Mit 3:1 siegte Ochsenhausen am Dienstag im Achtelfinalspiel in Grenzau und hat sich damit als erster Klub in dieser Saison sportlich für das Viertelfinale qualifiziert – Titelverteidiger Düsseldorf und „Vize“ Saarbrücken stehen per Freilos in der Runde der besten Acht.
Das „Achtelfinal-Trauma“ der Oberschwaben ist damit Geschichte. Nun ist man auf den Weg ins ersehnte Liebherr Pokal-Finale ein gutes Stück vorangekommen – „Road to Ulm“: Die TTF sind in der Spur geblieben. Nicht alles war perfekt, was die Gastmannschaft an diesem kurzweiligen Pokalabend im Westerwald ablieferte, aber es waren sehr ordentliche Ansätze erkennbar. Unter dem Strich geht das Ergebnis in Ordnung, die junge Ochsenhausener Mannschaft war das überlegene Team, auch wenn vor knapp 200 Zuschauern in der Zugbrückenhalle insgesamt sechs Sätze an den hochmotivierten Gegner gingen.
Gegen den 20-jährigen Kasachen Kirill Gerassimenko, einer von zwei Grenzauer Neuzugängen, hatte der schon gegen Fulda und bei den Czech Open starke Hugo Calderano lediglich im ersten Satz Probleme, danach hatte er das Heft in der Hand und ließ nichts mehr anbrennen.
Simon Gauzy, vor 14 Tagen durch eine Virusinfektion außer Gefecht gesetzt und dann bei seinem Comeback bei den Czech Open in der ersten Runde ausgeschieden, hatte gegen den Ex-Ochsenhausener Constantin Cioti mehr Mühe. Gute und schwächere Phasen wechselten sich beim TTF-Franzosen ab. Nach 2:0-Satzführung musste er den Ausgleich hinnehmen. Im Entscheidungssatz war Gauzy dann aber wieder voll da und machte den Sack zu zur beruhigenden 2:0-Pausenführung der Gäste.
Danach war Joao Geraldo dran, der aufgrund guter Trainingsleistungen den Vorzug vor Yuto Muramatsu und Jakub Dyjas – alle fünf TTF-Spieler waren mitgereist und feuerten ihren jeweils in der Box aktiven Teamkameraden gut an – erhalten hatte. Aufgrund der etwas unorthodoxen Aufstellung der Grenzauer musste Geraldo allerdings gegen den etatmäßigen Spitzenspieler des Gegners ran, nämlich gegen den Weltranglisten-28. Kou Lei.
In den ersten beiden Sätzen begegneten sich beide auf Augenhöhe und Geraldo spielte einige sehr gute Bälle, konnte aber den Sack nicht zumachen und gab diese mit 13:15 und 10:12 ab. Der dritte Durchgang ging deutlicher verloren, da der Portugiese mental wohl noch zu sehr mit den „vergeigten“ beiden ersten Sätzen beschäftigt war.
Schade für Geraldo, für das Team jedoch kein Beinbruch, da anschließend Simon Gauzy gegen Kirill Gerassimenko einen tadellosen Auftritt hinlegte und in drei Sätzen ungefährdet gewann. Gauzy: „Ich habe heute das erste Mal gegen Gerassimenko gespielt. Sein Spiel liegt mir. Er ist zwar bei langen Ball-Rallyes gut, aber spielt recht weich und nicht so druckvoll, so dass ich gut in mein Spiel komme.“
Der Pokalsieg war in trockenen Tüchern. Freude und Erleichterung waren zu spüren, aber es gab keine Jubelorgien. Die Ochsenhausener Truppe war innerlich wenige Minuten nach dem Pokalerfolg schon fokussiert auf den Bundesliga-Hit am Sonntag gegen Düsseldorf.
