18. Spieltag der TTBL: Souveräne Düsseldorfer vermasseln Fulda-Maberzell Platz 2, Halbfinalist Saarbrücken lässt gegen Grünwettersbach nichts anbrennen, Bergneustadt siegt bei Schlusslicht Grenzau und Bremen ringt Mühlhausen in einem wahren Krimi nieder.
Vor dem letzten Spieltag der TTBL-Punktrunde war eigentlich nur die Frage offen gewesen, wer als Zweiter über die Ziellinie geht und damit in den Play-off-Duellen den kleinen Vorteil verbucht, eine eventuelle dritte Partie vor heimischer Kulisse austragen zu können. Durch das klare 0:3 in Düsseldorf verspielte Fulda-Maberzell diese Chance.
Vor knapp 1.000 Fans im ARAG CenterCourt waren die Gastgeber wie fast immer klar dominant gegen den bisherigen Tabellenzweiten aus der Rhön. Einfach zu viel Abwehr, um Boll und Co., die dagegen mit traumwandlerischer Sicherheit spielen, in Bedrängnis bringen zu können.
Am Anfang stand eine Demontage. In der Neuauflage des NDM-Finales von Bamberg ließ Timo Boll einen bedauernswerten Ruwen Filus ganze neun Punkte machen – in drei Sätzen zusammen! Kristian Karlsson musste gegen Wang Xi dagegen Schwerstarbeit verrichten (3:2), während Stefan Fegerl nach verlorenem erstem Satz Jonathan Groth zum Statisten degradierte.
Borussia-Trainer Danny Heister: „Die gute Arbeit der letzten Wochen zahlt sich mehr und mehr aus. Wir sind im Moment in einer guten Form und werden an dieser in den nächsten Tagen weiter arbeiten. Die Mannschaft bleibt in der kommenden Woche zusammen.“
Eigentlich kann von der Spielanlage her nur eine Truppe wie Ochsenhausen die erneute Titelverteidigung des Rekordmeisters verhindern, beide Teams liefern sich stets enge Duelle, 2:2 steht es bisher zwischen ihnen in dieser Saison. Ob jedoch die jungen Oberschwaben so weit kommen, nämlich ins Finale, steht auf einem anderen Blatt. Dafür müssen sie nämlich in den Halbfinals erst einmal Fulda ausschalten – und so gut wie Boll und Kollegen spielen Gauzy & Friends nicht gegen defensive Systeme, auch wenn sie es im Prinzip beherrschen. Zwischen den TTF und den Osthessen geht es jedenfalls immer furchtbar eng zu, da entscheiden zwei, drei Bälle im Regelfall die Vier-Stunden-Matches.
Dass Saarbrücken, 3:1-Sieger gegen Grünwettersbach, etwas gegen die Borussia in der Semifinal-Serie ausrichten kann, ist kaum zu erwarten, auch wenn Patrick Franziska bei den Saarländern wieder recht gut mitmischt. Auch ohne Spitzenkönner Masataka Morizono hielten die Badener an der Saar ordentlich mit und duften sich über einen überraschenden Fünfsatz-Sieg von Qiu Dang gegen Tiago Apolonia freuen. Franziska zeigte später dem Penholder-Künstler indes die Grenzen auf.
Saarbrücken schaffte es im Zielfinish, punktemäßig mit Ochsenhausen und Fulda gleichzuziehen (alle 22:10), doch die Spieledifferenz verhinderte, dass mehr als Rang vier möglich war. In dieser Hinsicht hatten die TTF eindeutig die besten Karten, gefolgt von den Maberzellern.
Die Bergneustädter Schwalben setzten sich standesgemäß mit 3:1 bei Schlusslicht Grenzau durch, dem auch noch Spitzenspieler Kou Lei fehlte. Sambe Kohei, der Grenzau den Rücken kehrt, punktete gegen Florian Schreiner bei dessen erstem und letztem TTBL-Einsatz – der 21-Jährige beendet wegen andauernder Hüftprobleme seine Profikarriere. Der Rest der Matches ging überwiegend deutlich an den Tabellenfünften aus dem Bergischen Land, der die Runde ausgeglichen mit 16:16 Punkten abschloss.
