Sa., 3. Mai 2025
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TTBL: Bremer Sensations-Coup im Finale: Werder schlägt Ochsenhausen 3:0

Den Bremern war es danach, die ganze Welt zu umarmen. Unter den Augen hoher Werder-Funktionäre wie dem Präsidenten Klaus-Dieter Fischer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Willi Lemke und frenetisch angefeuert von rund 250 mitgereisten Fans, fast ausnahmslos in grüne-T-Shirts gekleidet, spielten die als leichter Außenseiter ins Finale gegangenen Norddeutschen gegen Punktrundensieger TTF Liebherr Ochsenhausen wie aus einem Guss und holten den ersten Deutschen Meistertitel der Vereinsgeschichte an die Weser.

Geplatzt ist dagegen der Ochsenhausener Traum vom vierten Meistertitel der Klubhistorie. Vor 2.500 Zuschauern in der gut gefüllten Frankfurter Fraport Arena – darunter auch circa 150 voller Hoffnung an den Main gereiste TTF-Fans – konnten die Oberschwaben gegen einen bärenstarken Gegner nicht an die tolle Form der Rückrunde anknüpfen. Die Niederlage fiel sicher etwas zu hoch aus, doch an diesem Tag fehlte ein gutes Stück, um den Rivalen aus dem Norden mit den stark auftrumpfenden Ex-Ochsenhausenern Chuang Chih-Yuan, Adrian Crisan und Constantin Cioti in die Knie zu zwingen.

Es begann mit dem Match zwischen Kirill Skachkov und dem Doppel-Weltmeister von Paris, Chuang Chih-Yuan. In der Bundesligarückrunde hatte der Russe den wendigen Taiwanesen – immerhin die aktuelle Nummer sechs der Welt – noch besiegt, doch diesmal stand er komplett auf verlorenem Posten. Er fand nicht in seinen Spielrhythmus, allerdings spielte Chuang auch auf ganz hohem Niveau und nutzte gnadenlos jede Chance, die sich ihm bot. Skachkov blieb weit von einem Satzgewinn entfernt.

Doch das war aus Ochsenhausener Sicht noch nicht allzu tragisch, da man damit rechnete, dass Ryu Seung Min gegen Adrian Crisan für den Ausgleich sorgen und seinem Klub alle Chancen erhalten würde. Am 20. Januar beim 3:0-Sieg in Bremen hatte sich der Olympiasieger von 2004 noch ohne Satzverlust gegen den Rumänen behauptet. Doch das leicht angeschlagene Penholder-Ass traf diesmal auf einen Crisan in einer Verfassung, wie man sie von seinen Siegen gegen Timo Boll kennt. Mit zunehmender Matchdauer wurde der Rumäne immer sicherer und setzte sich schließlich hauchdünn mit 13:11 im fünften Satz durch.

2:0 zur Pause – der Werder-Triumph war in greifbare Nähe gerückt. Doch noch war die Messe nicht gelesen.

Hoch motiviert kamen beide Teams zurück aus den Kabinen, die Werderaner, weil sie dicht vor dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte standen, die Oberschwaben, da sie unbedingt doch noch die Wende schaffen wollten. Doch dazu hätte Tiago Apolonia in seinem letzten Spiel für Ochsenhausen seinen Kontrahenten Constantin Cioti schlagen müssen – und der ist bekanntlich ein sperriger Gegner. Zudem hatte der hagere Rumäne einen richtig guten Tag erwischt und schien nach zwei Sätzen klar auf der Siegerstraße (11:9, 11:6).

Alles deutete darauf hin, dass er in drei Durchgängen den Werder-Sieg perfekt machen würde, doch Apolonia gab nochmals Gas, wehrte drei Matchbälle ab und brachte den dritten Satz noch mit 14:12 nach Hause. Auch im vierten Durchgang war der Ochsenhausener nervenstärker (11:9), so dass es in den Entscheidungssatz ging. 4:2 lag der Portugiese anfangs in Front, doch Cioti steckte nicht auf, lag beim Seitenwechsel mit 5:4 vorne und gab die Führung bis zum Ende nicht mehr aus der Hand (11:7).

Um 15:23 Uhr lagen sich die Bremer im Freudentaumel in den Armen, auch Präsident Fischer war ganz aus dem Häuschen und fiel Trainer Cristian Tamas jubelnd um den Hals. Und die vielen mitgereisten Werder-Fans waren im Freudentaumel. 

Auf Ochsenhausener Seite indes blickte man ausschließlich in traurige Gesichter. Der ambitionierte Klub aus Oberschwaben hatte eine große Chance nicht genutzt und es versäumt, eine grandiose Rückrunde mit dem Meistertitel zu krönen. Kurios: 2004 holten die TTF zuletzt Meisterschaft und Pokal. Danach stand man insgesamt noch achtmal in Endspielen in Meisterschaft, Pokal und Champions League und zog immer den Kürzeren. Für Ochsenhausen gilt es folglich in den nächsten Jahren, endlich den Nimbus des „ewigen Zweiten“ loszuwerden.

