Kay Stumper im Kurz-Porträt: „Möchte mein Ding machen“



Kay Stumper wirkte wie ein „man on a mission“. Nur kurz streckte er die Faust in die Luft, sah sich noch schnell zum Schiedsrichter um und war prompt aus der Box verschwunden. Das Finale des dritten Düsseldorf-Masters im Jahr 2021 gegen Cedric Meissner war für den 18-Jährigen ein kurzer Prozess: 3:0, 11:5, 11:5, 12:10. Eine Woche zuvor war er noch glasklar gegen Benno Oehme ausgeschieden und ein gewisser Drang nach Genugtuung war dem Spieler des TTC Neu-Ulm anzumerken. 

„Bin mit meiner Situation nicht zufrieden“

Für Kay Stumper ist die Masters-Serie eine willkommene Abwechslung: Denn in der TTBL läuft es für das Nachwuchstalent noch nicht so wie gewollt: „Ich bin aktuell mit der Situation nicht zufrieden,“ sagt er TT-NEWS im Interview. Der Grund: Hinter Lebesson, Apolonia und dem starken Russen Sidorenko ist Stumper nur die Nummer Vier. Bisher absolvierte Spiele? Vier Einzel, null Doppel, keins davon gewonnen. In der Szene wird diskutiert, ob der Weg über die zweite Liga nicht der richtige gewesen wäre? Dem erteilt Stumper eine Absage: „Da in der 2. Liga coronabedingt gar nicht gespielt wurde, war es doch die richtige Entscheidung.“ Und bei genauerem Hinsehen waren seine bisherigen Leistungen vielversprechend. Gegen Stars wie Timo Boll, Kirill Gerassimenko oder Ricardo Walther hatte er den Sieg auf dem Schläger. Was noch gefehlt hat? „Es war bislang ein mentales Problem. Wenn ich gut spiele, glaube ich dran, dass ich sie schlagen kann.“ 

„Druck ist immer da“

Der Rechtshänder, der gebürtig aus Karlsruhe stammt, stand schon ganz früh im Fokus der TT-Szene: Im Alter von neun Jahren brillierte er in der Verbandsliga und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Seitdem sind die Erwartungen hoch. Druck? „Druck ist immer da. Ich versuche mich, auf mich selbst zu fokussieren.“ Stumper ergänzt:  „Manchmal ist das aber nicht so einfach.“ Was ihn besonders stört: „Manche Leute vergleichen heutige Top-Spieler mit mir, als die noch selbst in der Jugend waren.“ Die hohen Erwartungen rühren auch daher, dass Stumper aus einer echten TT-Familie kommt. Seine Eltern Rudi Stumper und Bao Di haben Bundesliga-Vergangenheit, seine Schwester Laura Robertson (geb. Stumper) war ebenfalls zeitweise Profi-Spielerin. Möchte Kay auch alles auf die Karte Tischtennis setzen? Ja, „Ich möchte soweit Profi werden.“ Interessant: Der U-23 Kaderspieler des DTTB spricht dank seiner Mutter auch fließend chinesisch und hat daher sogar Kontakt zu einigen chinesischen TT-Assen. Und wenn er mal nichts mit Tischtennis zu tun haben wolle, treffe er sich mit Freunden, die kein Tischtennis spielen, so Stumper. 

Kay Stumper polarisiert

Der Neu-Ulmer weiß, wo er hin möchte. Und er hat auch erkannt, worin die Unterschiede zwischen den absoluten Top-Stars und dem Rest liegen: „Fleiß und Trainingsintensität.“ Er versuche nicht, darauf zu achten, welche Rückmeldung von außen komme. Und das war häufig gar nicht so einfach: Denn durch seine frühen Erfolge hat Kay Stumper polarisiert. Von „Jahrhunderttalent“ bis zu „maßlos überschätzt“ gingen die Meinungen auseinander. Mittlerweile sagt er, möchte er einfach „mein Ding machen.“ Ein „man on a mission“ eben. 


Daneben haben wir Kay noch fünf schnelle Fragen gestellt, um ihn noch besser kennenzulernen:

1. Das Spiel, welches ich gerne für immer vergessen würde, ist…?

Keins, auch die Schlechten gehören dazu.

2. Meine Lieblingstrainingspartner sind…?

Meine Eltern.

3. In fünf Jahren sehe ich mich…?

In der Bundesliga spielen.

4. Mein bester Kumpel in der TT-Szene ist…

Da gibt es einige, aber insbesondere Cedric Meissner, da wir viele gleiche Interessen haben.

5. Wenn du unseren TT-NEWS Lesern abschließend einen Song empfehlen könntest, den sie unbedingt hören müssten, wäre das… ? 🙂

Can’t be touched – Roy Jones Jr. 

Text & Interview: Ludger Santel

Beitragsbild: courtesy by the ITTF