Es war sicher ein 6:0 der interessanteren Sorte, doch eine solch brutale Klatsche schmerzt immer, gerade vor heimischer Kulisse. Das ging dem TSV Langstadt nicht anders, der gegen die mit allen Stars angereiste „Übermannschaft“ des ttc berlin eastside am Sonntag vor fast 300 Fans die „Höchststrafe“ kassierte.
Der Meisterschafts-Topfavorit hat sich damit die Tabellenführung im Damen-Oberhaus zurückgeholt. Durch den Erfolg bei den Südhessinnen, die ihre beiden vorausgegangenen Heimspiele noch jeweils mit 6:0 gewonnen hatten, steht der Hauptstadtklub mit 12:0 Zählern wieder ganz oben, punktgleich mit dem TuS Bad Driburg, der das schlechtere Spielverhältnis aufweist.
Gemessen am Spielverlauf war das 6:0 sicher etwas zu drastisch. Denn die Fans in Langstadt erlebten keinen Langweiler, sondern eine phasenweise recht interessante, ansehnliche Begegnung. eastside war mit einer Mannschaft angereist, mit der man gut und gerne die Champions League gewinnen kann: Fu Yu, Shan Xiaona, Georgina Pota und Matilda Ekholm spielten, während die amtierende Deutsche Meisterin Nina Mittelham das Geschehen vom Rande der Bande verfolgte. Langstadt stellte dasselbe Quartett dagegen, das am Vorabend mit Glück knapp in Busenbach gewonnen hatte.
Zwei Stunden und 13 Minuten dauerte die Partie, sieben Sätze gingen an Langstadt. Besonders die Doppel waren heiß umkämpft. Kämmerer/Bundesmann spielten überzeugend gegen Fu Yu/Shan Xiaona, konnten aber eine 2:1-Satzführung nicht ins Ziel bringen. Langstadts Topdoppel Solja/Cheng verlor die ersten beiden Durchgänge gegen Pota/Ekholm, die schon viele gemeinsame Auftritte auf der World Tour hatten, jeweils in der Verlängerung (15:17, 12:14), konnten ausgleichen, hatten aber im Entscheidungsdurchgang das Nachsehen.
Auch im vorderen Paarkreuz war es nicht uninteressant. Petrissa Solja gewann den ersten Satz gegen Shan Xiaona, die danach jedoch immer besser ins Spiel fand und der Weltranglisten-15. im weiteren Verlauf keine Chance mehr ließ. Cheng Hsien-Tzu geriet gegen Fu Yu rasch in einen 0:2-Satzrückstand, gewann aber den dritten Durchgang und war im vierten auf Augenhöhe (10:12). Das hintere Langstädter Paarkreuz war dagegen gegen die Weltklassespielerinnen von eastside chancenlos. Der eine Satzgewinn von Janina Kämmerer gegen Matilda Ekholm war rein kosmetischer Natur, während Anne Bundesmann gegen Georgina Pota von einem Satzgewinn ein gutes Stück entfernt blieb.
Beim TSV trug man es mit Fassung: „Tolles Spiel mit tollen Ballwechseln, mit natürlich einem verdienten Sieger Berlin“, so Coach Thomas Hauke. „Allerdings hätten wir gerade im Doppel schon einen Punkt verdient gehabt.“ Cheng Hsien-Tzu gab nach der Niederlage gegen die 40-jährige Portugal-Chinesin Fu Yu zu Protokoll: „Meine Gegnerin ist sehr erfahren, ich habe das erste Mal gegen sie gespielt. Wenn ich das 2:2 schaffe, hätte ich sicher gute Chancen zum Sieg gehabt.“
„Das war insgesamt ein überzeugender Auftritt meines Teams, auch wenn wir uns in den Doppeln etwas schwergetan haben“, sagte eastside-Trainerin Irina Palina. „Wir wollten die Tabellenführung zurück und das ist uns durch den vierten 6:0-Sieg im sechsten Bundesligaspiel gelungen. Nun bereiten wir uns sehr intensiv auf das Spitzenspiel in Bad Driburg vor, das wir keineswegs unterschätzen werden.“
Am kommenden Samstag kommt es in Bad Driburg zum Schlagerspiel gegen Berlin, während die Langstädterinnen bis zum 8.12. Pause haben und dann in Kolbermoor ran müssen.
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher