FINAL FOUR: Endspielniederlage für die TTF



Diesmal hat es beim Final Four nicht zum großen Wurf für Ochsenhausen gereicht, das den Titel vom Vorjahr nicht verteidigen konnte. Im Finale gegen entfesselt aufspielende Grünwettersbacher hatten die TTF den Ausfall von Topspieler Hugo Calderano zu verkraften und zogen mit 2:3 den Kürzeren.

Am Samstagnachmittag schaltete der Titelverteidiger zunächst Rekordpokalsieger Borussia Düsseldorf im Halbfinale aus. Der 3:2-Sieg gelang trotz einer schmerzhaften Verletzung von Hugo Calderano im Adduktorenbereich, die den Weltranglisten-Siebten zwang, sein Match gegen Timo Boll aufzugeben. Der Brasilianer war danach nicht mehr einsatzfähig und fiel für das Endspiel aus, was letztlich fraglos mitentscheidend für die Finalniederlage war.

TTF brillieren gegen Düsseldorf

Vor der absoluten Rekordkulisse von 4.600 Zuschauern in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena zeigten die TTF gegen Boll und Co. eine Spitzenleistung.

Hugo Calderano überließ Kristian Karlsson keinen Satz und Simon Gauzy wies Anton Källberg in vier Durchgängen in die Schranken. Jakub Dyjas war gegen Timo Boll über weite Strecken auf Augenhöhe, konnte aber beim 1:3 keinen der engen Durchgänge ins Ziel bringen und Calderano musste gegen den 38-jährigen deutschen Topstar nach einem gespielten Satz passen – auch eine fünfminütige Behandlungspause brachte keinen Erfolg, sondern nur Klarheit, dass an ein Weiterspielen nicht zu denken war.

So musste das Doppel die Entscheidung bringen und da zeigte die Ochsenhauser Kombination Stefan Fegerl/Simon Gauzy eine sehr ansprechende, auch nervlich stabile Leistung gegen die Schweden Karlsson/Källberg und siegte in vier Sätzen. Das Finale war nach 165 spannenden sowie im Fall Calderanos auch tragischen Minuten trotz des personellen Handikaps eingetütet.

Eine überaus respektable Leistung der Oberschwaben in einem generell sehr guten, spannenden Pokalturnier, in dem alle Teams Toptischtennis boten und die Fans begeistert mitgingen – so auch der recht stattliche Fanblock aus Ochsenhausen mit zahlreichen Trommlern und einem stimmgewaltigen „Einpeitscher“.

2:3-Finalniederlage gegen Favoritenschreck Grünwettersbach

Allerdings musste das Team für das Finale gegen den ASV Grünwettersbach, der bereits die hoch favorisierten Saarbrücker im Halbfinale geschockt hatte (3:2) und das Highlight seiner Vereinsgeschichte zum unvergesslichen Erlebnis werden ließ, personell umgestellt werden. Der Außenseiter aus dem Karlsruher Stadtteil, lautstark unterstützt von zahlreichen mitgereisten Fans, nutzte die Gunst der Stunde, zeigte aber auch großartiges Tischtennis und sicherte sich den begehrten Pokal letztlich verdient.

Dabei hatte es für die TTF gut begonnen. Jakub Dyjas agierte gegen den indischen Weltklassespieler Sathiyan Gnanasekaran auf ganz hohem Niveau und ließ seinem Gegenüber keine Chance – zwar ging der dritte Durchgang knapp an den Grünwettersbacher, doch die übrigen Sätze sicherte sich Dyjas glasklar.

Doch dann folgte ein kleiner Schock für den Pokalverteidiger. Zwar liegt das Spiel von Penholder-Spezialist Dang Qiu dem aufgrund Calderanos Ausfall an Position eins aufgestellten Simon Gauzy bekanntermaßen nicht optimal, dennoch rechneten fast alle damit, dass der 25-jährige Franzose schon den Punkt zum 2:0 für die TTF einfahren würde. Doch Gauzy fand überhaupt nicht in seinen Rhythmus und musste dem 23-jährigen deutschen Nationalspieler nach vier Sätzen zum Sieg gratulieren.

