Die mit insgesamt 110.000 US-Dollar dotierten GAC Group 2015 ITTF World Tour Polish Open in Warschau – besser besetzt als manches Turnier der Super Series – waren ein großartiges Tischtennis-Spektakel, auch wenn die Top-Chinesen in den Konkurrenzen, in denen sie antraten, nicht zu stoppen waren.
Ein Europäer hätte es dennoch fast geschafft. Der schlaksige Österreicher Stefan Fegerl – im Moment noch die Nummer 42 der Welt, in wenigen Tagen vermutlich unter den TOP 30 – rockte den Herren-Wettbewerb und war nahe an der Goldmedaille. Der 26-Jährige, dessen Leistungssteigerung seit etwa einem Jahr kaum jemandem verborgen geblieben ist, beförderte unter anderem den Weltranglisten-Achten Marcos Freitas und die Nummer 15 des ITTF-Rankings, Tang Peng, aus dem Turnier, und setzte im Halbfinale noch einen drauf. In einem mitreißenden Tischtennis-Thriller besiegte er keinen Geringeren als Zhang Jike mit 4:2 (17:15, 6:11, 8:11, 11:8, 11:3, 15:13) – ein Meilenstein in Fegerls Karriere.
Und im Finale gegen Fan Zhendong schaffte es der dürre Niederösterreicher immerhin noch in den entscheidenden siebten Satz beim 1:11, 11:9, 11:9, 3:11, 7:11, 11:8, 7:11. Gold war also in nicht allzu weiter Ferne.
Bei den Damen war keine Europäerin in Sicht, die die starken Chinesinnen in Bedrängnis bringen konnte, die ab dem Halbfinale komplett unter sich waren.
Der Sieg ging diesmal nicht an Branchenführerin Ding Ning, sondern an die seit Jahren auf Augenhöhe befindliche „Kronprinzessin“ Liu Shiwen. Zwei Sätze (10:12, 5:11) hielt die angeschlagene Ding durch, dann musste sie im Endspiel verletzungsbedingt aufgeben.
Gold im Herren-Doppel ging an die Schweden Kristian und Mattias Karlsson, die im Finale das polnische Duo Jakub Dyjas/Daniel Gorak – bei ihrem „Heimspiel“ frenetisch angefeuert von den Fans – in vier Sätzen besiegten.
Und im Damen-Doppel gab es das dritte Gold für das „Reich der Mitte“: Die Singapur-Chinesinnen Feng Tianwei/Yu Mengyu vermochten im Finale dem siegreichen Gespann Ding Ning/ Zhu Yuling wenig entgegenzusetzen (9:11, 3:11, 7:11).
Mit dem 20-jährigen Ochsenhausener Jakub Dyjas, an Position vier gesetzt, hat ein Bundesligaprofi den U21-Titel gewonnen. Im Finale triumphierte der Pole durch ein ungefährdetes 3:0 (11:9, 11:7, 11:5) über den Hongkong-Chinesen Lam Siu Hang.
Bei den U21-Juniorinnen schließlich ging Gold an die topgesetzte, erst 15-jährige Miu Hirano. Die aktuelle Nummer 18 der Damen-Weltrangliste traf im Endspiel auf Hitomi Sato (Setzposition 2, Damen-WRL 36) und behauptete sich in dem umkämpften Japan-Duell in fünf Sätzen.