Viele hatten angenommen, Timo Boll würde das Finale gegen Japans Wunderknaben Tomokazu Harimoto mit all seiner Routine nach Hause bringen. Doch der 14-Jährige triumphierte in Olomouc. Im Doppel durften Patrick Franziska und Jonathan Groth Gold bejubeln.
Im Endspiel der Czech Open führte der topgesetzte Weltranglistensiebte aus Deutschland im Final-Duell der Generationen (36 vs. 14 Jahre) zwar zwischenzeitlich mit 2:1 Sätzen, und es sah nach dem 20. World-Tour-Titel seiner Karriere, doch dann riss der Faden, was aber auch dem Umstand geschuldet war, dass der asiatische Tischtennis-Teenager immer sicherer wurde und alle Scheu vor dem großen Namen abgelegt hatte. Am Ende hieß es 4:2 (11:3, 4:11, 8:11, 11:9, 11:6, 11:9) zugunsten Harimotos.
Boll nahm es nicht allzu tragisch: „Beim Stand von 8:7 im vierten Satz habe ich eine gute Gelegenheit nicht genutzt. Danach ist das Spiel gekippt. Tomokazu hat sich wieder weiterentwickelt und gut gespielt. Ich habe mich sehr vorsichtig bewegt, denn ich habe mich körperlich nicht so gut gefühlt. Das reicht auf diesem hohen Niveau dann nicht zu einem Sieg. Trotzdem freue ich mich über das Erreichen des Endspiels.“
Die Erfolgsgeschichte von Patrick Franziska und Jonathan Groth (Dänemark) auf der diesjährigen World Tour hat in Tschechien seine Fortsetzung gefunden. Die amtierenden Europameister feierten in Olomouc nach den Austria Open sowie den Croatia Open bereits den dritten Triumph in diesem Jahr auf der Tour. An Position eins gesetzt, spielte die deutsch-dänische Kombination auch im Finale ihre ganze Klasse aus gegen die Japaner Jin Ueda/Maharu Yoshimura und siegte mit 3:1 (11:6, 8:11, 11:9, 11:8). Franziska: „Wir haben im Finale taktisch gut gespielt.“ Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Die beiden bilden ein gutes Doppel. Dieser Turniersieg gibt Selbstvertrauen.“
Überraschend gewann nicht die topgesetzte Kasumi Ishikawa sondern ihre an drei gesetzte Landsfrau Mima Ito, die am Samstag Han Ying ausgeschaltet hatte, die Goldmedaille im Damen-Einzel. Ito glückte damit die Revanche für das vor einer Woche bei den Bulgaria Open verlorene Finale.
Berlins Ungarin Georgina Pota verpasste an der Seite der Schwedin Matilda Ekholm – auch die beiden bilden, ähnlich wie Franziska/Groth, ein gut eingespieltes, prima harmonierendes multinationales Doppel – Gold im Damen-Doppel nur knapp. Gegen die an drei gesetzten Japanerinnen unterlag man im Finale in 2:3 Sätzen.
Die Final-Ergebnisse vom Sonntag
Herren-Einzel
Timo Boll GER – Tomokazu Harimoto JPN 2:4 (-3, 4, 8, -9, -6, -9)
Damen-Einzel
Kasumi Ishikawa JPN – Mima Ito JPN 1:4 (-5, -13, -3, 9, -4)
Herren-Doppel
Patrick Franziska GER/Jonathan Groth DEN – Jin Ueda/Maharu Yoshimura JPN 3:1 (6, -8, 9, 8)
Damen-Doppel
Hina Hayata/Mima Ito JPN – Matilda Ekholm/Georgina Pota SWE/HUN 3:2 (5, -8, -8, 6, 8)
Czech Open auf der Webseite der ITTF
Text & Foto Boll: Dr. Stephan Roscher
Fotos Harimoto (2): ITTF