Am Sonntag sind die Pjöngjang Open zu Ende gegangen. Bei dem etwas dürftig besetzten Event der Challenge Series, 65 Prozent der alles in allem nur 57 Starter kamen aus dem Gastgeberland, gelang Nordkoreas Defensiv-Ikone Kim Song I der vierte Einzeltitel in Folge bei ihrem Heimturnier seit 2016.
Die als Weltranglisten-16. mit großem Abstand ranghöchste Spielerin des Turniers präsentierte sich, wie zahlreiche ihrer Landsleute, auf recht hohem Niveau. Im Finale gegen die junge Pyon Song Gyong hatte sie durchaus zu kämpfen, brachte aber den Titel durch einen 4:1-Erfolg unter Dach und Fach. Ihr vierter Pjöngjang Open-Titel in Folge bedeutet die höchstmögliche Ausbeute, da es das Turnier erst seit 2016 gibt. Seit 2017 ist die Challenge Series im Übrigen eine eigenständige Kategorie im Rahmen des ITTF-Programms und zählt offiziell nicht mehr zur World Tour – doch das tut der bemerkenswerten Kontinuität in den Auftritten der besten Nordkoreanerin vor heimischer Kulisse keinen Abbruch.
Sechs der sieben in Pjöngjang vergebenen Titel gingen an Nordkorea. Fünf Endspiele wurden aussschließlich von Spielerinnen oder Spielern der Gastgebernation bestritten. Zwei der Titel sicherte sich die als Doppel- und Mixedspezialistin bekannte Cha Hyo Sim, die bei den Korea Open 2018 an der Seite von Jang Woojin im „gemischten Mixed“ für Furore gesorgt hatte. Im Einzel war die an zwei gesetzte Cha jedoch überraschend im Viertelfinale durch ein 2:4 gegen die talentierte Pyon Song Gyong, als Weltranglisten-257. nur an Position sechs der Setzliste platziert, ausgeschieden. Die 18-jährige Nordkoreanerin sicherte sich übrigens auch die Goldmedaille im U21-Wettbewerb.
Bei den Herren stand am Ende der an zwei gesetzte An Ji Song (Weltrangliste Platz 121) nach einem 4:2 über seinen ungesetzten Landsmann Kim Song Il ganz oben auf dem Treppchen. Der topgesetzte Thailänder Supanut Wisutmaythangkoon (WRL 97) hatte bereits im Viertelfinale (3:4 gegen Kim Song Il) die Segel gestrichen.
Die beiden in Nordkorea gestarteten Chinesen bekleckerten sich nicht mit Ruhm. Der frischgebackene Neu-Ulmer Bundesligaprofis Cui Qinglei war – wie berichtet – schon in der Gruppenphase gescheitert.
Und Gu Ruochen, die schon zweimal bei German-Open-Turnieren mitspielte und dabei stets einen guten Eindruck hinterließ, meisterte im Damen-Turnier zwar die Qualifikation, musste aber in der ersten Runde (Achtelfinale) der an drei gesetzten Nordkoreanerin Kim Nam Hae (WRL 118) nach einer Sechs-Satz-Niederlage gratulieren. Man muss es so deutlich sagen: Das war zu wenig, die 25-jährige Chinesin, die im Mai 2015 immerhin auf Platz 46 des ITTF-Rankings notiert war, hat sich nicht weiterentwickelt und besitzt bei der megastarken Konkurrenz im eigenen Land auch kaum mehr Perspektiven, sich nochmals nach oben zu spielen.
Nachfolgend alle Final-Ergebnisse der Pjöngjang Open 2019:
Herren-Einzel
An Ji Song PRK – Kim Song Il PRK 4:2 (11:9, 9:11, 11:4, 10:12, 12:10, 11:4)
Damen-Einzel
Kim Song I PRK– Pyon Song Gyong PRK 4:1 (14:12, 13:11, 9:11, 11:5, 11:9)
Herren-Doppel
Ham Yu Song/Ri Kwang Myong PRK – An Ji Song/Ro Hyon Song PRK 3:2 (17:15, 11:5, 10:12, 7:11, 11:7)
Damen-Doppel
Cha Hyo Sim/Kim Nam Hae PRK – Ilka Doval NOR/Ri Hyon Sim PRK 3:0 (11:9, 11:7, 11:9)
Mixed
Ham Yu Song/Cha Hyo Sim PRK – An Ji Song/Kim Nam Hae PRK 3:2 (12:10, 10:12, 11:6, 7:11, 13:11)
U21 männlich
Feng Yi-Hsin TPE – Huang Yan-Cheng TPE 3:0 (11:7, 12:10, 11:4)
U21 weiblich
Pyon Song Gyong PRK – Cha Su Yong PRK 3:2 (11:13, 11:9, 11:5, 9:11, 11:7)
Pjöngjang Open auf der Webseite der ITTF
Text: Dr. Stephan Roscher
Fotos (2): ITTF