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anatol 10.11.2003 18:37

taktische variante der chinesen bei german open?
 
hab mal eine frage, die ich gerne an ein paar qualifiizierte verbandstrainer oder spieler aus der bundesliga stellen würde:
war letztes wochenende bei den german open und dabei ist ein schlag aus dem repertoir der chinesen aufgefallen, den ich vorher noch nicht so in der häufigkeit gesehen hab.
da ab den halffinalen bei den frauen und männern nur noch chinesen unter sich waren, war es besonders auffallend: alle shakehander haben auffällig oft bei kurzen rückschlägen, die in die tischmitte kamen, einen rückhand flip aus dem handgelenk mit viel sidespin gespielt, ähnlich der rückhand topspin bewegung. diese bewegung wirkte umso komischer, dass sie auch bei bällen, die eigentlich schon in der vorhand waren, angewendet wurden. dies hat mich umso mehr verwundert, als dass die tischaufteilung der chinesin doch eigentlich seit jeher auf die vorhand ausgelegt ist.

diese technik beschränkte sich nicht nur auf einen spieler, gab es mehrmals bei frauen und herren einzel zu sehen. wer kann sich darauf einen reim machen, was sind die vorteile davon?

ich fände es super, wenn sich ein paar verbandstrainer oder auch aktive spieler aus den höheren klassen dazu äussern würden, ich sehe in diesem schlag keine besonderen vorteile, vor allem bei der vorhand stärke der chinesen. und weiss jemand ob die das schon länger machen? bei der wm in paris hab ich diese technik so nicht gesehen.

Dragonspin 10.11.2003 21:13

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
Bin zwar weder Verbandstrainer (naja, wer weiß irgendwann ;) ) oder hochklassiger Spieler, hier aber dennoch meine Vermutungen.

Der Rückhandflip ist leichter parallel und diagonal zu spielen, während ein Vorhandflip parallel deutlich schwieriger ist. Außerdem ist es bei einem VH-Flip sehr schwer ihn mit Sidespin nach rechts zu spielen.

Bälle mit diesem Sidespin sind schwieriger zu umlaufen, da sie sich quasi auf den Körper zubewegen und man deshalb noch einen Schritt mehr machen muss um optimal zum Ball zu stehen.
Schließlich kann man mit diesem Sidespin leichter über die Seitengrenzen des Tisches hinauspielen, d.h. ein extremeres Winkelspiel ist möglich.

Kurze Nachfrage: Haben die Penholderspieler das auch gemacht?

H.Hammer 10.11.2003 21:56

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
Leider konnte ich nicht in Bremen sein und die Spiele ansehen.

Im Normalfall wenden die Chinesen, aber auch Waldner diesen Rückschlag aus der Tischmitte oder gar Vorhand nur (!) gegen Linkshänder an! Genaue Analysen haben das eindeutig ergeben. Waldner spielt gegen Rechtshänder sehr viele Aufschläge auch dann noch mit der Vh zurück, die deutlich in seine Rückhand kommen.
Es wäre also wichtig zu wissen, ob die Chinesen den beobachteten Rückschlag auch gegen Rechtshänder gespielt haben.

Sonst ist ja noch von Persson erinnerlich, dass er gerne die Aufschläge mit RH angenommen hat, oft in der beschriebenen Weise, auch mit Seitspin über die Seitenlinie. In dieser Hinsicht war Persson eher eine Ausnahme, aber eine sehr erfolgreiche. Sonst war er aber ein absoluter VH-Riese und hat normalerweise immer versucht, nach dem Rückschlag mit der eigenen VH weiterzuspielen.

tg 10.11.2003 22:31

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
Zitat:

Zitat von Dragonspin
Kurze Nachfrage: Haben die Penholderspieler das auch gemacht?

Besonders bei Ma Lin ist mir dieser Schlag aufgefallen. Er hat ihn "relativ häufig" in allen seiner Einzel angewandt, also auch gegen Rechtshänder.
Bei den anderen Chinesen ist er mir nicht so aufgefallen, aber ich habe auch nicht speziell darauf geachtet. Aber bei Ma Lin war er nicht zu übersehen...

