Die Würfel sind gefallen – und zwar nicht so, wie es sich mancher Spieler des DTTB gewünscht hätte. Die am Mittwochmittag lokaler Zeit in Rio vorgenommene Auslosung der Tischtennis-Wettbewerbe ergab teilweise happige Aufgaben für die Deutschen.
Andererseits gilt natürlich auch die alte Binsenweisheit, wonach der, der bei Olympia etwas erreichen will, es nehmen muss wie es kommt und bereit sein sollte, jeden zu schlagen, der sich in den Weg stellt.
Den deutschen Herren stellt sich im Achtelfinale die Auswahl Taiwans mit Chuang Chih-Yuan und Chen Chien-An in den Weg. Da wird man hellwach sein müssen, damit nicht der Traum vom Finale frühzeitig platzt. Bundestrainer Jörg Roßkopf: „Das ist der schwerste Auftaktgegner, den wir kriegen konnten.“
Im Viertelfinale träfen die an Position zwei gesetzten DTTB-Herren dann auf Österreich oder Portugal, ebenfalls Gegner, gegen die man Bestform bringen muss, um zu bestehen – besonders die Portugiesen mit Marcos Freitas und Tiago Apolonia wollen erst einmal bezwungen werden.
Die an drei gesetzten DTTB-Damen haben zunächst mit den USA einen schlagbaren Gegner vor der Brust – ein Sieg ist Pflicht. Doch danach wird es ebenfalls happig. Der Viertelfinalgegner heißt Taiwan oder Hongkong.
Beide sind war in der Rangliste hinter Deutschland positioniert, aber nur knapp dahinter, gegen beide können Han Ying, Petrissa Solja, Shan Xiaona und Sabine Winter auch verlieren, wenn es nicht optimal läuft. Taiwan mit der Weltranglisten-Zehnten Cheng I-Ching ist ein ebenso schwerer Gegner wie Hongkong mit Tie Yana (WRL 16), Doo Hoi Kem (WRL 22) und Lee Ho Ching (WRL 24). Bundestrainerin Jie Schöpp: „Für uns wären es beide 50:50-Spiele.“
Im Einzel-Wettbewerb steigen Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll als TOP-16-gesetzte Spieler frühestens am zweiten Turniertag, dem 7. August, in der Runde der letzten 32 ein. Zur Erläuterung: die Positionen 17 bis 32 der Setzliste starten in Runde 2, die Positionen 33 bis 48 in Runde 1, alle anderen Akteure müssen zunächst durch die Qualifikation.
Die Erstrundengegner der beide DTTB-Asse – gespielt wird auf vier Gewinnsätze („best of seven“) – stehen noch nicht fest. Es könnte aber gut möglich sein, dass „Dimas“ Auftakt-Kontrahent der Katar-Chinese Li Ping ist, der sich mit den Deutschen in Düsseldorf vorbereitet hat und bei den drei Vorbereitungsturnieren in Hamm, Worms und Fulda am Start war.
Der an zehn gesetzte Weltranglisten-13. Boll könnte zunächst auf den Russen Alexander Shibaev (WRL 23) treffen. Eine lösbare Aufgabe, danach ginge es vermutlich gegen Chuang Chih-Yuan – auch das könnte bei guter Tagesform noch gelingen. Doch im Viertelfinale wäre wohl Topfavorit Ma Long der Gegner – die ersehnte Einzelmedaille für den Odenwälder scheint kaum realistisch zu sein.
Eher schon für den an drei gesetzten Ovtcharov, der im Achtelfinale auf Tiago Apolonia oder Vladimir Samsonov treffen könnte. Mit Titelverteidiger Zhang Jike könnte es „Dima“ im Halbfinale zu tun bekommen.
