Di., 29. April 2025
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TTBL: Die Sternstunde des Tomas Pavelka

Spielertrainer Tomas Pavelka, ehemaliger tschechischer Nationalspieler, ist sportlich nur noch Notnagel beim Play-off-Kandidaten TTC Zugbrücke Grenzau. Doch nun hat der sympathische „Lückenbüßer“ seinem Klub vermutlich die Teilnehme an den Play-offs gesichert, die nach dem gestrigen Paukenschlag in Saarbrücken zu 98 Prozent in trockenen Tüchern ist. Und dass Pavelka der Vater des Grenzauer 3:1-Sieges ist, kann niemand in Abrede stellen.

Jonathan Groth war nach einer Darmentzündung erst wenige Stunden vor Spielbeginn aus dem Krankenhaus entlassen worden, so dass Pavelka selbst in den Ring musste – auch weil der mitgereiste Ecuadorianer Alberto Mino, aktueller Weltranglisten-216., nicht spielberechtigt war. Schließlich darf lediglich ein Nicht-EU-Ausländer zum Einsatz kommen, ein Platz, den bereits der Japaner Masaki Yoshida einnimmt.

Mino nämlich hat in der Regionalliga-Vertretung der Westerwälder das klar bessere Ergebnis im Spitzenpaarkreuz aufzuweisen als Pavelka, auch wenn letzterer allein sechs Matches verletzungsbedingt abschenken musste. Sportlich verloren hat er nur ein einziges Mal, nämlich mit 1:3 gegen den Heilbronner Adrian Klosek.

Wie dem auch sei, unter den 300 Tischtennisfans in Saarbrücken war vermutlich keiner – auch unter dem halbem Dutzend mitgereister Grenzauer nicht –, der einen Pfifferling auf Pavelka gesetzt hätte, als dieser beim Spielstand von 1:1 als Dreier zum Duell mit Adrien Mattenet in die Box ging.

Jenem Mattenet, der – zumindest vor Simon Gauzy – als größter Hoffnungsträger des französischen Verbandes für den geplanten Angriff auf die chinesische Weltmacht galt und im Dezember 2011 auf Platz 19 der Weltrangliste geklettert war. Aktuell ist er dort mit Rang 41 immer noch auf einer Position unter den TOP 50 notiert. Mattenet, der in seiner TTL-Debütsaison in Plüderhausen zwar maßlos enttäuschte, sich in Saarbrücken zuletzt aber berappelt zu haben schien, ging jedenfalls als „200-prozentiger“ Favorit an den Tisch.

Doch das war für Pavelka eher Ansporn als Hypothek, der sich selbst nichts ausgerechnet hatte und einfach gutes Tischtennis bieten wollte, natürlich mit reichlich Adrenalin gegen einen solchen Hochkaräter, jedoch mit zielgerichteter Energie und ohne Druck, Hast und Hektik. Das sichtbare Resultat: Der krasse Außenseiter diktierte das Spielgeschehen und drängte Mattenet mit präzisem Spiel am Tisch immer wieder nach hinten. Hätte der Tscheche seine Chancen gegen den immer nervöser agierenden Mattenet noch einen Tick konsequenter genutzt, hätte er gar keine fünf Sätze benötigt. Aber auch so war die Freude nach dem verwandelten zweiten Matchball riesengroß. Tomas Pavelka strahlte nach seinem 11:7, 7:11, 7:11, 11:5 und 11:7 übers ganze Gesicht: „Das hätte ich nicht gedacht, auch wenn mir Mattenets Spiel recht gut liegt, weil er sich immer wieder nach hinten fallen lässt. Ich kann es ja doch noch, Wahnsinn!“

Pavelkas Sieg war der Schlüssel zum Grenzauer Erfolg, von diesem Schock erholten sich die vielversprechend in die Partie gegangenen Saarländer nicht mehr. Der Spielertrainer, der sich selbst schon weit mehr als Trainer denn als Spieler sieht, war Grenzaus Türöffner und Matchwinner. Die Westerwälder können nun nur noch durch eine Verkettung unglücklicher Umstände am Play-off-Einzug gehindert werden. Einen Sieg benötigt man noch aus zwei Partien, um ganz sicher zu sein – vermutlich nicht mal den, da ja auch die Konkurrenten teilweise noch gegeneinander spielen. Sollte es am 15.03. gegen Mitkonkurrent Ochsenhausen nicht klappen, hätte man 14 Tage später immer noch die Partie beim Tabellenachten Mühlhausen, um endgültig alles in trockene Tücher zu packen.

