INTERVIEW: Fan Bo Meng über Höhen und Tiefen einer Karriere



Der 20-jährige Nationalspieler hat zwei harte und lehrreiche Jahre in der TTBL hinter sich und ist seit Januar 2021 in den Perspektivkader des DTTB aufgerückt. Im Interview sprechen wir mit dem Linkshänder unter anderem über seine bisherige Karriere und Zukunftspläne, aber auch wie er mit der Kritik umgeht.

Als Sohn eines früheren Bundesligaspielers und jetzigen TTBL-Trainers geht man davon aus, dass du sicherlich schon sehr frühzeitig mit dem Tischtennistraining angefangen hast, Fan Bo. Aber erzähle uns doch, wie es bei dir tatsächlich war?

Ja, das könnte man wirklich denken, aber ich habe tatsächlich erst mit 6,5 Jahren so richtig mit regelmäßigem Tischtennistraining angefangen.
Im Alter von 7 Jahren hatte ich aber dann bereits ein Trainingspensum von 5 Einheiten pro Woche.

In der Jugendzeit warst du bereits Teil des Nationalkaders und durftest an vielen internationalen Turnieren teilnehmen. Was waren in dieser Zeit deine größten und schönsten Erfolge?

Meine größten Erfolge in den Jugendjahren waren Gold mit der Mannschaft bei der Jugend-EM 2017, Bronze mit der Mannschaft bei der Jugend-EM 2018, TOP24-Sieger 2015, 2016 und 2017, TOP12 Sieger 2018, Deutscher Vizemeister im Jugend-Einzel 2018, Deutscher Meister im Jugend-Doppel 2017 und 2018 und die Bronzemedaille im Einzel bei den Swedish Open 2018.
Jeder meiner Erfolg war schön, ehrlich gesagt gibt es da keinen auf den ich am meisten stolz bin. Aber mein 2. Platz bei den Spanish Open im U21 Einzel hat für mich einen hohen Stellenwert, weil das mein erster großer Erfolg nach meinen beiden Hüft-Operationen war.

In welchem Alter hast du dir das Ziel gesetzt deinem Vater nachzueifern und Tischtennisprofi zu werden?

Ich glaube das Ziel wirklich Tischtennisprofi zu werden, habe ich mir mit 13 oder 14 Jahren gesetzt. Davor weiß man nie, wie gut man wird.
Aber der richtige Wille und der Ehrgeiz es unbedingt schaffen zu wollen, war nach meinen Operationen im Jahr 2019 da. Denn nach der langen Pause hatten mich viele schon abgeschrieben, deshalb wollte ich es umso mehr. Ich habe angefangen härter und intensiver zu trainieren.


Wie kam es zu den besagten Hüftoperationen, aufgrund derer du mehr als ein halbes Jahr nicht trainieren konntest?

Ich hatte auf beiden Seiten der Hüfte ein angeborenes Impingement, welches operativ entfernt werden musste, damit ich weiterhin ohne Schmerzen viel trainieren konnte.

Nachdem du wieder fit warst, wurdest du trotz der sechsmonatigen Verletzungspause, ins kalte TTBL-Wasser geworfen. Dein Verein TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell hatte die Vision, dich als Eigengewächs in die TTBL-Mannschaft zu integrieren, damit du hoffentlich in Zukunft zum Leistungsträger wirst. Deshalb warst du von Anfang an gesetzt, obwohl du in deiner ersten TTBL-Saison lediglich zwei Einzel und in der aktuellen Saison bisher nur drei Einzel gewonnen hast.
Das erinnert ein wenig an die ersten Bundesligajahre von Patrick Franziska, dem damals viel Vertrauen von Helmut Hampl geschenkt wurde.
Wie waren deine ersten zwei TTBL-Jahre für dich? Wie hast du es geschafft mit den vielen, zum Teil deutlichen Niederlagen, umzugehen und konntest du etwas Positives mit herausnehmen?


Ja das stimmt, das war die Vision dahinter. Die Bundestrainer und der Vereinsvorstand hatten miteinander gesprochen und waren sich einig. Man wusste, dass die ersten zwei Jahre nicht einfach werden und ich sicherlich nur wenige Spiele gewinnen werde. Mein Verein und ich haben uns darauf also schon eingestellt.
Dennoch war es nicht einfach, mit so vielen Niederlagen umzugehen. In der Saison 2019/2020 konnte ich mir jedoch das Selbstvertrauen durch Siege auf der Pro Tour wieder zurückholen.
In dieser Saison hatte ich auch ein Tief im November / Dezember. Da hatte ich eine Zeit lang nicht gut gespielt und die Spiele zu deutlich verloren.
In dieser Zeit hatte ich wenig Selbstvertrauen, da mir zu diesem Zeitpunkt auch die Turniere zum Ausgleich gefehlt haben.
Aber nach dem Jahreswechsel hatte ich mich wieder gefangen. In den letzten Spielen konnte ich viel umsetzen, was ich in der letzten Saison und der Hinrunde dieser Saison gelernt habe.
Ich habe mittlerweile gelernt, wie man mit Drucksituationen umgeht. Man darf keine Schwäche zeigen und muss um jeden Ball kämpfen. Die TTBL ist so stark, da wird mir nichts geschenkt. Jeder möchte gewinnen, jeder ist gierig nach Erfolg. Diese Gier spüre ich mittlerweile auch.


