„Zuschauer und Sponsoren kommen nicht von selbst“ – Interview mit Jörg Roßkopf



Jörg Roßkopf ist eine Tischtennis-Ikone. Der Doppel-Weltmeister von 1989 ist noch heute in der sportinteressierten Öffentlichkeit bekannter als Timo Boll – und jeder verbindet nur Positives mit dem sympathischen, bodenständigen Hessen, der ein absoluter Sympathieträger ist.

Seit 2010 fungiert „Rossi“ als Bundestrainer der deutschen Herren und ist als Chef am Rande der Bande ebenso erfolgreich wie früher als Spieler.

Wir sprachen mit dem 45-Jährigen, der die Bundesliga weiterhin sehr aufmerksam verfolgt, über die TTBL und das Topspiel der TTF Liebherr Ochsenhausen gegen Spitzenreiter Borussia Düsseldorf am Sonntag in Ulm.

„Rossi“ nahm dabei – wie man es von ihm kennt – kein Blatt vor den Mund und fand auch kritische Worte für die TV-Sender, die den schnellsten Rückschlagsport der Welt immer wieder links liegen lassen.

 

Herr Roßkopf, was halten Sie von Bundesliga-Großveranstaltungen in modernen Eventhallen vor vielen Fans, wie wir es am Sonntag in der Ulmer ratiopharm arena erleben werden, wenn Ochsenhausen und Düsseldorf aufeinandertreffen?

„Natürlich finde ich es toll und unterstützenswert, dass Vereine sowas machen und ab und zu in große Eventhallen gehen, um unseren Sport gut und öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Das sind immer besondere Spiele wie jetzt Ochsenhausen gegen Düsseldorf, eine Begegnung, die man auf jeden Fall als Bundesliga-Klassiker bezeichnen kann. Wenn solche Spiele gut aufgezogen werden, bringt das unserem Sport vielleicht auch den einen oder anderen Sponsor zusätzlich.“

Was verbindet Sie mit dem im Juni 2013 verstorbenen ehemaligen Ochsenhausener Präsidenten Rainer Ihle, dem das Spiel in Ulm gewidmet ist?

„Ich habe nur positive Erinnerungen an Rainer. Ich erinnere mich an ihn als einen guten Freund, der auch in meiner schwersten Zeit, als ich lange mit Verletzungen zu kämpfen hatte, zu mir stand und mir den Rücken gestärkt hat. Wir haben oft miteinander telefoniert. Sein plötzlicher Tod letztes Jahr war ein großer Verlust für Ochsenhausen und für die ganze Bundesliga. Rainer hat sein Ding immer durchgezogen und sich nie verbiegen lassen. Er hat Ochsenhausen zu einer echte Marke im Tischtennissport gemacht.“

Was trauen Sie der jungen Mannschaft der TTF Liebherr Ochsenhausen sportlich zu – aktuell und in zwei, drei Jahren?

„Ich denke, man muss es realistisch sehen: Ochsenhausen hat eine gute Mannschaft mit drei sehr jungen Spielern, nämlich Pitchford, Gauzy und Calderano. Aber gegen Düsseldorf ist die Chance auf einen Sieg nur gering. Wenn Timo [Boll] spielt, ist Düsseldorf in der Bundesliga kaum zu schlagen, und Timo wird am Sonntag ja spielen. Dass Patrick [Franziska] wegen seiner Verletzung ausfällt, ist für ihn selbst sehr schmerzlich, ändert aber nichts an der klaren Favoritenrolle, da die Borussia eben vier Spieler mit ganz hohem Niveau hat und in der Aufstellung Boll, Gionis, Achanta immer noch kaum zu besiegen ist. Natürlich haben die Ochsenhausener nichts zu verlieren und können unbeschwert aufspielen. Die jungen Spieler können aus einem solchen Spiel in einem solchen Rahmen viel lernen.

