Mit 0:3 ging Ochsenhausen gegen Karlsson und Co. unter. TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Mir fallen zum heutigen Geschehen zwei Worte ein: Demonstration und beschämend – eine Düsseldorfer Demonstration und beschämend, was wir abgeliefert haben!“
Was hatte man sich in Ochsenhausen auf das Spitzenspiel des 2. Bundesligaspieltags gegen Borussia Düsseldorf gefreut. Und hätte noch lieber die komplette Truppe des Rekordmeisters, also mit Timo Boll, empfangen, den der Rekordmeister zu Hause gelassen hatte. Dass die TTF am Ende den Rheinländern, die man letzte Saison zweimal geschlagen hatte, nach gerade einer Stunde und 38 Minuten zu einem glasklaren 3:0-Erfolg würden gratulieren müssen, hätte kaum einer für möglich gehalten.
Auch die gut 450 Fans in der Dr.-Hans-Liebherr-Halle waren überrascht – und das nicht gerade in positiver Hinsicht. Allgemein hatte man damit gerechnet, den Schwung vom Pokalsieg in Grenzau mitzunehmen und der Borussia einen heißen Tanz zu liefern. Doch der fand nicht annähernd statt. Mit einem einzigen gewonnenen Satz aus einem solchen Topspiel herauszugehen, ist eine herbe Abfuhr.
Die Geschichte der recht einseitigen Partie ist rasch erzählt. Hugo Calderano, in den letzten Wochen stark, fand gegen den sehr gut aufgelegten Anton Källberg nur selten zu seinem Rhythmus und unterlag in drei engen Sätzen (11:13, 9:11, 9:11). Der angekündigte heiße Tanz war in diesem Match wenigstens noch in Nuancen erkennbar.
Was Simon Gauzy dann aber gegen Kristian Karlsson, den zweiten Schweden im Gästeteam, ablieferte, war weit unter seinem normalen Niveau. Gauzy, der Karlsson auf internationalen Turnieren schon geschlagen, aber auch das eine oder andere Mal knapp gegen ihn verloren hat, kam gar nicht ins Spiel und unterlag mehr als deutlich (6:11, 8:11, 2:11).
Joao Geraldo, der abermals den Vorzug vor Yuto Muramatsu und Jakub Dyjas, der an leichten Hüftproblemen laborierte, erhalten hatte, stand beim Zwischenstand von 0:2 in seinem Match gegen den Weltranglisten-24. Stefan Fegerl natürlich mit dem Rücken zur Wand. Der TTF-Portugiese spielte nicht schlecht und gewann auch den ersten Satz. Aber um Fegerl zu besiegen, reichte es nicht – der hagere Österreicher behielt mit 3:1 die Oberhand. Die Messe war gelesen, das Match des für Hugo Calderano eingewechselten Yuto Muramatsu gegen Kristian Karlsson kam somit nicht mehr zustande.
Kristian Pejijnovic reagierte mehr als enttäuscht: „Mir fallen zum heutigen Geschehen zwei Worte ein: Demonstration und beschämend“. Es sei, so der TTF-Präsident, „eine Demonstration von soliden, aber keineswegs überragenden Düsseldorfern, die nicht einmal in Bestbesetzung angetreten sind“, gewesen, „von denen wir uns haben vorführen lassen“, was er nur als „beschämend“ bezeichnen könne. „Die ersten beiden Spiele waren nichts“, so Pejinovic weiter. „Emotionslos, ideenlos, kraftlos, so wirkte das“, stellte der TTF-Chef fest. „Und so kann man nicht in ein solches Spitzenspiel gehen, das war einfach zu wenig, auch wenn Hugo wenigstens dran war, während Simon neben der Spur war und der Kopf woanders gewesen zu sein schien.“ Lediglich die Nummer drei, Joao Geraldo, kam einigermaßen gut weg: „Joao hat ganz gut gespielt und das abgerufen, was er zurzeit kann, er hat einige super Punkte gemacht, doch die kleinen eben nicht und die entscheiden halt solche Spiele.“ Pejinovic stellte abschließend nochmals klar: „Wir haben Gesprächsbedarf. So darf man nicht verlieren, so darf man sich gerade zu Hause auch von einem starken Gegner nicht abschlachten lassen, also muss man sich zusammensetzen und Tacheles reden. Ich erwarte, dass jetzt ein Ruck durch die Mannschaft geht!“
Euphorisch war dagegen die Stimmung im Düsseldorfer Lager: „Das war eine unglaublich gute Leistung“, so ein jubelnder Manager Andreas Preuß nach dem zweiten Saisonsieg seines Teams. „Es ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber ich habe hier heute eine echt starke Mannschaft gesehen. Die Jungs haben sich über den Sommer noch einmal enorm gesteigert.“ Cheftrainer Danny Heister gab zu Protokoll: „Ich habe das Spiel wirklich genossen. Trotzdem müssen wir jetzt auf dem Boden bleiben. Heute ist viel zusammengekommen. Ochsenhausen hatte vielleicht nicht den besten Tag, wir dagegen schon. Wir sind noch früh in der Saison, aber so ein Sieg gegen einen der großen Konkurrenten gibt natürlich etwas Ruhe.“
Erst in einem Monat geht es weiter, wenn die EM in Luxemburg längst Geschichte ist. Düsseldorf empfängt am 1. Oktober seinen Lieblingsgegner Fulda-Maberzell zu einem weiteren Spitzenspiel, Ochsenhausen muss versuchen, bei den überraschend noch verlustpunktfreien Mühlhausenern endlich die Kurve zu kriegen.
TTF Liebherr Ochsenhausen – Borussia Düsseldorf 0:3
Hugo Calderano – Anton Källberg 0:3 (11:13, 9:11. 9:11)
Simon Gauzy – Kristian Karlsson 0:3 (6:11, 8:11, 2:11)
Joao Geraldo – Stefan Fegerl 1:3 (11:9, 8:11, 7:11, 8:11)
Text & Foto Geraldo: Dr. Stephan Roscher
Foto Källberg: Matthias Ernst/Majo Foto