Do., 22. Mai 2025
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TTBL: Knapper Sieg in Grenzau: Ochsenhausen ist Herbstmeister

Herbstmeister ist zwar nur ein inoffizieller Titel, dennoch darf der, der ihn holt, schon ein bisschen stolz sein. Dies gilt auch für die TTF Liebherr Ochsenhausen, die mit der jüngsten Mannschaft der Tischtennis Bundesliga trotz des verletzungsbedingten Ausfall Hugo Calderanos eine grandiose erste Halbrunde gespielt haben und mit acht Siegen aus neun Partien und 16:2 Punkten die Ligatabelle anführen. Punktgleich steht man nach dem heutigen 3:2-Erfolg in Grenzau vor der ungleich erfahreneren Truppe aus Saarbrücken, die in der Spieledifferenz geringfügig schlechter notiert ist (25:10 zu 24:10).

Vor der Partie beim Play-off-Kandidaten aus dem Westerwald, der die Pokalträume der TTF im September platzen ließ und nur deshalb mit negativem Punktekonto dasteht, weil nacheinander zwei Leistungsträger wochenlang ausfielen, war klar, dass ein Sieg erforderlich sein würde, um die am achten Spieltag eroberte Tabellenführung über die Vorrunde zu retten.

Und die Mannschaft zeigte einmal mehr in einem schwierigen Spiel Charakter. Grenzau war nämlich erstmals seit vier Wochen wieder in Bestbesetzung, also auch mit dem Ex-Ochsenhausener Andrej Gacina, der immerhin auf Platz 20 der November-Weltrangliste steht.

Beide Trainer hatten sich für taktisch motivierte Aufstellungsvarianten entschieden, bei den TTF spielte Jakub Dyjas an Position zwei, während Liam Pitchford „nur“ an drei aufgestellt war. Grenzaus Schachzug bestand darin, Gacina als Nummer drei auflaufen zu lassen, was sich später aus deren Sicht nicht als besonders glücklich erweisen sollte.

Gegen den favorisierten Japaner Masaki Yoshida zeigte Jakub Dyjas im Auftakt-Match Moral und kämpfte sich nach einem 0:2-Satzrückstand zurück. Im fünften Satz allerdings lief der junge Pole ständig einem Rückstand hinterher und scheiterte. Gegen Grenzaus Youngster Qiu Liang konnte Simon Gauzy in vier Sätzen letztlich ungefährdet egalisieren – auch das keine wirkliche Sensation.

Nach der Pause kam es zum weichenstellenden Duell der Dreier, das eigentlich auch das Match der Spitzenspieler hätte sein können. Zwar ging der erste Satz noch recht deutlich an Andrej Gacina, doch dann fand Liam Pitchford immer besser ins Match und ließ den muskulösen Kroaten mit dessen wuchtigem Angriffsspiel kaum noch zur Entfaltung kommen. Am Ende hieß es 3:1 für den Ochsenhausener.

Nun ruhten die Hoffnungen der Gäste auf Simon Gauzy, dem man durchaus zutraute, gegen den Weltranglisten-44. Masaki Yoshida den Sieg in trockene Tücher zu packen. Doch die Westerwälder bäumten sich gegen die drohende Niederlage auf. Zwar konnte der TTF-Franzose einen 0:2-Satzrückstand egalisieren, doch im fünften Durchgang dominierte wieder der Zugbrücken-Japaner.

2:2, nun lastete – wie schon eine Woche zuvor gegen Mühlhausen – erneut die ganze Verantwortung auf den schmalen Schultern von Jakub Dyjas. Doch der grübelte nicht lange und spielte einfach – und das gut und vor allem nervlich stabil. Gegen den Ex-Frickenhausener Qiu Liang preschte er gleich voran und gewann die ersten beiden Durchgänge mit 11:5 und 11:9. Und auch als sein Kontrahent den dritten Satz in der Verlängerung nach Hause gebracht hatte und Morgenluft witterte, blieb Dyjas gelassen und setzte im vierten Durchgang wieder seine saubere Technik in wichtige Punkte um, so dass der knappe Ochsenhausener Sieg nach einer Gesamtspieldauer von fast vier Stunden feststand.

