ITTF WORLD TOUR: Paul Drinkhall und Li Fen gewinnen die Spanish Open



In Almeria setzte sich bei den Damen nicht ganz unerwartet Li Fen (Schweden) durch. Im Herren-Einzel gewann indes ein Außenseiter, einer, den keiner auf der Rechnung hatte. Paul Drinkhall, „Notnagel“ beim SV Werder Bremen, konnte bisher international nur selten glänzen – mit Ausnahme der Olympiade 2012 in seiner Heimat, wo er immerhin die vierte Runde erreichte.

Doch die GAC Group 2014 Spanish Open waren das Turnier des Briten, der im August 2013 seine Tischtennis-Kollegin Joanna Parker, nun Joanna Drinkhall, geehelicht hat. Der an Position 22 gesetzte Drinkhall räumte in Almeria gnadenlos alles ab, was sich ihm in den Weg stellte.

Zunächst lief es noch etwas schleppend, etwa beim 4:3 über den Franzosen Can Akkuzu. In Runde zwei gegen den Schweden Mattias Karlsson trat der in der April-Weltrangliste an Position 144 geführte Engländer beim 4:1-Sieg schon einen Tick souveräner auf. Im Achtelfinale musste der Italiener Niagol Stoyanov dran glauben (4:2), im Viertelfinale mit dem Tschechen Dmitrij Prokopcov (WRL 82) ein weit höher eingeschätzter Spieler – und wie deutlich (11:2, 11:3, 11:2, 12:10)!

Jetzt war Drinkhall, der auch schon in Gönnern, Jülich und Plüderhausen Bundesligaluft schnupperte, so richtig in Fahrt. Im Halbfinale setzte sich der 24-Jährige sensationell gegen Japans junges Abwehr-Ass Yuto Muramatsu (WRL 83) in fünf Sätzen durch. Und im Endspiel am Sonntag war es dann der hoch gehandelte, an fünf gesetzte 17-jährige Frickenhausener Japaner Masataka Morizono (WRL 80), der Drinkhall zum ersten World-Tour-Sieg seiner Karriere – den zweiten eines Engländers überhaupt nach Carl Preans Erfolg in Rio 1996 – gratulieren musste (11:7, 11:9, 6:11, 11:5, 6:11, 11:8).

Paul Drinkhalls Statement nach dem Finale unterstreicht, wie entspannt der Turniersieger inzwischen ist, seit privat alles im Reinen ist: „Die Motivation, wichtige Spiele zu gewinnen, wächst, wenn Du morgens das Fenster öffnest und die Sonne scheint.“ Drinkhall, kein „Bad Boy“ wie der ihm etwas ähnlich sehende Wayne Rooney, kündigt an: „Ich will jetzt mehr internationale Turniere spielen und mich weiter verbessern, um 2016 in Rio nochmal so ein Highlight zu erleben wie 2012 in London, was für mich eine wundervolle Erfahrung war.“

Der Damen-Titel ging mit der für Schweden startenden Li Fen (WRL 27) an eine ehemalige Bundesligaspielerin. Im Finale besiegte die amtierende Einzel-Europameisterin, die mit 37 nicht mehr die Jüngste ist, Japan-Nesthäkchen Miu Hirano – ganze 13 Jahre alt. Doch die kleine Turnier-Dauerbrennerin aus dem Land der aufgehenden Sonne ist schon jetzt eine feste Größe im internationalen Damentischtennis und die aktuelle Nummer 49 der Welt. Hirano hatte sich im Halbfinale in sieben Sätzen gegen eine starke Sabine Winter behauptet, Li Fen klar mit 4:0 gegen die für Portugal startende 36-jährige Penholder-Spezialistin Fu Yu (WRL 37).

Im Doppel war Miu noch einen Tick erfolgreicher. Zusammen mit ihrer noch ein paar Tage jüngeren Traumpartnerin Mima Ito (WRL 63) – gemeinsam hatten die beiden bereits die German Open gerockt – bewiesen die Tischtennis-Teenager aus Fernost auch noch Nervenstärke. Im Entscheidungssatz hatten Ito/Hirano mit 15:13 die Nase vorne gegen die österreichisch-tschechische Kombination Liu Jia/Iveta Vacenovska.

Im Herren-Doppel sicherten sich Tang Peng/Wong Chun Ting aus Hongkong Gold durch ein 3:2 gegen das auch in Deutschland bestens bekannte Taiwan-Duo Chiang Hung-Chieh (Ex-Hanau)/Huang Sheng-Sheng (Ex-Seligenstadt).

Der U21-Titel im männlichen Bereich ging an den Franzosen Romain Lorentz (4:3 gegen Benedikt Duda) und bei den Damen an die schon in Magdeburg bärenstarke Sofia Polcanova (Österreich), die sich im Finale knapp gegen Bingens Holländerin Britt Eerland durchsetzte (10:12, 11:6, 9:11, 11:7, 8:11, 11:8, 11:8).

 

Spanish Open 2014 auf der World Tour-Website der ITTF