Am Sonntag übernahmen die TTF Liebherr Ochsenhausen fürs Erste die Tabellenführung in der TTBL. Mit dem glatten 3:0 in Mühlhausen, in der Rekordzeit von 99 Minuten zustande gekommen, verbuchte man den sechsten Sieg im siebten Ligaspiel.
Nun ist Ochsenhausen als neuer Spitzenreiter auch nach Punkten am spielfreien Rivalen Fulda-Maberzell vorbeigezogen.
Es war ein Traum-„Wochenende“ für die Oberschwaben – eigentlich begann es ja am Donnerstag – mit zwei Siegen und insgesamt 6:0 Spielen gegen stark eingeschätzte Gegner, international und national. So glatt hatten das nicht viele erwartet. Jedenfalls spielten die jungen Oberschwaben vor knapp 300 Zuschauern auch in Mühlhausen wie aus einem Guss und präsentierten sich im Stile einer Topmannschaft.
Beim Tabellenfünften war dasselbe Trio von Cheftrainer Dubravko Skoric nominiert worden, das drei Tage zuvor in Angers für Furore gesorgt hatte. Eigentlich hatte Joao Geraldo spielen sollen, der jedoch wegen Schulterproblemen passen musste. Da Hugo Calderano zur gleichen Zeit in seinem Heimatland Brasilien weilte und dort das bestens besetzte Topturnier, vergleichbar mit der nationalen Meisterschaft, gewann, erwies es sich einmal mehr als äußerst günstig, dass die TTF die Saison mit einem Fünfer-Kader bestreiten.
Jakub Dyjas hatte letzte Saison zweimal gegen den Ex-LMC-Studenten Ovidiu Ionescu verloren – und genau dieses Match stand zum Auftakt wieder auf dem Programm. Doch da stand ein anderer Dyjas am Tisch als in der Saison 2015/16, einer der inzwischen einen deutlichen Sprung gemacht und erheblich an Stabilität gewonnen hat. Dyjas ließ dem Mühlhausener Rumänen nicht den Hauch einer Chance und machte damit gleich zu Beginn deutlich, dass die TTF nicht gewillt waren, wieder bis zum Schluss zu zittern wie in der Vorsaison, als man sich zwei knappe 3:2-Siege erkämpft hatte.
Der Weltranglisten-14. Simon Gauzy musste anschließend gegen den Österreicher Daniel Habesohn in die Box. Man merkte dem Vizeeuropameister schon an, dass er in den letzten Wochen besonders viele Einsätze hatte und ständig auf Reisen war. Letztlich aber hatte Frankreichs bester Spieler das Geschehen dank seiner spielerischen Möglichkeiten im Griff, auch wenn er den zweiten Satz abgeben musste – der einzige übrigens, der an jenem Sonntagnachmittag an den Gastgeber ging – und im vierten Durchgang in der Verlängerung „nachsitzen“ musste. 2:0 – zur Pause standen die Weichen auf Sieg.
Es folgte das Match zwischen Post-SV-Routinier Lars Hielscher und TTF-Defensivkünstler Yuto Muramatsu. Hielscher gilt als sehr stabil im Spiel gegen Abwehr und hat zum Beispiel Fuldas Wang Xi mehrfach besiegt. Doch das, was Yuto Muramatsu spielt, ist nochmals ein Stück virtuoser, da stieß auch Hielscher an seine Grenzen und musste seinem Gegner zu einem letztlich nicht gefährdeten 3:0-Erfolg gratulieren. Die Messe war gelesen, der Sieg des neuen Ligaprimus unter Dach und Fach.
Ochsenhausen (12:2 Punkte) wird in der Tabelle nun von den mit jeweils 10:2 Zählern punktgleichen Vereinen Fulda-Maberzell und Düsseldorf (3:1 in Grünwettersbach) gejagt. Auf Platz vier lauert Saarbrücken mit 8:4 Punkten. Das Polster der TTF zum ersten Nicht-Play-off-Platz beträgt bereits jetzt acht Punkte.