Dragonspin 10.11.2003 22:51

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
Zitat:

Zitat von tg
Besonders bei Ma Lin ist mir dieser Schlag aufgefallen. Er hat ihn "relativ häufig" in allen seiner Einzel angewandt, also auch gegen Rechtshänder.
Bei den anderen Chinesen ist er mir nicht so aufgefallen, aber ich habe auch nicht speziell darauf geachtet. Aber bei Ma Lin war er nicht zu übersehen...

Ma Lin soll ja ohnehin sehr "krumm" spielen, d. h. mit sehr viel Sidespin.
Ein Vorteil dieses Schachzuges ist sicher auch für vorhanddominante Spieler, dass man so den Ballwechsel auf die Rückhanddiagonale legt. Denn die Stärke vorhanddominanter Spieler ist es ja das Spielen von Vorhand aus Rückhandseite. Die Winkel sind so schlicht besser.

Felix Lingenau 10.11.2003 23:27

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
Zitat:

Zitat von Dragonspin
Ma Lin soll ja ohnehin sehr "krumm" spielen, d. h. mit sehr viel Sidespin.
Ein Vorteil dieses Schachzuges ist sicher auch für vorhanddominante Spieler, dass man so den Ballwechsel auf die Rückhanddiagonale legt. Denn die Stärke vorhanddominanter Spieler ist es ja das Spielen von Vorhand aus Rückhandseite. Die Winkel sind so schlicht besser.

Komme ebenfalls nicht aus dem angesprochenen Personenkreis, möchte aber auch etwas anmerken:

1) Auch Christian Süß spielte den beobachteten Schlag (RH Flip aus VH) in ausserordentlich erfolgreicher Manier in seinem Spiel gegen Saive.

2) Ich kann nur bestätigen, daß Ma Lin mit unglaublich viel Sidespin agiert, besonders beim RHT. In den ersten Runden haben viele Spieler diesen RH-Sidespin deutlich neben den Tisch geblockt.

JanMove 10.11.2003 23:56

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
Ich bin auch nicht aus dem genannten Personenkreis noch habe ich die Chinesen bei der German Open gesehen. Ich weiss deshalb nicht genau wie dieser spezielle Schlag bei den Chinesen aussieht, aber einen Rückhandflip dieser Art ist mir zu allererst bei den Tschechen Korbel und Klasek aufgefallen. Insbesondere Korbel spielt diesen Flip mit extremen Handgelenkeinsatz, wobei er die Hand um 180°-270° abwinkelt. So etwas geht mit der Vorhandseite schlicht und einfach gar nicht. Mit der Rückhand ist das aber kein Problem und erlaubt ein gefährliches Rückspiel über dem Tisch!

JanMove

Joachim Voigt 19.11.2003 02:39

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
Es gibt verschiedene Gründe so zu agieren:
1. mehr Freiheit, Beweglichkeit und Stabilität im Handgelenk in der RH im vergleich zur VH (insbesondere beim Flip)
2. die genannten Platzierungsgründe (Sidespin über die Aussenlinie)
3. "spiele das unerwartete", ein wichtiger Punkt gerade im Spitzensport ist, das man nicht ausrechenbar ist und genau hier kann auch die ungewöhnliche Variante RH aus VH ein Mittel sein (vgl. auch Grubba, u.a. in ttl/Trainerbrief zum Thema RH-Topspin)
4. (je nach Platzierung) weiterspielen kann nach einem RH-Flip einfacher sein als nach einem VH-Flip

Viele Grüße
Joachim

Tanja Krämer 19.11.2003 08:42

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
1. dieser neue rückschlag der chinesen ist mir das erste mal bewusst bei den china open von dem jungen chen qi aufgefallen.
2. neben ma lin wendet wang hao (penholder) auch diese variante an. bei ihm ist statt seitschnitt sogar seitunterschnitt drin
3. ist dieser schlag gegen linkshänder wie auch gegen rechtshänder sehr effektiv. bei linkshändern dreht er sich weg und bei rechtshänder auf den körper....

Alvaro Recoba 03.12.2003 19:43

Re: taktische variante der chinesen bei german open?
 
@ anatol

moin, anatol. lange nichts mehr von dir gehört. es gibt einen neuen
schlag in unserem sport, und ich bekomme gar nichts mit?
der flip war ja lange zeit verpönt, weil zu riskant. außerdem läuft
man in der weltspitze oftmals ins offene messer.
wer beherrscht denn so was? lennart wehking? würde das gerne mal
live sehen.


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