Kommen wir zu einem unschönen Thema. Unter Videos mit deiner Beteiligung oder teilweise auch bei uns im TT-NEWS Forum, gibt es regelmäßig kritische Stimmen über dich.
Es wird dir vorgeworfen, dass du nur spielen darfst, weil dein Vater der Trainer in Fulda ist oder du in der TTBL nichts zu suchen hast.
Bekommst du sowas mit? Wenn ja, wie gehst du damit um?

Ja natürlich sehe ich das. Am Anfang hat mich das als junger Spieler schon sehr verletzt. Besonders weil ich gerade erst aus einer Verletzung zurückkam und erst wieder in Form kommen musste.
Natürlich kann ich auch nachvollziehen, dass viele Außenstehende denken, ich darf ja nur spielen, weil mein Vater der Trainer ist. Aber letztendlich hat es natürlich eher damit zu tun, dass ich ein Eigengewächs des Vereins bin und sie auf mich vertrauen, dass ich es mit deren Förderung zum guten TTBL-Spieler schaffen kann.
Ich habe mein ganzes Leben lang für Fulda-Maberzell gespielt und habe es in diesem Verein von der 1. Kreisklasse Schüler über die 3. Kreisklasse Herren bis in die TTBL geschafft.
Ich bin dem Verein natürlich sehr dankbar, dass er mir diese Chance ermöglicht und trainiere täglich sehr hart dafür, um das Vertrauen des Vereins mit Erfolgen zurückzuzahlen.
Aber sowas sehen Außenstehende natürlich nicht. Ich hoffe, dass ich die Kritiker irgendwann mit Erfolgen und guten Bilanzen verstummen lassen kann.

Starkes Statement, Fan Bo!
Hast du dir ein Ziel für die nächste Saison gesetzt und wie sehen deine Zukunftsplanungen darüber hinaus aus?


In der nächsten Saison möchte ich auf jeden Fall mehr Spiele gewinnen als in dieser und mich persönlich weiterentwickeln.
International muss ich noch abwarten was in der Zukunft passiert. Da gibt es aktuell viele Fragezeichen mit Corona und ganz besonders mit dem neuen Turniersystem der WTT.


Beim WTT ist es so, dass ihr jungen Spieler, die noch nicht wirklich bzw. nur sehr niedrig in der Weltrangliste gelistet seid, aktuell nur wenige bis gar keine Chance habt, an den Turnieren teilzunehmen. Du hast sicherlich die Hoffnung, dass dies in Zukunft anders werden könnte. Aber wie fühlt man sich als junger Profispieler, wenn man vom Weltverband so ausgebremst wird?

Ja das stimmt, wir haben jetzt weniger Chancen. Es haben schon einige Spieler öffentlich gesagt, was sie darüber denken, beispielsweise Kilian Ort und Ricardo Walther. Ich vertrete auch deren Meinung. Die WTT lässt nur die Spieler spielen, die sie sehen wollen. Für uns jungen Spieler wird es dadurch nicht einfacher.

Deine Eltern kommen aus China, doch du bist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Hast du trotzdem Kontakt in die chinesische TT-Szene und konntest du in den letzten Jahren ab und zu oder sogar regelmäßig in China trainieren?

Ich war früher immer in den Sommerferien in China und habe in der Provinz Tianjin trainiert, wo auch mein Vater früher trainiert hat. Ich selbst kenne auch einige Spieler, die es aus dieser Provinz in die chinesische Nationalmannschaft geschafft haben. Wenn wir uns auf Turnieren sehen, reden wir ein bisschen, doch mehr Kontakt ist da auch nicht.
Seitdem ich in Düsseldorf trainiere, war ich allerdings nicht mehr dort.


Seit wann lebst und trainierst du in Düsseldorf und wie sieht dein Trainingsalltag dort aus?

Ich habe 2017 den Schritt ins Deutsche Tischtennisinternat gewagt und bin 2019 in eine nahegelegene Wohnung gezogen.
Ich trainiere zwei Tischtenniseinheiten am Tag und mache zusätzlich an zwei bis drei Abenden in der Woche Krafttraining.

Was sind aktuell deine Trainingsschwerpunkte?

Aktuell arbeite ich besonders an meiner Beinarbeit und am ersten Ball.

Du bist seit dem 01.01.2021 als aktuell jüngster Spieler in die DTTB-Perspektivkadergruppe aufgenommen worden. Was bedeutet das für dich und welche Chancen bietet das dir?

Dass die Bundestrainer auf mich setzen und vertrauen, bedeutet mir natürlich viel. Nun möchte ich möglichst bald mit guten Ergebnissen diese Nominierung rechtfertigen.
Die Aufnahme in den Perspektivkader ermöglicht mir ein Teil der Sportfördergruppe der Bundeswehr zu werden. Das ist natürlich genial, weil mir dadurch ermöglicht wird, auch in den nächsten Jahren als Profi leben zu können. Meine Grundausbildung startet bereits im April.

Vielen Dank für deine offenen Antworten Fan Bo!


Dieses Interview wird Ihnen präsentiert von TT-NEWS Premiumpartner DONIC

Interview und Foto: Johannes Gohlke