Anschließend kam Stefan Fegerl mit den virtuosen Abwehrkünsten von Wang Xi, der sein Spiel umgestellt hat und inzwischen auch munter angreift, wenn sich die Chance bietet, überhaupt nicht zurecht und verlor chancenlos. Simon Gauzy aber mobilisierte gegen Gnanasekaran alle Reserven, bügelte seinen durchwachsenen Auftritt gegen Qiu wieder aus und hielt sein Team durch einen Viersatz-Sieg im Spiel.

Wie bei allen anderen Partien des packenden, dramatische Turniertages musste also auch im Endspiel das Doppel die Entscheidung bringen. Alles oder nichts hieß die Devise – anfänglich sah es so aus, als würde es für Ochsenhausen alles werden, denn Stefan Fegerl und Jakub Dyjas konnten den ersten Satz gegen die Grünwettersbacher Dang Qiu und Tobias Rasmussen noch ins Ziel bringen. Doch dann kippte das Match und die bestens harmonierenden ASV-Asse gewannen die nachfolgenden drei Durchgänge erstaunlich deutlich – der überraschende Pokalsieg des Teams aus Baden war in trockenen Tüchern und die TTF mussten sich mit der undankbaren Rolle des „zweiten Siegers“ begnügen.

Die Spieler waren schon entsprechend traurig und ließen Köpfe und Schultern hängen, dennoch muss man in Rechnung stellen, dass das Team immerhin den Mitfavoriten Düsseldorf aus dem Turnier werfen konnte und großes Pech mit der Verletzung Hugo Calderanos hatte, was letztlich sicher mitentscheidend für den Ausgang des Finales war.

Keine Zeit für trübe Gedanken

Dennoch muss man anerkennen, dass der ASV Grünwettersbach sich in Neu-Ulm vorzüglich präsentiert hat und ein würdiger Pokalsieger ist, wie auch TTF-Präsident Kristijan Pejinovic betonte, der als fairer Sportsmann dem ASV die verdiente Anerkennung zollte: „Hut ab, was Grünwettersbach heute gezeigt hat, war wirklich stark. Gratulation!“

„Natürlich sind wir enttäuscht“, sagte Ochsenhausen-Trainer Dmitrij Mazunov. „Aber ich kann meinem Team keinen Vorwurf machen. Alle Spieler sind bis an die Grenze gegangen und haben alles gegeben. Daher können wir die Niederlage akzeptieren – und wollen im nächsten Jahr wieder angreifen.“

In Ochsenhausen kann man den Kopf schon deswegen nicht hängen lassen, da es Schlag auf Schlag weitergeht und schon am 10. (gegen Bremen) und 12. Januar (in Bad Königshofen) die nächsten schweren Bundesligaspiele auf dem Programm stehen. „Es ist heute sicher unglücklich für uns in diesem insgesamt tollen, hoch spannenden Pokalturnier gelaufen“, so Pejinovic. „Aber wir haben gar keine Zeit, zu trauern, es geht munter weiter in der Bundesliga und wir haben in dieser Saison noch ein großes Ziel vor Augen, nämlich unseren Meistertitel zu verteidigen.“


Halbfinale

TTF Liebherr Ochsenhausen – Borussia Düsseldorf 3:2

Hugo Calderano – Kristian Karlsson 3:0 (11:9, 11:8, 13:11)

Jakub Dyjas – Timo Boll 1:3 (9:11, 11:8, 9:11, 11:13)

Simon Gauzy – Anton Källberg 3:1 (17:15, 11:7, 8:11, 11:8)

Hugo Calderano – Timo Boll 0:3 (5:11, Aufgabe Calderano)

Fegerl/Gauzy – Karlsson/Källberg 3:1 (11:9, 12:10, 5:11, 11:8)

 

Finale

ASV Grünwettersbach – TTF Liebherr Ochsenhausen 3:2

Sathiyan Gnanasekaran – Jakub Dyjas 1:3 (4:11, 1:11, 11:9, 5:11)

Dang Qiu – Simon Gauzy 3:1 (11:5, 11:9, 7:11, 11:7)

Wang Xi – Stefan Fegerl 3:0 (11:6, 11:5, 11:7)

Sathiyan Gnanasekaran – Simon Gauzy 1:3 (7:11, 5:11, 11:7, 10:12)

Qiu/Rasmussen – Fegerl/Dyjas 3:1 (8:11, 11:4, 11:4, 11:7)

 

Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher