1. BUNDESLIGA DAMEN: Langstadt krönt starke Vorrunde mit der „Herbstmeisterschaft“



Mit einem deutlichen 7:1-Erfolg gegen die SV Böblingen beendeten die Damen des TSV Langstadt die Vorrunde in der Bundesliga. Nicht unerwartet, da die Schwäbinnen – wie im Vorfeld angekündigt – ohne ihre Topspielerin Qianhong Gotsch auskommen mussten. Mit 9:3 Punkten untermauerten die Südhessinnen die am vorhergehenden Wochenende eroberte Tabellenführung und errangen die inoffizielle Herbstmeisterschaft, auch wenn noch nicht alle Teams ihre Vorrundenbegegnungen komplett ausgetragen haben. Egal wie diese im neuen Jahr ausgehen, am „Platz an der Sonne“ für Langstadt können sie auch rückwirkend nichts mehr ändern.

„Ein schöner Zwischenerfolg, auch wenn man sich dafür natürlich am Ende nichts kaufen kann“, so TSV-Coach Thomas Hauke. Böblingen schloss die Vorrunde mit ausgeglichenem Punktekonto auf Platz 4 ab und ist weiter auf Play-off-Kurs.

Bis auf einen 3:0-Sieg der gut aufgelegten Japanerin Mitsuki Yoshida gegen die ägyptische Weltranglisten-35. Dina Meshref war für die Böblingerinnen in den recht einseitigen 135 Spielminuten wenig drin – 21:6 Sätze zu Gunsten von Solja und Co. sprechen eine eindeutige Sprache.

Böblingen entscheidet sich für die sportliche Lösung

Natürlich hätte es ohne das Fehlen von Gotsch, die aus Sorge vor dem Virus zu Hause geblieben war, ein ganz anderes Spiel werden können, zumal sich Petrissa Solja und Dina Meshref mit ihrem virtuosen Defensivspiel schwertun. Dies ist auch dem Langstädter Lager bewusst. „Sie wäre mit ihrem spektakulären Abwehrspiel sicher wieder sehr schwer zu bezwingen gewesen“, sagte der Sportliche Leiter Manfred Kämmerer nach dem Spiel. „So hatten wir deutliche Vorteile, gerade auch weil Böblingens Nummer eins Yanhua Yang-Xu verletzungsbedingt ihre beiden Spiele kampflos abgeben musste.“ Natürlich hätte der Gast eine Absetzung der Partie beantragen können, die laut Sonderregelung des DTTB auch anstandslos genehmigt worden wäre. Weshalb man es nicht tat, erklärte Böblingens Trainer Volker Ziegler: „Wenn es den Erstligisten unter Einhaltung des Hygienekonzeptes erlaubt ist zu spielen, ist das ein Privileg, das wir wahrnehmen sollten. Für die Entwicklung der Spielerinnen, vor allem der jungen, ist durchgehende Matchpraxis besonders wichtig. Ich habe aber auch vollstes Verständnis für andere Meinungen.“

Nur Yoshida trotzt souveränen Langstädterinnen

Petrissa Solja, zuletzt nicht in Topform, eröffnete den Reigen mit einem nie gefährdeten 3:0 über Mitsuki Yoshida. Es folgte Dina Meshrefs kampfloser Sieg gegen Yanhua Yang Xu. Die frühere Deutsche Einzelmeisterin Tanja Krämer spielte gegen die 18-jährige Alexandra Kaufmann ihre ganze Routine aus und geriet beim 11:8, 11:7, 11:7 nie in Gefahr. Das mit Spannung erwartete Youngster-Duell konnte Franziska Schreiner gegen Annett Kaufmann nach fünf hochklassigen Sätzen für sich entscheiden. Soljas kampfloser Sieg gegen Yang Xu zum 5:0 zurrte bereits den TSV-Sieg fest. Es folgte der Ehrenpunkt der SVB durch die in diesem Match absolut überzeugende Yoshida, die der favorisierten Meshref keinen Satz überließ. Die glänzend aufgelegte Krämer ließ im Duell der „Dreier“ Annett Kaufmann kaum einen Stich, während Schreiner gegen deren Schwester beim abschließenden 11:9, 8:11, 11:3, 11:8 in den ersten beiden Sätzen ordentlich zu kämpfen hatte.

