TTBL: Ochsenhausen verliert Krimi an der Weser und hadert mit Schiedsrichterentscheidungen



Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben am Dienstagabend die wichtige Bundesligapartie des 15. Spieltags beim SV Werder Bremen mit 2:3 verloren. Es ging über die volle Distanz. Das Ochsenhauser Doppel Simon Gauzy/Samuel Kulczycki musste nach exakt 180 Minuten Gesamtspielzeit ein 2:3 gegen das Werder-Duo Marcelo Aguirre/Hunor Szöcs quittieren, wobei dessen 13:11-Erfolg im Entscheidungssatz durch zwei umstrittene Schiedsrichterentscheidungen begünstigt wurde.

Außer Spesen nichts gewesen – so das Fazit der Oberschwaben, für die schon die am Montag frühmorgens begonnene Reise gen Norden alles andere als eine lockere Wellnesstour war. Da die Flüge nach Bremen von München und Stuttgart aus zurzeit alle gecancelt sind, hatte man sich – keine leichte Übung mit dem ganzen Tross und allem Gepäck – für die Anreise per Bahn entschieden. Die Spieler sollten sich so auf der 715 Kilometer weiten Tour etwas bewegen können und nicht ganz so eingepfercht sein wie in PKWs. Zudem rechnete man mit kritischen winterlichen Straßenverhältnissen und wollte kein Risiko eingehen.

Doch nun zum Sportlichen. Zunächst sah sich der junge Samuel Kulczycki mit Vizeweltmeister Mattias Falck konfrontiert, der erneut einen Toptag erwischt hatte. Kulczycki hielt recht gut mit, konnte aber eine 1:3-Niederlage nicht verhindern. Hugo Calderano hatte anschließend wenig Mühe, durch ein 11:6, 11:7 und 11:4 gegen den in dieser Saison noch sieglosen Hunor Szöcs den Ausgleich unter Dach und Fach zu bringen. Alles wie erwartet bis dahin.

Gegen Kirill Gerassimenko musste Simon Gauzy über fünf Sätze gehen, hatte den Kasachen jedoch im Entscheidungsdurchgang (11:5) recht gut im Griff. „Gerassimenko hat Simon schon oft heiße Duelle geliefert, sein Spiel liegt ihm nicht so gut, weil es zwischen den beiden ständig über die Rückhand geht“, erläutert TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. „Doch Simon hat es gut gelöst.“ 19:4 lautet nunmehr die beeindruckende Bundesligabilanz des 26-jährigen Franzosen.

2:1, Hugo Calderano hätte nun gegen Falck den Sack zumachen können, doch es misslang. Der Schwede spielte herausragend und brachte dem Brasilianer mit 11:8, 11:9 und 12:10 die erste Einzelniederlage der Saison in der TTBL bei. „Mattias ist ein Topspieler, er hat unglaublich gut gespielt“, erkannte Calderano die Leistung seines Gegners an. Auch Pejinovic zollte Falck Respekt für dessen bärenstarken Auftritt: „Mattias Falck ist derzeit richtig gut in Form und hat nicht von ungefähr seine letzten sechs Matches gewonnen. Kein Vorwurf an Hugo.“

„Das war kein Fairplay“

Es ging also ins Doppel und das wurde eine haarige Abgelegenheit. Simon Gauzy/Samuel Kulczycki, im Pokalhalbfinale gegen Bergneustadt Matchwinner für die TTF, gewannen den ersten Satz knapp mit 12:10, mussten im zweiten ein klares 3:11 hinnehmen und verloren den dritten Durchgang knapp (9:11). Im vierten Satz hatten sie wiederum das Heft in der Hand (11:3) und der fünfte war dann nichts für schwache Nerven. Dann der erste strittige Moment: Bei 7:6-Führung für die Ochsenhauser setzte Marcelo Aguirre einen Ball an die Außenkante, doch anstatt auf 8:6 zu entscheiden, gab der Schiedsrichter den Punkt an die beiden Bremer zum 7:7. „Es war so klar zu erkennen, dass der Ball außen war“, so Kristijan Pejinovic. „Natürlich muss ein Schiedsrichter schnell eine Tatsachenentscheidung treffen, doch Aguirre hätte ihn darauf hinweisen müssen. Dass er es nicht getan hat, war kein Fairplay.“ Später beim Stand von 11:12 – das TTF-Duo hatte zwischenzeitlich einen Matchball vergeben – spielte Simon Gauzy einen ganz ähnlichen Ball wie zuvor Aguirre, den der Schiedsrichter aber im Aus sah. Damit war nicht nur das Match, sondern die gesamte Partie entschieden. Es endete mit einem Missklang, schade bei einer solch hochklassigen, dramatischen Partie. Dass die Ochsenhauser, selbst als ungemein faire Sportsleute bekannt, ihrer Unzufriedenheit auch Luft machten, ist sicher nur zu verständlich.