Simon Gauzy zeigte sich insgesamt zufrieden: „Ich wusste vor dem Spiel nicht so recht, wo ich stehe. Erst war ich krank und musste deshalb beim ersten Bundesligaspiel zuschauen, dann bin ich bei den Czech Open früh ausgeschieden, so dass ich in den letzten Wochen kaum Wettkampfpraxis hatte. Ich habe mich aber vorher gut gefühlt und denke, meine Leistungen heute waren nicht optimal, aber ganz ordentlich. Und ich bin froh, dass wir eine Runde weitergekommen sind. Schließlich wollen wir ins Final Four.“
Sportmanager Daniel Zwickl fiel ein Stein vom Herzen: „Das war sehr wichtig für uns heute. Wir haben verdient gewonnen und stehen im Viertelfinale. Natürlich waren wir der Favorit, aber wir haben ja selbst mehrfach die Erfahrung machen müssen, wie schwer es in der ersten Pokalrunde sein kann. Alle haben gut gespielt, wirklich alle, auch Joao (Geraldo), der etwas Pech gegen Kou Lei hatte. Ich bin überzeugt, dass auch er noch kommen und uns in wichtigen Spielen noch helfen wird. Und für das Bundesliga-Topspiel am Sonntag gegen Düsseldorf gibt es unseren Jungs auch noch einen kleinen zusätzlichen Schub, die erste Pokalhürde genommen zu haben.“
Grenzaus Trainer Dirk Wagner sah es realistisch: „Wir sind als klarer Außenseiter in die Partie gegangen und wussten, dass uns Ochsenhausen von der sportlichen Qualität voraus ist. Andererseits ist bekannt, dass es im Pokal-Achtelfinale auch für einen Favoriten nicht immer leicht ist. Deshalb haben wir etwas riskiert und wollten sie überraschen, indem wir eine ungewöhnliche Aufstellung mit Kirill Gerassimenko an eins und Kou Lei an drei gewählt haben. Doch die Ochsenhausener haben sich nicht überraschen lassen und sind cool geblieben. Ihr Sieg war verdient, daran gibt es nichts zu rütteln.“
Von seiner Mannschaft ist Wagner überzeugt: „Ich denke, dass sie sich im Lauf der Saison steigern wird. Die Mischung ist besser als letzte Saison. Da klappte es mit der Kommunikation der Spieler nicht so recht. Diesmal haben wir mit Constantin Cioti einen erfahrenen Mann dabei, der den anderen auch mal sagt, was Sache ist. Und mit Kirill Gerassimenko haben wir einen talentierten jungen Spieler verpflichtet, von dem ich mir einen Sprung nach vorne erhoffe. Aber wir haben nur die drei Spieler, sollten wir mal Ersatz benötigen, sieht es schlecht aus, weil die 2. Mannschaft nur noch Oberliga spielt. Wir müssen realistisch bleiben. Ich rechne mit einem Platz zwischen sechs und acht.“
TTC Zugbrücke Grenzau – TTF Liebherr Ochsenhausen 1:3
Kirill Gerassimenko – Hugo Calderano 1:3 (11:8, 8:11, 6:11, 8:11)
Constantin Cioti – Simon Gauzy 2:3 (9:11, 9:11, 11:8, 11:7, 8:11)
Kou Lei – Joao Geraldo 3:0 (15:13, 12:10, 11:6)
Kirill Gerassimenko – Simon Gauzy 0:3 (7:11, 5:11, 7:11)
Die Achtelfinals im Überblick
TTC Zugbrücke Grenzau – TTF Liebherr Ochsenhausen 1:3
SV Werder Bremen – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell (29.09.2017, 19 Uhr)
TTC Schwalbe Bergneustadt – ASV Grünwettersbach (29.09.2017, 19.30 Uhr)
TuS Celle – TTC Shakehands Frickenhausen (noch nicht terminiert)
TV 1879 Hilpoltstein – TSV Bad Königshofen (noch nicht terminiert)
TTC indeland Jülich – Post SV Mühlhausen (noch nicht terminiert)
Freilose: Borussia Düsseldorf, 1. FC Saarbrücken TT
Text & Fotos (7): Dr. Stephan Roscher