Dass der kommende Saison personell ohnehin besser aufgestellte SV Werder Bremen sich so ganz allmählich aus der Krise hangelt, auch wenn das „Hangeln“ bedingt durch den Runden-Schluss jetzt erst einmal sein Ende findet, stellte man beim 3:2 über den Post SV Mühlhausen unter Beweis. Auch wenn es nicht mehr reichte, an den Thüringern vorbeizuziehen und den wenig erfreulichen vorletzten Platz zu verlassen, setzte man wenigstens nochmals ein Zeichen.
Dreidreiviertel Stunden schenkten sich beide Teams nichts. Die Postler führten zur Pause mit 2:0 (Ovidiu Ionescu schlug Bastian Steger, Daniel Habesohn Hunor Szöcs), mussten jedoch mit ansehen, wie die Partie noch kippte. Kirill Skachkovs 3:1 über Lars Hielscher bei dessen letztem Bundesliga-Match markierte die Wende. Steger legte nach gegen Habesohn und Szöcs vollendete in fünf engen Sätzen gegen Ionescu.
In der Liga-Bestenliste ereignete sich Überraschendes. Die Nummer eins ist Grünwettersbachs Masataka Morizono (16:5) vor Düsseldorfs Kristian Karlsson (13:3), Saarbrückens Patrick Franziska (11:2), Ochsenhausens Jakub Dyjas (11:4) und Düsseldorfs Anton Källberg (10:3). Erst danach folgen Fuldas Asse Wang Xi (16:10) und Ruwen Filus (13:7) sowie Tischtenis-Ikone Timo Boll (7:1), lediglich von Patrick Franziska besiegt, und Ochsenhausens Weltranglisten-15. Simon Gauzy (11:6).
Nun stehen die Play-offs ins Haus. Im Hinspiel des Halbfinales stehen sich am kommenden Sonntag Borussia Düsseldorf und der 1. FC Saarbrücken-TT sowie die TTF Liebherr Ochsenhausen und der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell gegenüber. Der Showdown um den Meistertitel kann beginnen und verläuft hoffentlich spannend. Im Sinne der Attraktivität der nationalen Eliteliga wäre – bei aller Neutralität und bei allem Respekt vor der Klasse des Titelverteidigers – ein glatter Durchmarsch der Düsseldorfer Borussia nicht wünschenswert.
TTBL – 18. Spieltag
Borussia Düsseldorf – TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 3:0
Timo Boll – Ruwen Filus 3:0 (11:3, 11:2, 11:4)
Stefan Fegerl – Wang Xi 3:2 (11:7, 6:11, 11:9, 8:11, 11:7)
Kristian Karlsson – Jonathan Groth 3:1 (6:11, 11:3, 11:7, 11:6)
1. FC Saarbrücken TT – ASV Grünwettersbach 3:1
Patrick Franziska – Samuel Walker 3:1 (5:11, 11:9, 11:5, 12:10)
Tiago Apolonia – Dang Qiu 2:3 (11:6, 11:8, 10:12, 8:11, 7:11)
Bojan Tokic – Alvaro Robles 3:0 (11:3, 11:4, 11:8)
Patrick Franziska – Dang Qiu 3:1 (11:8, 13:15, 11:6, 11:4)
TTC Zugbrücke Grenzau – TTC Schwalbe Bergneustadt 1:3
Liang Qiu – Steffen Mengel 1:3 (11:7, 5:11, 8:11, 8:11)
Jörg Schlichter – Ricardo Walther 1:3 (9:11, 10:12, 11:6, 7:11)
Kohei Sambe – Florian Schreiner 3:0 (11:9, 11:9, 11:7)
Liang Qiu – Ricardo Walther 0:3 (2:11, 5:11, 7:11)
SV Werder Bremen – Post SV Mühlhausen 3:2
Bastian Steger – Ovidiu Ionescu 0:3 (14:16, 6:11, 8:11)
Hunor Szöcs – Daniel Habesohn 1:3 (11:5, 9:11, 8:11, 8:11)
Kirill Skachkov – Lars Hielscher 3:1 (9:11, 13:11, 11:5, 11:9)
Bastian Steger – Daniel Habesohn 3:1 (6:11, 11:9, 11:8, 11:8)
Hunor Szöcs – Ovidiu Ionescu 3:2 (9:11, 15:13, 15:13, 9:11, 11:8)
Text & Foto Boll: Dr. Stephan Roscher
Foto Morizono: Henning Braun