Für die beiden DTTB-Damen wird es im Einzel richtig schwer. Sie müssen sich nämlich in der Auftaktrunde (Petrissa Solja) beziehungsweise im Achtelfinale (Han Ying) mit Gegnerinnen quälen, die ihnen nicht besonders liegen. So droht der gerade auf Position sieben des ITTF-Rankings vorgerückten deutschen Spitzenspielerin Han Ying – die beste Platzierung ihrer bisherigen Karriere – im zweiten Match das Defensivduell mit Hollands „Gummiwand“ Li Jie (WRL 17). Auch das Erstrunden-Spiel gegen Yu Fu (WRL 28) ist nicht ohne, doch liegt Portugals Penholder-Spezialistin der Deutschen Abwehrkünstlerin eigentlich recht gut. Gelänge es Han, ins Viertelfinale vorzustoßen, ginge es dann wohl gegen die topgesetzte Weltmeisterin Ding Ning (WRL 2) – Chance unter zehn Prozent.
Die Weltranglisten-15. Petrissa Solja hat das undankbare Erstrunden-Los Ri Myong Sun (Nordkorea) gezogen, eine Defensivspielerin, die zwar deutlich hinter ihr im ITTF-Ranking notiert ist (Platz 37), gegen die es jedoch in bisher zwei Matches zwei glatte Niederlagen setzte. Würde die World-Cup-Dritte die hohe Hürde dennoch meistern, ginge es im Achtelfinale vermutlich gegen Japans Star Ai Fukuhara (WRL 8), gegen die die Pfälzerin zuletzt zweimal gewinnen konnte.
Setzungen bei Olympia 2016
Top-16-Gesetzte bei den Herren
Positionen 1-4
1. Ma Long (CHN)
2. Zhang Jike (CHN, Foto)
3. Dimitrij Ovtcharov (GER)
4. Jun Mizutani (JPN)
5-8
5. Chuang Chih-Yuan (TPE)
6. Wong Chun Ting (HKG)
7. Vladimir Samsonov (BLR)
8. Marcos Freitas (POR)
9-16
9. Jeoung Youngsik (KOR)
10. Timo Boll (GER)
11. Lee Sangsu (KOR)
12. Tang Peng (HKG)
13. Simon Gauzy (FRA)
14. Tiago Apolonia (POR)
15. Andrej Gacina (CRO)
16. Stefan Fegerl (AUT)
Top-16-Gesetzte bei den Damen
Positionen 1-4
1. Ding Ning (CHN)
2. Feng Tianwei (SIN)
3. Li Xiaoxia (CHN)
4. Kasumi Ishikawa (JPN)
5-8
5. Han Ying (GER)
6. Ai Fukuhara (JPN)
7. Cheng I-Ching (TPE)
8. Jeon Jihee (KOR)
9-16
9. Yu Mengyu (SIN)
10. Petrissa Solja (GER)
11. Li Jie (NED)
12. Seo Hyowon (KOR)
13. Doo Hoi Kem (HKG)
14. Hu Melek (TUR)
15. Lee Ho Ching (HKG)
16. Liu Jia (AUT)
Olympia-Setzung der Mannschaften
Herren
1. China
2. Deutschland
3. Südkorea
4. Japan
5. Hongkong
6. Portugal
7. Frankreich
8. Schweden
9. Taiwan
10. Österreich
11. England
12. Polen
13. Brasilien
14. Nigeria
15. USA
16. Australien
Damen
1. China
2. Japan
3. Deutschland
4. Singapur
5. Hongkong
6. Niederlande
7. Südkorea
8. Nordkorea
9. Taiwan
10. Rumänien
11. Österreich
12. Polen
13. USA
14. Brasilien
15. Ägypten
16. Australien
Vollständige Setzlisten und aktuelle Olympia-Infos auf der ITTF-Webseite: http://ittf.com/competitions_temp/competitions2.asp?Competition_ID=2440&category=OG
Auslosung in Bildern auf dem Twitter-Kanal der ITTF: https://twitter.com/ittfworld
Weitere Infos und News zu Olympia auf den Seiten der ITTF:
http://new.ittf.com/rio-2016/