Nun steht eine dreiwöchige Bundesligapause an, in der unter anderem die Austrian Open in Linz und die Swedish Open in Stockholm ausgetragen werden. Und danach folgt das absolute Schlagerspiel des Ersten gegen den Zweiten in Ochsenhausen: am 27. November empfangen die TTF nämlich den großen Rivalen Fulda-Maberzell in der Dr.-Hans-Liebherr-Halle.
Stimmen zum Spiel
Simon Gauzy: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir so deutlich gewinnen würden. Immerhin hatten wir fünf Matches in zehn Tagen. Aber wir sind zurzeit alle in einer super Form und haben es deshalb geschafft, auch in Mühlhausen sehr gut zu spielen und verdient die Punkte mitzunehmen. Habesohn ist ein guter Spieler, ich hatte bisher einmal gegen ihn gewonnen und einmal verloren, deshalb war ich nicht überrascht, dass es ein enges Match wurde.“
TTF-Sportmanger Daniel Zwickl: „Nach der EM war es unser fünftes Spiel binnen zehn Tagen, heute war es die letzte Partie dieser Periode. Das war schon stressig, die Spieler sind sehr viel gereist und waren immer wieder gefordert. Aber sie haben sich hineingebissen, waren sehr kompakt und fokussiert und haben immer wieder tolle Leistungen gebracht. Auch heute haben sie wieder sehr gut gespielt. Eigentlich sollte Joao zum Einsatz kommen, aber wegen Schulterproblemen war es nicht sinnvoll, ihn zu bringen. Wir wussten, dass Mühlhausen sehr heimstark ist und knallhart in dieser engen Halle spielt. Aber wir haben von Anfang an gut dagegengehalten. Jakub hat sehr souverän gespielt gegen Ionescu, er ist jetzt auf einem recht hohen Niveau, das das Ergebnis harter, intensiver Arbeit ist. Simon musste wirklich kämpfen gegen Habesohn, aber er hatte auch in den letzten Wochen die meisten Einsätze und viel Kraft gelassen. Deshalb wird er auch als einziger Spieler von uns nicht bei den Austrian Open mitmachen sondern sich regenerieren. Bei den Swedish Open ist er aber wieder dabei.“
TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Einen so deutlichen Sieg hatte ich nicht erwartet. Die Jungs haben direkt da weitergemacht, wo sie in Angers aufgehört hatten. Wir haben zurzeit einfach einen Lauf. Dennoch hat man, etwa bei Simon, schon gesehen, dass sie auch etwas müde waren, und deshalb ist die dreiwöchige Bundesligapause für uns nicht verkehrt. Das Schlüsselspiel war für mich der klare Sieg von Jakub über seinen letztjährigen „Angstgegner“ Ovidiu Ionescu zu Beginn. Yuto zeigte später gegen Lars Hielscher, der ja gut gegen Abwehr spielt, sein riesiges Potenzial. Dabei ist bei ihm noch vieles ungeschliffen. Wenn wir das auch noch hinbekommen, und das werden unsere Trainer, weiß man gar nicht, wie hoch es mit ihm gehen soll. Hugo war in Brasilien erfolgreich und bringt einen weiteren Titel mit nach Ochsenhausen, Joao war gehandikapt und konnte nicht spielen, aber das war alles kein Problem für uns, da wir ja fünf gute Spieler im Kader haben. Ich freue mich nun sehr auf unser Heimspiel gegen Fulda-Maberzell am 27. November, das wird ein echter Schlager, wenn der Tabellen-Erste auf den Zweiten trifft.“
Post SV Mühlhausen – TTF Liebherr Ochsenhausen 0:3
Ovidiu Ionescu – Jakub Dyjas 0:3 (7:11, 2:11, 9:11)
Daniel Habesohn – Simon Gauzy 1:3 (4:11, 11:7, 8:11, 12:14)
Lars Hielscher – Yuto Muramatsu 0:3 (9:11, 8:11, 7:11)
Die weiteren TTBL-Begegnungen des 7. Spieltags
1.FC Saarbrücken-TT – TTC Zugbrücke Grenzau 3:1
TTC Schwalbe Bergneustadt – SV Werder Bremen 3:1
ASV Grünwettersbach – Borussia Düsseldorf 1:3
Foto: TTF Liebherr Ochsenhausen