Sie haben natürlich alle Chancen, sich weiterzuentwickeln, was manchmal bei jungen Spielern sehr schnell geht. Die drei sind ohne Frage talentiert, haben aber auch schon Stagnationsphasen gehabt und sind aktuell wieder sehr im Kommen. Natürlich steigen mit den Erfolgen auch die Ansprüche und man wird sehen, ob Ochsenhausen alle drei halten kann, wenn sie nochmals einen Sprung machen sollten. Andererseits ist das System dort mit College und Leistungszentrum sehr gut für Spieler, die noch in der Entwicklung sind, sie haben dort einen sehr guten Trainer und werden intensiv gefördert. Es würde für die drei also schon Sinn machen, möglichst lange in Ochsenhausen zu bleiben.“

Man hat in den letzten Jahren eine Menge versucht, den Tischtennissport attraktiver zu machen, auch für die sportinteressierte Öffentlichkeit und nicht nur für ein Insider-Publikum, das ohnehin überzeugt ist. Plastikbälle, Frischklebeverbot, Bundesliga-Finale und Pokal-Endrunde als Großevents in modernen Arenen sind nur einige Beispiele. Was kann Ihrer Meinung nach noch getan werden, speziell in der Bundesliga?

„Jeder Verein muss immer wieder seine Hausaufgaben machen und versuchen, aus jedem Heimspiel etwas Besonderes, ein richtiges Event zu machen. Wir können in unserer Sportart leider nicht davon ausgehen, dass die Zuschauer und Sponsoren von selbst zu uns kommen, also müssen wir etwas bieten und möglichst jedes Bundesligaspiel attraktiv aufziehen. Natürlich ist das für manche Vereine schwer, da sie nicht über hauptamtliche Mitarbeiter verfügen wie zum Beispiel Ochsenhausen und Düsseldorf, die so etwas natürlich besser stemmen können. Aber es führt kein Weg daran vorbei, die Vereine müssen Gas geben und alles tun, was möglich ist, um an lokale Sponsoren heranzukommen. Die Liga selbst macht ja schon viel und das durchaus mit Erfolg.

Ein großes Problem ist die Medienpräsenz, wir müssen schon von einem grundsätzlichen Problem unseres Sports mit den Medien sprechen, besonders mit dem Fernsehen. Es ist nicht in Ordnung, wenn die TV-Sender von der Volleyball-WM, aber auch von der Tischtennis-EM in Portugal oder vor zwei Jahren der WM in Dortmund nichts oder so gut wie nichts bringen und dafür jedes höherklassige Fußballspiel dreimal rauf und runter übertragen. Da stimmt das Verhältnis einfach nicht, wenn man bedenkt, wie viele Menschen bei uns aktiv Tischtennis oder auch Volleyball spielen. Da muss Druck auf die Medienanstalten aufgebaut werden, dass sie ausgewogener berichten. Aber, wie gesagt, die Vereine müssen auch etwas dafür tun und attraktive Tischtennis-Events präsentieren, so wie zum Beispiel am Sonntag in Ulm. Ochsenhausen ist da auf dem richtigen Weg.“

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Nachfolgend eine Info des Vereins TTF Liebherr Ochsenhausen zum Kartenvorverkauf für das Schlagerspiel am Sonntag gegen Boll & Co.:

Eintrittskarten für das „Weltklasse-Match“ in der Tischtennis Bundesliga, TTF Liebherr Ochsenhausen vs. Bor. Düsseldorf (19.10.2014, 15 Uhr), sind ab sofort nur noch in den Vorverkaufsstellen der Südwest Presse und SWU Service Center sowie am Spieltag an der Tageskasse erhältlich. Die Tageskasse in der ratiopharm arena wird am Sonntag ab 13.00 Uhr geöffnet sein.

Vorverkaufsstellen

SÜDWEST PRESSE
Frauenstraße 77 · 89073 Ulm

Infos unter: Telefon: 0731 / 15 68 55

Öffnungszeiten
Mo. bis Fr.: 08:30 Uhr bis 18:00 Uhr
Samstag: 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr

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SWU ServiceCenter Neue Mitte
Neue Straße 79 · 89073 Ulm
(im ServiceCenter Neue Mitte)

Infos unter: Telefon 0731 / 166-2177

Öffnungszeiten
Mo. bis Fr.: 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Samstag: 09:00 Uhr bis 16:00 Uhr