„Die Mannschaft hat das wieder sehr gut gemacht“ – Stimmen zum Spiel

In Langstadt war man naturgemäß hochzufrieden. „Durch das Fehlen von Gotsch waren wir klarer Favorit und haben diese Rolle auch sehr gut angenommen“, gab Coach Thomas Hauke zu Protokoll. „Die Mannschaft hat das heute wieder sehr gut gemacht und hat sich mit der Herbstmeisterschaft den verdienten Lohn geholt.“ Manfred Kämmerer ergänzte: „Eine ungewöhnliche Vorrunde ist mit einem klaren Erfolg zu Ende gegangen. Jetzt können wir die Weihnachtszeit trotz der Begleitumstände in Ruhe genießen.“ Kämmerer zollte auch der SVB Lob und Respekt: „Mein ausdrücklicher Dank gilt heute den Gästen aus Böblingen, die trotz des Fehlens von Hongi Gotsch in Langstadt angetreten sind, obwohl sie die Möglichkeit gehabt hätten, aufgrund von Corona das Spiel zu verlegen. Das zeigt, welch tolle Sportsleute in Böblingen das Sagen haben.“ Publikumsliebling Petrissa Solja fehlten indes die Zuschauer: „Schade, dass wir den Erfolg und den tollen Abschluss der Vorrunde nicht mit unseren Fans feiern können. Wir hoffen alle, dass dies in der Rückrunde wieder möglich sein wird.“

„Wir haben 1:7 verloren, aber gekämpft und alles versucht. Dass es ohne Hongi schwer werden würde, war klar. Sie ist nicht nur unsere Punktegarantin, sondern auch unsere Führungsspielerin. Für Mitsuki freut es mich, dass sie so ein herausragendes Ergebnis erzielt hat“, fasste Volker Ziegler das Spiel aus Böblinger Sicht zusammen.

Schreiner und Gotsch mit starker Vorrunde

Betrachtet man die gesamte Vorrunde, fällt auf, dass Langstadts Trümpfe erstmals nicht im Spitzenpaarkreuz (Solja 7:5, Meshref 6:6), sondern im hinteren Tableau lagen, wo 17 Siege bei nur fünf Niederlagen erspielt wurden. Tanja Krämer verbuchte eine „standesgemäße“ 8:3-Bilanz, während die 18-jährige Franziska Schreiner förmlich explodierte und mit ihrem Resultat von 9:2 zur erfolgreichsten Bundesligaspielerin der Vorrunde avancierte. Bemerkenswert: Die Hessinnen traten in allen sechs Partien in der Aufstellung Solja, Meshref, Krämer und (Franziska) Schreiner an. Bei Böblingen thront natürlich „Hongi“ über allem (7:3), doch auch das 8:4 der gerade einmal 14 Jahre alten Annett Kaufmann kann sich mehr als sehen lassen. Mitsuki Yoshida steuerte den einen oder anderen Punkt bei (4:6), während Annetts Schwester Alexandra Kaufman trotz ordentlicher Ansätze noch auf den ersten Saisonsieg wartet.

Alexandra Kaufmann musste in der Hinrunde noch Lehrgeld zahlen, doch in der zweiten Saisonhälfte soll der Knoten platzen.

Vier Wochen schöpferische Pause

Nun ist erst einmal eine verlängerte Festtagspause von vier Wochen angesagt. Langstadt ist am 17. Januar wieder gefordert und empfängt den Meisterschaftsmitfavoriten SV DJK Kolbermoor zum Spitzenspiel, während Böblingen am selben Tag nach Rheinhessen zur TTG Bingen/Münster-Sarmsheim reist. Alles in allem kann die Liga zufrieden sein, unter den extrem schwierigen Bedingungen die erste Saisonhälfte doch recht ordentlich gemeistert zu haben. Trotz der unklaren Corona-Situation darf man der Rückrunde mit Spannung und einer gewissen Vorfreude entgegenblicken.

Beitragsbild oben: Petrissa Solja präsentierte sich in aufsteigender Form und möchte in der Rückrunde, möglichst wieder mit Fans im Rücken, eine bessere Bilanz erzielen.

Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher