Spielnotizen sinnvoll?

[Chris21272]

Grundsätzlich ist das auch mein Ziel. Bisher fällt es mir aber leichter, meine eigenen Stärken und Schwächen zu sehen. Aber ich notiere mir auch, womit mein Gegner gepunktet hat oder was mich (an seiner Spielweise) in dem Spiel am Punkten gehindert hat.

Danke für die Tipps!

[Armendariz]

Find ich super zur Reflektion. Man darf halt nicht zu schnell zu viel erwarten, das sorgt eher langfristig dafür, dass du dich weiterentwickelst. Im Idealfall auch mal mit Kamera, kann auch im Trainingsspiel sein, weil einem da plötzlich ganz andere Sachen auffallen.

Persönlich habe ich inzwischen meistens einen Zettel in der Sporthose, weil es auch bei mir immer die selben 2-3 Punkte sind, die zutreffen (muss den Topspin spinnig treffen, locker im Arm sein aber trotzdem Körperspannung im Rumpf haben und den Wechselpunkt anspielen).
Außerdem ein wichtiges Spiel, bei der mir ein Comeback geglückt ist, um das zu visualisieren wenn es eng wird.
Wichtig ist aus psychologischer Sicht, alles positiv zu formulieren. Keine Verneinungen in den Sätzen, statt "nicht so viel schießen" muss dastehen "Mehr mitspielen/öfter Topspin".

Je nachdem, wer von meinen Kollegen mich coachen will, sitze ich dann lieber in der Box und lese mir die Tipps nochmal durch. Sieht vielleicht weird aus, aber es hilft mir, mich auf Dinge zu konzentrieren, die mir meistens einen Wert bringen.
Muss dazu sagen, dass ich früher nicht verstehen konnte, wenn sich Leute nicht coachen lassen wollten, aber seit ich öfter Tipps bekomme, die weder mental noch taktisch zu mir passen, kann ich es deutlich nachvollziehen. Vielleicht wird man mit zunehmendem Alter auch eigenbrötlerisch

[vossi39]

Ich denke hier werden 2 Dinge miteinander vermischt.

Das eine ist das eigene Verhalten und den Fokus im Spiel richtig zu setzen (Mentale Fitness)

Das andere ist eine taktische Marschrichtung gegen bestimmte Gegner zu haben und aus bereits gespielten Spielen zu profitieren.

Das erstere ist weitestgehend unabhängig gegen wen ich spiele und daher grundsätzlich sinnvoll. Reflexion / Selbstwahrnehmung um angelernte Muster bewusst zu durchbrechen.

Das zweitere ist etwas, das erst über mehrere Jahre etwas bringt. Dazu sind die Einflüße im Umfeld zu groß.

Hallenboden (Griffigkeit, Dämpfung), Temperatur, Tageszeit (Samstag ausgeruht, oder Wochentags nach der Arbeit), etc. haben so viel Einfluss darauf ob ein Gegner sein spiel spielen kann oder auch nicht. Da ist es nicht wirklich aussagekräftig, was an dem Tag alles nicht gekappt hat.

Geht einem selbst doch aus so. Denke es braucht da dann schon so 5-8 Begegnungen bevor man gut sagen, was gegen einen Spieler funktioniert und was nicht. Da ist es viel wichtiger ein Auge für die Situation zu entwickeln (oder besser einen Coach in der Mannschaft), man die tagesaktuellen Schwächen sieht und dann Massnahmen entwickelt (Weite VH anspielen, halben Schritt näher an den Tisch, TS in RH etc).

Wenn ich die beiden Punkte gegeneinander Abwägen müsste, da würde ich mich klar auf Punkt 1 konzentrieren. Der Aufwand für Punkt 2 ist hoch und die eigene Gewinnchance steigt dadurch (meiner Meinung nach) nicht so dramatisch.

[Dominikk85]

Was glaube ich sinnvoll wäre wäre ein Spiel von einem Mitspieler "charten" zu lassen.

Also eine Tabelle mit allen Schlägen und dann noch mal in je 2 spalten aufteilen (Fehler, Punkt verloren weil Gegner stark angreifen konnte - da reicht ja dann eine Strickliste für den entscheidenden Ball im Punkt, also entweder der fehler oder der ball mit dem man in die defensive gerät). So könnte man dann mal statistisch auswerten wo man die Punkte verliert und training und spiel entsprechend anpassen.

Also zum Beispiel wenn man einen vorhand Rückschlag macht der abgeschossen wird (oder so stark angegriffen das man 2 Schläge später den Fehler macht) macht man in der Spalte einen Strich, macht man einen direkten Fehler bei Eröffnung auf US halt dort.


Es gibt aber auch top Sportler die sich einen Zettel mit 2-3 Mantras aufschreiben und da im Match immer wieder draufschauen, denke aber das ist eher mental.

[markx]

Zitat von vossi39

Der Aufwand für Punkt 2 ist hoch und die eigene Gewinnchance steigt dadurch (meiner Meinung nach) nicht so dramatisch.

Hier bin ich komplett anderer Meinung. Es reichen 2/3 Stichpunkte a la "RH meiden, Spiel selbst eröffnen" - es geht doch nicht um Statistiken oder perfekte Strategien für jeden Ballwechsel, sondern eher darum, dass man Sachen über den Gegner nicht jedesmal wieder neu herausfinden muss (nachdem man die 20ste RH-Granate gefressen hat).
Kürzlich hatte ich einen Gegner, der hat mich im ersten Satz zu 2 weggeballert, keine Chance mit meinem normalen Spiel. Ab Satz zwei habe ich dann die Aufschläge mehr variiert (öfter lang und schnell) und jede Chance zum Angreifen genutzt. Am Ende ein 3:1, mit dem nach Satz 1 nicht unbedingt zu rechnen war. Beim nächsten Spiel gegen den Kollegen (vermutlich Rückrunde) kann ich (hoffentlich) gleich von Anfang an besser starten.

Und zum Punkt Gewinnchance: Man glaubt gar nicht, wieviele Spieler Woche für Woche einfach ihren gleichen Stiefel runterspielen, ohne ein bisschen auf das zu achten, was der Gegner kann oder macht. Bei einem 1-gegen-1 Sport halte ich dieses Wissen und seine Anwendung durchaus für gewinnförderlich.

[vossi39]

Ich bin gespannt, was Du nach der RR berichtest. Ich denke eben, dass es sehr von der Tagesform abhängt. Könnte Dir das Gegenbeispiel bringen, wo ich in der Vorrunde mit einer Strategie das Spiel gewonnen habe, die in der RR dann überhaupt nicht funktioniert hat, weil andere Halle und der Gegner einfach komplett anders drauf war.

Und diejenigen die immer ihren Stiefel runter spielen, machen das ja auch im Spiel nicht anders, denen fehlen die Mittel das Spiel zu variieren. Da helfen auch keine Notizen.

Aber wie gesagt, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Chris hat schon beschrieben, dass auch der Gegner sich anpasst und das nächste Mal vielleicht auch nicht mehr so spielt. Daher denke ich, wenn man die Energie bei den eigenen Dingen ansetzt, die man verbessern will, dann ist das letztlich zielführender.

Wenn man viele Races spielt und immer die gleichen Leute trifft, ist das nochmal was anderes. Aber die 2 x mal in einer Runde die ich gegen den gleichen Gegner spiele ist das nicht wirklich aussagekräftig und dafür sehr viel Arbeit.

[Armendariz]

Ich finde, beides bringt was.
Ob Aufwand-Ertrag sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst wissen. Aber ich sehe es nicht so, dass Tagesform oder Ball oder Tisch komplett unterschiedliche Spiele gegen Gegner geben.
Viele Schwächen/Stärken sind bei bestimmten Gegnernschon sehr individuell und treten immer wieder auf. Bei denen macht es dann auf jeden Fall Sinn, alleine um sich vorher klare Vorgaben machen zu können, oder sogar bestimmte Spielsituationen im Vorfeld zu üben. Wenn ich weiß, einer platziert gerne die Blocks immer wieder auf den Wechselpunkt, kann ich in dem Bereich ja die Woche vorher gut arbeiten. Vielleicht macht er es dann ausgerechnet an dem Tag gegen mich nicht, aber es ist auch kein Fehler, sich spezifisch darin zu verbessern.

[vossi39]

Und wie lange kennst Du diese Gegner schon, damit Du Dir ein Urteil darüber bilden kannst, was eine generelle Stärke/Schwäche ist?

[Chris21272]

Ich danke nochmals für die verschiedenen Anregungen! Ich denke auch, dass beides (der Blick auf den Gegner und der Blick auf sich selbst) Sinn macht. Oft geht es - zumindest bei meinem spielerischen Niveau - auch ineinander über.

Bei meinem letzten Einzel hatte ich einen Gegner, der viel gegen mich mit seiner VH in meiner weiten VH gepunktet hat. Hier habe ich mir notiert „nicht so viel auf VH anspielen“ und „zum VH-Block besser bewegen/Schritt rechts raus machen“.

Ich mache auf jeden Fall weiter und berichte nach der RR erneut 😉

[Armendariz]

Zitat von vossi39

Und wie lange kennst Du diese Gegner schon, damit Du Dir ein Urteil darüber bilden kannst, was eine generelle Stärke/Schwäche ist?

Meistens merke ich das bei Gegnern auf meinem Niveau (bis 1700) sehr schnell. Aber das ist gegnerabhängig, bei manchen wird es schnell klar, bei sehr ausgeglichenen oder vielseitigen Spielern dauert es ein paar Sätze bis man merkt, in welche Art Ballwechsel man lieber gehen will.