Damit war auch klar, dass es Saarbrücken trotz des überzeugenden 3:0-Sieges in Bremen nicht gelungen war, die Oberschwaben auf der Ziellinie abzufangen.

Sehr zufrieden mit dem TTF-Auftritt in Grenzau war Vereinspräsident Kristijan Pejinovic: „Es war eine großartige Mannschaftsleistung und ich bin sehr stolz, dass unsere Jungs die Herbstmeisterschaft geschafft haben. Man merkte dem Team die Müdigkeit an und dennoch haben sie weiter gekämpft und die Punkte nach Hause gebracht. Die Revanche für den Pokal ist ihnen somit auch gelungen.“ Alle wissen es und müssen da nun durch: „Die Verschnaufpause wird recht mager ausfallen“, so Pejinovic. „Bereits jetzt liegt der Focus auf der Rückrunde.“

Die Vorrunden-Bilanzen aller TTF-Spieler können sich sehen lassen: Simon Gauzy ist mit zehn Siegen und drei Niederlagen zweitbester Spieler der Liga, Liam Pitchford folgt in der Rangliste auf Platz fünf (8:3). Anerkennenswert auch die 6:3-Bilanz des 20-jährigen Jakub Dyjas, der sich nach der Verletzung von Hugo Calderano (1:1) bewähren musste und dies mit Bravour gemeistert hat. Noch ein Superlativ: Die 1.380 Zuschauer beim Auftaktspiel der TTF in der Ulmer ratiopharm arena gegen Vizemeister Fulda-Maberzell waren die beste Besucherzahl aller Vorrunden-Begegnungen der Bundesliga überhaupt. Insgesamt lässt allerdings das Interesse an der vom Niveau sicher attraktiven Liga zu wünschen übrig. Ein Gesamtdurchschnitt von nur 392 Zuschauern pro Spiel – Branchenführer ist Düsseldorf mit 812, Schlusslicht Hagen mit 162 – ist ein Alarmzeichen.

Zeit zum Ausruhen gibt es nicht. Bereits am kommenden Wochenende steigt der erste Rückrunden-Spieltag, an dem die Ochsenhausener beim Tabellendritten TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell ihre Aufwartung machen – ein echtes Spitzenspiel bei einem bärenstarken Gegner.

Der Tabellensiebte Grenzau (6:12 Punkte) steht im Heimspiel gegen den Vierten Bergneustadt (10:8) unter Siegzwang. Bei einer weiteren Niederlage kann man die Play-offs im Brexbachtal vorzeitig abhaken. Allerdings gibt der Umstand den Westerwäldern Hoffnung, dass sie endlich wieder komplett spielen können.

 

TTC Zugbrücke Grenzau – TTF Liebherr Ochsenhausen 2:3

Masaki Yoshida – Jakub Dyjas 3:2 (11:6, 11:5, 9:11, 11:13, 11:5)

Qiu Liang – Simon Gauzy 1:3 (12:10, 5:11, 5:11, 7:11)

Andrej Gacina – Liam Pitchford 1:3 (11:5, 8:11, 6:11, 9:11)

Masaki Yoshida – Simon Gauzy 3:2 (11:7, 14:12, 11:13, 9:11, 11:7)

Qiu Liang – Jakub Dyjas 1:3 (5:11, 9:11, 12:10, 6:11)

 

Alle Ergebnisse des 9. Spieltags

TTC RS Fulda-Maberzell – TTC Hagen 3:0

Borussia Düsseldorf – ASV Grünwettersbach 2:3

Post SV Mühlhausen – TTC Schwalbe Bergneustadt 0:3

TTC Zugbrücke Grenzau – TTF Liebherr Ochsenhausen 2:3

SV Werder Bremen – 1. FC Saarbrücken TT 0:3

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