Zweitliga-Tischtennis at its best: Dreieinhalb Stunden hochklassiges, spannendes Tischtennis und ein leistungsgerechtes Remis – das erlebten die 175 Zuschauer am Samstag im Ober-Erlenbacher „Wingert Dome“, wo sich Bad Homburg und Passau gegenüberstanden.
Die Bayern liefen in Bestbesetzung auf, also mit dem noch ungeschlagenen Franzosen Can Akkuzu (November-Weltrangliste Platz 124) aus dem Ochsenhausener Liebherr Masters College an Position 3, bei den Hessen pausierte die reguläre Nummer 3, der Holländer Laurens Tromer (WRL 211). Passau hatte ein Spiel mehr bestritten und bis dahin 7:5 Zähler verbucht, die Bad Homburger lagen bei 5:5, hatten aber aus den vorhergehenden drei Partien 5:1 Punkte geholt.
Beim Gastgeber überragte Linkshänder Sanil Shetty (WRL 234), der vom Drittligisten TTC Seligenstadt zu den Kurstädtern gestoßen war. Der kleine Inder, mit 27 Jahren „Opa“ der Mannschaft, zeigte, dass er für das zweite Paarkreuz des Unterhauses eine absolute Topbesetzung ist. Seine Vorhand-Topspins mit reichlich Spin sind richtig gut und seine Aufschläge stellen die Gegner auch vor manches Problem. Zudem ist er mit Feuereifer bei der Sache und kämpft vorbildlich.
Zunächst gewann er sein Doppel an der Seite von Dominik Scheja, der am Spieltag seinen 20. Geburtstag feierte, gegen die Passauer Formation Frantisek Krcil/Frane Kojic ganz glatt, später bekam er Krcil nach hoch verlorenem erstem Satz noch gut in den Griff und zum Schluss das Highlight: 3:2 Sieg über Can Akkuzu in einem wahren Thriller-Match, in dem es beim Stand von 4:5 um den verdienten Punkt für Bad Homburg ging.
Shetty legte forsch vor und gewann die erste beiden Sätze in der Verlängerung. Akkuzu kam zurück und egalisierte. Dann war wieder der Inder am Drücker, führte im Entscheidungsdurchgang mit 8:4 und das Publikum bejubelte bereits den sicher scheinenden Punktgewinn für den TTCOE. Doch kurz darauf stand es 8:8 – Shetty war in ein kleines Konzentrationsloch gefallen und der cool gebliebene Akkuzu hatte Punkt für Punkt aufgeholt. 90 Sekunden später war der Ober-Erlenbacher wieder voll dabei und stand bei 10:8-Führung kurz vor dem Sieg, doch Akkuzu glich abermals aus. Schließlich machte der Inder doch das Kopf-an-Kopf-Rennen, verwandelte seinen dritten Matchball und schloss den Satz, das Match und die gesamte Begegnung mit einem platzierten Vorhandzieher zum 12:10 ab – die Messe war gelesen und Akkuzu, eigentlich ein Spieler für das Spitzen-Paarkreuz und mittelfristig für die TTBL, hatte seine erste Saisonniederlage zu quittieren. Eine tolle Partie, absolute Werbung für die 2. Bundesliga, hatte mit dem gerechtesten aller möglichen Resultate geendet.
Nochmals kurz zurück zur Chronologie der denkwürdigen Duells zweier gleichwertiger Teams: Nach den Doppeln hatte es 1:1 gestanden, dann hatte Bad Homburg mit drei Einzelsiegen in Folge einen fulminanten Zwischenspurt angezogen. Im Kroatien-Duell hatte Tomislav Pucar Frane Kojic besiegt (3:2), danach der inzwischen richtig gute, immer wieder gefährliche Rückhand-Topspins spielende Ungar Nandor Ecseki seinen Landsmann Tamas Lakatos geschlagen (3:1) und schließlich Sanil Shetty in vier Sätzen Frantisek Krcil in die Schranken gewiesen.
Doch dann war es erst einmal vorbei gewesen mit der Ober-Erlenbacher Herrlichkeit. Dominik Scheja war von Akkuzu erwartungsgemäß demontiert worden, der 20-jährige 1,97-Mann Pucar (WRL 121) hatte Lakatos (WRL 167) nach fünf umkämpften Sätzen gratulieren müssen und der 19-jährige Linkshänder Ecseki (WRL 237) hatte gegen Kojic (WRL 156) zwar weitgehend auf Augenhöhe agiert und dennoch ein 1:3 hinnehmen müssen. Und es kam noch schlimmer aus Sicht der Gastgeber, da im Duell der Vierer zwischen Scheja und Krcil der junge Deutsche beim 1:3 zwar phasenweise ganz ordentlich mithalten konnte, dann gegen Ende aber doch noch die Überlegenheit des routinierten Tschechen zu spüren bekam.