Zum Saarbrücken-Spiel ist noch zu bemerken, dass bei den Westerwäldern am Vorabend dicke Luft herrschte – und das war aus ihrer Sicht auch gut so. Nach dem wenig berauschenden, blutleeren Auftritt gegen die dezimierte Rumpftruppe des Schlusslichts Hagen (3:2) hatte man sich zusammengesetzt, klare Worte gesprochen und die Marschroute für das Duell der Play-off-Kandidaten in Saarbrücken festgelegt. Zudem war Cheftrainer Anton Stefko, sonst eher zuständig für die Heimauftritte, in der Joachim-Deckarm-Halle am Rande der Bande aktiv. Das Maßnahmen-Paket hat auf ganzer Linie gefruchtet. Ein gegenüber Hagen kaum wiederzuerkennender TTC Zugbrücke Grenzau zeigte bei den Saarländern eines der besten Saisonspiele und durfte nach 200 Minuten Kampf auf des Messers Schneide ein letztlich verdientes 3:1 bejubeln.

Neben dem absoluten Highlight durch Tomas Pavelka dürfen auch die Auftritte von Spitzenspieler Andrej Gacina nicht vergessen werden, der die beiden Fünfsatz-Krimis gegen Bojan Tokic und Tiago Apolonia zu seinen Gunsten entschied.

Nachdem Masaki Yoshida zum Auftakt gegen den Portugiesen Tiago Apolonia chancenlos geblieben war und Gacina gegen den Slowenen Bojan Tokic ausgleichen sowie Pavelka sein Team sensationell in Führung bringen konnte, wurden die Nerven der Westerwälder nochmals auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Andrej Gacina schien gegen einen zunächst indisponiert wirkenden Apolonia einem haushohen Sieg entgegen zu streben, doch bei 2:0-Satzführung und 8:4 im dritten Satz riss der Faden. Auf einmal war der Portugiese hellwach und dem Grenzauer wollte nichts mehr gelingen. Im Entscheidungsdurchgang biss der TTC-Kroate jedoch nochmals auf die Zähne und brachte mit cleverem taktischem Spiel trotz müder Beine die Ernte nach Hause.

Somit war das fünfte Match nicht mehr erforderlich, in dem sich der zumindest gegen Apolonia fahrig und unkonzentriert wirkende Yoshida und Routinier Tokic gegenübergestanden hätten. Nach dem Eindruck der ersten beiden Partien hätte man den Saarbrücker wohl eindeutig favorisiert, der gegen Gacina keineswegs schlecht gespielt und in den entscheidenden Momenten nur etwas Pech gehabt hatte. Und mit einem 3:2-Sieg hätte der 1.FCS seinerseits das Tor zu den Play-offs weit aufgestoßen, der stattdessen nun auf Schützenhilfe der Konkurrenz angewiesen ist.

 

Grenzauer Stimmen zum Sieg in Saarbrücken

Präsident Manfred Gstettner: „Das war insgesamt eine starke Leistung von uns. Die Mannschaft hat so gespielt, wie man spielen muss, wenn man in die Play-offs will. Der Knackpunkt war natürlich der Sieg von Tomas gegen Mattenet, mit dem wohl kaum einer gerechnet hatte. Jetzt sollten wir eigentlich den Einzug in die Play-offs schaffen, jedenfalls riecht es sehr danach.“

Cheftrainer Anton Stefko: „Nach dem schwachen Auftritt gegen Hagen haben wir Klartext gesprochen und einige Dinge umgestellt. Und das hat sich heute ausgezahlt. Die Mannschaft hat alles so umgesetzt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Unglaublich war natürlich die Leistung von Tomas gegen Mattenet, das hat uns auf die Siegerstraße gebracht. Wichtig auch, dass Andrej gegen Apolonia die Nerven behalten hat, nachdem das Spiel eigentlich schon gekippt war. Jetzt haben wir noch ein wichtiges Spiel gegen Ochsenhausen und sollten spätestens gegen Mühlhausen die Play-offs eintüten.“

Andrej Gacina: „Ich habe gegen Tiago nach der 2:0-Führung wohl etwas zu viel Tempo herausgenommen, da mir die Beine etwas schwer wurden nach Kuwait und Qatar Open sowie dem Bundesligaspiel am Tag zuvor. Als Tiago dann ausgleichen konnte, war ich nicht sicher, ob ich es schaffen würde. Dann hatte ich aber das nötige Quäntchen Glück im 5. Satz, habe aber auch meine Aufschläge umgestellt, was sich ausgezahlt hat. Jetzt bin ich einfach nur müde, aber auch sehr froh.“


1. FC Saarbrücken TT – TTC Zugbrücke Grenzau 1:3

Tiago Apolonia – Maskai Yoshida 3:0 (11:8, 11:8, 11:7)

Bojan Tokic – Andrej Gacina 2:3 (11:9, 9:11, 11:7, 8:11, 9:11)

Adrien Mattenet – Tomas Pavelka 2:3 (7:11, 11:7, 11:7, 5:11, 11:7)

Tiago Apolonia – Andrej Gacina 2:3 (3:11, 3:11, 11:8, 11:4, 8:11)


Die weiteren Ergebnisse des 16. TTBL-Spieltags

TTF Liebherr Ochsenhausen – TTC matec Frickenhausen 3:1

Post SV Mühlhausen – Borussia Düsseldorf 1:3

TTC Hagen – SV Werder Bremen 0:3

TTC Schwalbe Bergneustadt – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 1:3

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