Es scheint alles zu passen. Brasiliens Hoffnungsträger Hugo Calderano spielt bisher im olympischen Einzelturnier großartig auf und wird zudem von den Fans getragen. Der 20-jährige Bundesligaprofi der TTF Liebherr Ochsenhausen steht inzwischen im Achtelfinale.
Dort trifft er am heutigen Montag um 22 Uhr deutscher Zeit auf den japanischen Weltranglisten-Sechsten Jun Mizutani. Natürlich geht Calderano als Außenseiter ins Match, dennoch kann er eigentlich nur gewinnen und ein weiteres großartiges Erlebnis mitnehmen vor vermutlich erneut 6.000 Zuschauern, die ihn begeistert anfeuern werden. Schon ein Satzgewinn des Panamerika-Champions würde genügen, die Halle zum Kochen zu bringen.
Doch zurück zum gestrigen Tag. Nach dem lockeren Auftaktsieg gegen den Kubaner Andy Pereira wurde es für den Bundesligaprofi der TTF Liebherr Ochsenhausen richtig ernst. In Runde 2 stellte sich ihm der ehemalige Ochsenhausener Pär Gerell entgegen. Der schwedische Linkshänder, im August-Ranking des Weltverbandes ITTF an Position 32 gelistet, galt als leicht favorisiert, doch das beeindruckte Calderano nicht im Geringsten. Zwar gab es einige enge Sätze beim 4:1 des Brasilianers (13:11, 11:9, 11:7, 9:11, 13:11), sein Sieg war jedoch aufgrund einer überragenden Leistung vollauf verdient.
Und wenige Stunden später setzte Calderano noch einen drauf. Im Drittrunden-Match gegen den Hongkong-Chinesen Tang Peng, aktuelle Nummer 15 der Welt, setzte sich der TTF-Spieler mit 4:2 (8:11, 14:12, 11:7, 4:11, 12:10, 11:7) durch und schaffte den zuvor von manchem nicht für möglich gehaltenen Achtelfinal-Einzug.
Calderano brachte den Riocentro Pavillon 3 zum Brodeln. Die 6.000 Fans in der ausverkauften Arena gingen begeistert mit und feuerten ihren Helden leidenschaftlich an. Der Tischtennis-Weltverband berichtete auf seiner Internetseite: „Local hero Hugo CALDERANO kept the host nation’s hopes for an Olympic medal high … in front of possibly the loudest crowd that a table tennis event has ever witnessed.”
Für Jakub Dyjas bedeutete die 2. Runde die Endstation, nachdem er sein Erstrundenmatch gegen Marcelo Aguirre (Paraguay) – wie berichtet – noch locker gewonnen hatte. Sein Gegner Alexander Shibaev (Russland), aktuelle Nummer 23 der Weltrangliste, hatte in sämtlichen vier Sätzen das bessere Ende für sich und siegte mit 11:9, 118, 11:8 und 11:9.
Shibaev hätte übrigens dann in Runde 3 um ein Haar Timo Boll aus dem Turnier geworfen, unterlag aber knapp in sieben Sätzen. Boll trifft nun im Achtelfinale – ebenfalls heute um 22 Uhr deutscher Zeit – auf den bislang furios aufspielenden Aruna Quadri, der zuvor überraschend den an fünf gesetzten Weltranglisten-Siebten Chuang Chih-Yuan ausgeschaltet hatte. Der eigentliche Hammer: beim 4:0 (11:6, 12:10, 11:6, 11:7) ließ der Nigerianer Taiwans bestem Spieler praktisch keine Chance.
Dimitrij Ovtcharov trifft bei seinem Turniereinstieg bereits um 17 Uhr auf den nicht zu unterschätzenden Katar-Chinesen Li Ping (WRL 28), der in Runde 2 wenig Mühe mit Ungarns Defensivkünstler Adam Pattantyus hatte.
Enttäuschen verlief der Wettbewerb allerdings für einen weiteren Ochsenhausener Bundesligaprofi. Der an Position 13 gesetzte Weltranglisten-17. Simon Gauzy, sozusagen der ranghöchste TTF-Akteur, stieg in der 3. Runde ins Turnier ein und musste sogleich sein Ausscheiden quittieren. Gauzy, der nicht wirklich in sein Spiel fand, unterlag dem in der TTBL für Grenzau aufschlagenden Ukrainer Kou Lei in fünf Sätzen (6:11, 11:6, 14:16, 9:11, 6:11). Hätte er den heiß umkämpften dritten Durchgang gewonnen, wäre das Match womöglich in eine andere Richtung gelaufen – doch Konjunktive zählen bekanntlich im Sport nicht. Vielleicht gelingt es dem 21-jährigen Franzosen ja, im Mannschaftswettbewerb als „Leader“ seines Nationalteams Akzente zu setzen und zu zeigen, was er wirklich drauf hat.