Wildcard-Inhaber TTC Neu-Ulm hat sein Punktekonto in der TTBL ausgleichen können und wird in dieser Saison definitiv nicht mehr in Abstiegsnöte geraten. Doch der 3:2-Sieg gegen erstaunlich starke Jülicher, denen das 3:0 gegen Grenzau erkennbar Rückenwind verschafft hatte, war kein Sonntagsspaziergang.
Die 250 Zuschauer im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus erlebten gleich zu Beginn der vorgezogenen Partie des 10. Spieltags einen Paukenschlag, der ihnen nicht sonderlich gefiel. Der Slowene Deni Kozul, der eine Woche zuvor gerade sein erstes Bundesligamatch gewonnen hatte, spielte gegen den Südkoreaner An Jaehyun befreit auf und besiegte den WM-Dritten in fünf Durchgängen. Jülichs Belgier Robin Devos legte nach hartem Kampf gegen den Schweden Viktor Brodd nach, so dass der Gastgeber zur Pause bei einem 0:2-Rückstand mit dem Rücken zur Wand stand.
Doch Neu-Ulms Truppe hat Substanz und erhöhte im zweiten Durchgang spürbar die Schlagzahl, während Jülich sein Pulver verschossen hatte und nichts mehr dagegensetzen konnte. Kein Satz ging mehr an die Gäste aus dem äußersten Westen der Republik. Zunächst verkürzte Tiago Apolonia (Ligabilanz nun 12:4) gegen Dennis Klein. An Jaehyun schien sich gegen Robin Devos den ganzen Frust vom Auftaktmatch von der Seele spielen zu wollen und überließ seinem Gegner insgesamt 13 Punkte in drei Durchgängen. Es kam zum Schlussdoppel, in dem Demi Kozul und der lange Niederländer Ewout Oostwouder gegen Tiago Apolonia und Viktor Brodd zwar vorbildlich kämpften aber keine echte Chance hatten. Nach alles in allem zwei Stunden und 45 Minuten war die Entscheidung gefallen.
„Die Partie war auf dem Papier natürlich einfacher als die gegen Ochsenhausen“, blickte Brodd anschließend auf den 3:1-Derby-Erfolg in der Vorwoche zurück, „aber jedes Spiel in der Bundesliga verlangt einem alles ab, sodass man nie nachlassen darf.“ Dennis Klein sagte: „Mit einer 2:0-Führung im Rücken geht man natürlich mit einem guten Gefühl in die Box. Wenn ich den ersten Satz gegen Tiago geklaut hätte, wäre vielleicht etwas möglich gewesen. Aber er ist einfach ein Weltklassespieler.“ Zu seiner Rückkehr in die Heimat ergänzte der in Ulm geborene Jülicher, der lautstark von vielen Fans unterstützt worden war: „Dieses Spiel gibt es nur einmal im Jahr, da will man natürlich in einer Topverfassung sein – und das war ich heute leider nicht.“
Die Abstiegsfrage wird ganz allein zwischen Jülich und Grenzau entschieden, so viel ist inzwischen auch klar. Im Augenblick besitzen Devos und Co. die besseren Karten, doch entschieden ist noch lange nichts. Sollten diesmal zwei Zweitligisten das Abenteuer TTBL wagen, erwischt es beide Traditionsklubs.
TTC Neu-Ulm – TTC indeland Jülich 3:2
An Jaehyun – Deni Kozul 2:3 (10:12, 11:7, 11:5, 3:11, 6:11)
Viktor Brodd – Robin Devos 2:3 (11:6, 8:11, 8:11, 11:5, 10:12)
Tiago Apolonia – Dennis Klein 3:0 (11:7, 12:10, 11:5)
An Jaehyun – Robin Devos 3:0 (11:7, 11:4, 11:2)
Apolonia/Brodd – Kozul/Oostwouder 3:0 (11:9, 11:5, 11:8)
Text: Dr. Stephan Roscher
Foto: Margret Nündel