„Das ist heute wirklich unglücklich für uns gelaufen“, zog Pejinovic Bilanz. „Die heutige Niederlage und die Niederlage in Mühlhausen waren schon ärgerlich, diese Punkte hätten wir gebraucht, um ein Polster zu schaffen. Kein Vorwurf an das Team, der Kampfgeist war absolut da, nun gilt es, den Mund abzuputzen und sich umso mehr vorzubereiten. Jetzt haben wir nur noch extrem wichtige Spiele vor uns.“

„Das Spiel war bis zum letzten Ball unheimlich spannend“, sagte Werder-Trainer Cristian Tamas nach dem dritten Sieg des Tabellenneunten in Serie. „Wir sind sehr glücklich, gewonnen zu haben, und werden weiterhin um jeden Punkt und jeden Platz kämpfen.“

Durch die Niederlage sind die Oberschwaben mit nun 20:12 Punkten auf Platz drei der Bundesligatabelle zurückgefallen, was an sich kein Beinbruch wäre, wenn es nicht durch die Ergebnisse des Dienstags inzwischen in der Tabelle so eng zugehen würde, dass die Rivalen bis hin zum Tabellenachten Bergneustadt nach Minuspunkten nur maximal zwei Zähler entfernt sind. Und Grünwettersbach (3:2-Sieger in Saarbrücken), das erste Team auf einem Nicht-Play-off-Platz, hat lediglich eine Partie weniger ausgetragen und weist aktuell 18:12 Punkte auf, ist also ganz dicht dran an den TTF. Und deren nächste Aufgabe, das Heimspiel gegen Ligaprimus Düsseldorf am 5. Februar, könnte schwieriger nicht sein. Zwei Tage später geht es dann nach Grünwettersbach, und da wäre eine Niederlage fatal. Man muss jedenfalls davon ausgehen, dass es noch ein langer Weg bis zur Qualifikation für die Play-off-Runde sein wird und dass Simon Gauzy und Kollegen in den ausstehenden sechs Partien noch einige Male absolute Topleistungen abrufen müssen, um das große Ziel, das eigentlich nur ein Zwischenziel ist, zu erreichen.

In Topform: Mattias Falck

Die Chancen des SV Werder auf die Meisterschaftsendrunde sind bei 16:16 Punkten trotz des Sieges gegen Ochsenhausen eher gering, es sei denn, man baut die Serie mit drei Siegen in Folge aus und gewinnt die nächsten drei oder vier Partien ebenso. Am 03.02. in heimischer Halle gegen Bergneustadt darf nichts schieflaufen für die Grün-Weißen, sonst war es das endgültig.

SV Werder Bremen – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2
Mattias Falck – Samuel Kulczycki 3:1 (11:8, 11:8, 10:12, 11:7)
Hunor Szöcs – Hugo Calderano 0:3 (6:11, 7:11, 4:11)
Kirill Gerassimenko – Simon Gauzy 2:3 (9:11, 12:10, 8:11, 11:9, 5:11)
Mattias Falck – Hugo Calderano 3:0 (11:8, 11:9, 12:10)
Marcelo Aguirre/Hunor Szöcs – Simon Gauzy/Samuel Kulczycki 3:2 (10:12, 11:3, 11:9, 3:11, 13:11)

Beitragsbild oben: Trotz guter Leistung blieb das TTF-Doppel Gauzy/Kulczycki am Ende ohne Glück.

Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher