Dass die 2. Herren-Bundesliga diese Saison in Sachen Ausgeglichenheit alles in den Schatten stellt, was normal und üblich ist, hatten wir schon an anderer Stelle erwähnt. Und es fand am Sonntag erneut Bestätigung.
Da tritt der Spitzenreiter in der einzigen Partie des Wochenendes beim sieglosen Schlusslicht an und benötigt vier Stunden, um sich nach einem 1:4-Rückstand noch mit 6:4 zu behaupten. Es war in der Tat aller Ehren wert, was Ex-Erstligist TTC Ruhrstadt Herne – mit dem Rücken zur Wand stehend (vor der Partie 3:13 Punkte) – gegen den TV Hilpoltstein (11:5) zeigte.
Die Ruhrstädter benötigten dringend etwas Zählbares, da sie im Fall einer Niederlage zum Ende der Vorrunde fünf Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz haben würden. Der bis dahin in der Runde sensationell agierende Wiederaufsteiger Hilpoltstein indes brauchte einen Sieg, um sich die Herbstmeisterschaft zu sichern.
Doch der größere Druck lastete auf den schmalen Schultern der Spieler aus dem „Pott“, da die Mittelfranken nie ein anderes Ziel als den Klassenerhalt ausgegeben hatten und keiner von ihnen – trotz des vorzüglichen Saisonstarts – Wunderdinge erwartet.
Nun, es begann furios aus Sicht des „Underdogs“, der – nach einem 1:1 in den Doppeln – die ersten drei Einzel allesamt gewann (Dragan Subotic 3:2 gegen Nico Christ, Adam Szudi 3:1 gegen Alexander Flemming, Takuto Izumo 3:1 gegen Dennis Dickhardt) und gleich mal auf 4:1 davonzog. Hätte anschließend der serbische 1,90-Meter-Mann Uros Gordic im fünften Satz gegen Petr David seine Führungen von 5:1, 6:2 und 7:4 ins Ziel retten können, hätten die Ruhstädter bereits einen Zähler in der Tasche gehabt. Doch es kam anders, der Tscheche bog das Match auf den letzten Drücker noch zu seinen Gunsten um und brachte seine Farben mit einem Schlag richtig ins Spiel hinein.
Auf einmal klappten die Dinge, die vorher nicht annähernd möglich schienen. Dazu gehörte das vordere Paarkreuz, in dem die Gastgeber im ersten Durchgang nichts hatten anbrennen lassen. Doch die auf einmal wie besessen aufspielenden Süddeutschen knackten die Nuss mit Siegen von Flemming (3:1 gegen Subotic) und Christ (3:2 gegen Szudi). Auf einmal hieß es 4:4 und Herne hatte nichts mehr zuzusetzen. Der Japaner Izumo unterlag David, dem mit einer 16:1-Bilanz herausragenden Zweitliga-Spieler des zweiten Paarkreuzes, haushoch. Und Gordic kämpfte sich gegen Dickhardt nach 0:2-Satzrückstand nochmals heran, zog aber in Durchgang drei in der Verlängerung den Kürzeren.
Am Ende kam eben auch das Pech hinzu bei der Mannschaft, die zumindest einen Punktgewinn schon so dicht vor Augen hatte und diesen so dringend gebraucht hätte – es sollte einfach nicht sein, die Arme wurden immer schwerer, während der TVH zum Schluss der dramatischen Begegnung wie im Rausch spielte.
Der TV Hilpoltstein schließt die erste Halbserie als Tabellenführer und somit inoffizieller Herbstmeister ab. Zwei Punkte dahinter liegt der TTC Ober-Erlenbach, ebenfalls ein Aufsteiger, der noch von den Passauer Fortunen überholt werden könnte, die noch eine Partie vor der Brust haben (gegen Saarbrücken II am 12.12.) und im Fall eines Sieges Platz zwei zurückerobern würden.
Christ und Co. können auch in der Rückrunde locker aufspielen, da man wenig zu verlieren hat. Dies kann man von den Ruhrstädtern nicht sagen, denen bei fünf Punkten Rückstand auf Fürstenfeldbruck und Bad Königshofen nur noch eine fulminante Siegesserie in dieser ausgeglichenen Liga den Kopf retten kann.
TTC Ruhrstadt Herne – TV Hilpoltstein 4:6
Szudi/Gordic – Flemming/Christ 3:2 (6:11, 4:11, 13:11, 11:8, 11:8)
Subotic/Izumo – David/Dickhardt 1:3 (7:11, 13:11, 9:11, 8:11)
Dragan Subotic – Nico Christ 3:2 (9:11, 11:7, 11:4, 7:11, 11:8)
Adam Szudi – Alexander Flemming 3:1 (11:7, 2:11, 11:7, 11:5)
Takuto Izumo – Dennis Dickhardt 3:1 (14:12, 11:9, 6:11, 11:9)
Uros Gordic – Petr David 2:3 (6:11, 15:13, 11:9, 7:11, 9:11)
Dragan Subotic – Alexander Flemming 1:3 (11:13, 3:11, 11:7, 12:14)
Adam Szudi – Nico Christ 2:3 (7:11, 10:12, 11:8, 11:6, 9:11)
Takuto Izumo – Petr David 0:3 (3:11, 2:11, 8:11)
Uros Gordic – Dennis Dickhardt 0:3 (5:11, 8:11, 10:12)