Und am Ende stand eben jenes Mega-Match zwischen Shetty und dem noch ungeschlagenen Akkuzu – das Duell der Vierer war weitaus früher beendet. Die letzte Chance für die Bad Homburger, nach einer 4:1-Führung nicht mit 4:6 unter die Räder zu kommen. Und die wurde genutzt. Danach konnte auch vom Niveau her nichts mehr kommen, das war nicht zu toppen.
Bad Homburgs Teammanager Johannes Herrmann konnte mit dem Remis gut leben: „Ein erneutes Unentschieden zeigt die Ausgeglichenheit der Liga. Unglaublich, was heute Sanil Shetty geleistet hat. Er ist für unser Team eine echte Bereicherung. Unsere Fans haben heute ebenfalls unglaubliches geleistet. Es war eine super Stimmung in der Halle.“
Einziges Manko bei den Kurstädtern, die mit dem Aufstieg in die ab kommender Saison zwölf Klubs umfassende TTBL liebäugeln, war die etwas unglückliche Aufstellung. Es zeigte sich überdeutlich, dass ein Dominik Scheja auf diesem hohen Niveau überfordert ist. Hätte statt Scheja der ebenfalls zur Verfügung stehende Niederländer Laurens Tromer gespielt, wären die Chancen auf einen doppelten Punktgewinn gewiss größer gewesen. Scheja mag ein toller Teamplayer und ein guter Doppelspieler sein, in den Einzeln sollte man ihn eher gegen die schwächeren Teams bringen, nicht gegen Passau mit seiner bärenstarken Nummer drei und einem Vierer, Frantisek Krcil, der zwar 4:8 steht, Gegner wie den jungen, hoch aufgeschossenen Ober-Erlenbacher jedoch immer noch dank seiner Erfahrung beherrscht.
Bad Homburg, das – zumindest für einen Tag – auf Rang 5 der Tabelle vorrückte, ist am 27. November erneut gefordert und gastiert dann beim Tabellensiebten BV Borussia Dortmund. Passau, nun Tabellendritter, empfängt am 3. Dezember Spitzenreiter TSV Bad Königshofen.
TTC OE Bad Homburg – TTC Fortuna Passau 5:5
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D1-D1 |
Pucar, Tomislav/ |
Lakatos, Tamas/ |
12:10 |
9:11 |
12:14 |
7:11 |
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1:3 |
0:1 |
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D2-D2 |
Shetty, Sanil/ |
Krcil, Frantisek/ |
11:9 |
11:7 |
11:4 |
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3:0 |
1:0 |
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1-2 |
Pucar, Tomislav |
– Kojic, Frane Tomislav |
7:11 |
11:6 |
11:8 |
9:11 |
11:7 |
3:2 |
1:0 |
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2-1 |
Ecseki, Nandor – |
Lakatos, Tamas |
11:6 |
11:6 |
10:12 |
11:9 |
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3:1 |
1:0 |
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3-4 |
Shetty, Sanil – |
Krcil, Frantisek |
3:11 |
11:9 |
11:9 |
11:7 |
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3:1 |
1:0 |
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4-3 |
Scheja, Dominik – |
Akkuzu, Can |
5:11 |
3:11 |
9:11 |
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0:3 |
0:1 |
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1-1 |
Pucar, Tomislav – |
Lakatos, Tamas |
6:11 |
12:10 |
11:9 |
6:11 |
8:11 |
2:3 |
0:1 |
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2-2 |
Ecseki, Nandor – |
Kojic, Frane Tomislav |
3:11 |
11:6 |
9:11 |
7:11 |
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1:3 |
0:1 |
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3-3 |
Shetty, Sanil – |
Akkuzu, Can |
12:10 |
12:10 |
7:11 |
8:11 |
12:10 |
3:2 |
1:0 |
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4-4 |
Scheja, Dominik – |
Krcil, Frantisek |
7:11 |
11:8 |
9:11 |
3:11 |
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1:3 |
0:1 |
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Am Samstag (05.11.) spielten auch:
TTC Zugbrücke Grenzau II – TSV Bad Königshofen 5:5
Am Sonntag (06.11.) spielten:
1. FC Köln – 1. FC Saarbrücken-TT II 3:6
TTC indeland Jülich – TV Hilpoltstein 6:1
TTC Frickenhausen – BV Borussia Dortmund 4:6
Fotos (10): Dr. Stephan Roscher