 

Ergebnisse Werder Bremen – TTF Liebherr Ochsenhausen

Chuang Chih-Yuan – Kirill Skachkov 11:7, 11:4, 11:6

Adrian Crisan – Ryu Seung Min 7:11, 11:8, 11:9, 8:11, 13:11

Constantin Cioti – Tiago Apolonia 11:9, 11:6, 12:14, 9:11, 11:7

 

Stimmen zum Finale

Werder-Trainer: Cristian Tamas: „Ich bin überwältigt und kann den Moment noch schwer beschreiben. Ich glaube, wir haben es als Mannschaft heute verdient.“

Adrian Crisan: „Mein Traum war es, einen Titel mit Werder zu holen, nun ist es gleich der Meistertitel geworden. Das werde ich erst in einigen Tagen realisiert haben.“

Constantin Cioti: „Chuang und Crisan sind absolute Topspieler, die mir mein Spiel an Position drei erleichtern. Mit einer 2:0 Führung lässt es sich einfach befreiter aufspielen.“

Chuang Chih-Yuan: „Wir haben eine tolle Truppe! Das ist fast noch wichtiger als das Ergebnis.“

Werder-Präsident Klaus-Dieter Fischer: „Das hat sich alles sehr gut entwickelt. Inzwischen ist Tischtennis zu einem Aushängeschild von Werder Bremen geworden.“ 

Ochsenhausens Präsident Kristijan Pejinovic: „Natürlich ist man enttäuscht, wenn man verliert, besonders wenn es ein so wichtiges Spiel ist. Ich möchte den Jungs aber keinen Vorwurf machen, sie haben es versucht und es hat heute einfach nicht gereicht, schade! Bremen hat verdient gewonnen und war diesmal den entscheidenden Tick besser. Insgesamt haben wir aber eine gute Saison gespielt, besonders die Rückrunde war überragend. Die Veranstaltung selbst war top und die Stimmung in der Arena grandios.“

Ochsenhausens Ex-Präsident Rainer Ihle: „Wenn man Deutscher Meister werden will, muss man anders auftreten. Wenn man gegen eine Mannschaft um den Titel spielt, die vorher Düsseldorf ausgeschaltet hat, muss man bis in die Haarspitzen motiviert sein und das auch in der Körpersprache zeigen. Bremen war bissiger und hungriger und hat deshalb am Ende auch verdient gewonnen.“

Ochsenhausens Trainer Dubravko Skoric: „Die Enttäuschung ist riesengroß, das ist ein sehr schmerzhaftes Resultat für uns. Wir waren die beste Mannschaft der Punktrunde und haben Bremen da zweimal besiegt, doch heute haben wir nicht überzeugt. Ich will keine Entschuldigungen suchen, man hat aber heute gemerkt, dass Ryu wegen seiner Rückenprobleme in den letzten zehn Tagen nur dreimal trainieren konnte. Mein Glückwunsch geht aber an Bremen, die sehr stark gespielt haben.“

Kirill Skachkov: “Wir waren top motiviert und wollten unbedingt den Titel holen. Doch es lief nicht gut für uns. Und ein bisschen Pech kam dann auch noch hinzu. Man muss aber auch sagen, dass Bremen heute sehr gut gespielt hat. Schade, dass es nicht gereicht hat. Ich bin sehr traurig, hoffe aber, dass wir nächstes Jahr eine neue Chance bekommen werden, hier um die Meisterschaft zu spielen.“

Tiago Apolonia: “Es ist sehr schade, dass wir ohne Titel nach Hause fahren. Wir haben alles versucht, aber heute hat uns gegen einen sehr starken Gegner auch ein wenig das Glück gefehlt. Ich hätte mich sehr gerne mit einem Erfolg aus Ochsenhausen verabschiedet. Ich werde den Verein in sehr guter Erinnerung behalten und die fünf Jahre hier nie vergessen, in denen ich mich sportlich entscheidend weiterentwickelt und viele Freundschaften geschlossen habe.“

TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle: „Wir haben heute ein absolut hochklassiges, emotionales Spiel gesehen. Die Entscheidung in einem Finale am neutralen Ort auszuspielen, hat sich bewährt, daran wollen wir festhalten. Frankfurt war ein toller Gastgeber, die Fraport Arena die perfekte Bühne. Tischtennis hat es verdient, in den großen Arenen gespielt zu werden.“

 

Hinweis: Eine Fotostrecke vom Finale in Frankfurt bringen wir in Kürze auf TT-NEWS.

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