walther/Franziska musste man im Achtelfinale ein glattes 0:3 quittieren.
Zu den Ergebnissen der Australian Open
Text & Foto Xu Xin: Dr. Stephan Roscher
Foto Liu Shiwen: ITTF