Jang Woojin und Cha Hyo Sim schreiben Tischtennis-Geschichte



Der Traum des Jang Woojin geht weiter. Zusammen mit seiner nordkoreanischen Partnerin Cha Hyo Sim sicherte sich der 1,69 Meter kleine Neu-Ochsenhausener den ersten World-Tour-Titel der Geschichte für eine koreanische Nord-Süd-Kombination.

Für den zu den TTF Liebherr Ochsenhausen gewechselten Ex-Juniorenweltmeister Jang, der als Jugendlicher zwei Jahre im Liebherr Masters College ausgebildet worden war, sind die Korea Open 2018 eine einzige Erfolgsstory. Der Südkoreaner hat sich am Samstag in Daejeon durch den Turniersieg im Mixed an der Seite von Cha Hyo Sim einen dauerhaften Platz in den Geschichtsbücher des Welttischtennis gesichert. Der 23-Jährige Rechtshänder, aktuelle Nummer 30 der Welt und im August vermutlich nahe an den 20ern des ITTF-Rankings, steht ferner – unter anderem nach einem tollen Sieg über Xu Xin – auch noch im Halbfinale des Herren-Einzels gegen Jun Mizutani sowie mit Partner Lim Jonghoon im Finale des Herren-Doppels.

Bei der von der ITTF mit Nachdruck geförderten „Pingpong-Diplomatie“ zwischen Nord- und Südkorea ging es ursprünglich eher um das Symbolische Ein Medaillengewinn oder gar Tour-Sieg war weder für das Herren-Doppel Lee Sangsu/Pak Sinhyok noch für das defensive Damen-Duo Kim Song-I (PRK)/Suh Hyowon (KOR) eingeplant. Und schon gar nicht für eine der beiden ungesetzten Mixed-Paarungen – neben Jang Woojin/Cha Hyo Sim noch Choe Il (PRK)/Yoo Eunchong (KOR) –, zumal gerade das gemischte Doppel mit zahlreichen Hochkarätern wie Masataka Morizono/Mima Ito, Wong Chun Ting/Doo Hoi Kem, Lee Sangsu/Jeon Jihee, Chen Chien-An/Cheng I-Ching, Ho Kwan Kit/Lee Ho Ching oder gar Lin Gaoyuan/Wang Manyu richtig gut besetzt war. Doch alle, die den Weg unseres Nord-Süd-Duos kreuzten, zahlten Lehrgeld, so auch die an zwei gesetzten Wong Chun Ting/Doo Hoi Kem, die an fünf gesetzten Ho Kwan Kit/Lee Ho Ching oder im Halbfinale die an vier gesetzten Taiwanesen Chen Chien-An/Cheng I-Ching, die zuvor Lin Gaoyuan/Wang Manyu aus dem Turnier geworfen hatten.

Dass Jang Woojin eine fulminante Vorhand hat, ist bekannt, doch über seine Mixed-Partnerin wusste man nicht allzu viel. Zwar nur die Nummer 112 der Juli-Weltrangliste, entpuppte sich Linkshänderin Cha Hyo Sim als fast ideale Doppelspielerin mit guter Hand und reichlich Ballgefühl, vom Spielstil einer Petrissa Solja nicht unähnlich, nur kämpferisch einen Tick besser. Cha stieß übrigens mit ihrer nordkoreanischen Landsfrau Kim Song-I bis ins Halbfinale des Damen-Doppels vor, wo man allerdings Wang Manyu/Zhu Yuling gratulieren musste. Jang und Cha sind im Turnier sehr oft in Rückstand geraten, um gerade in diesen Situationen ihr bestes Tischtennis zu spielen und dann fast jeden Ball zu treffen, beide mit guter Technik und noch besserer Moral.

So auch im Finale gegen das höher eingeschätzte China-Duo Wang Chuqin/Sun Yingsha, wobei besonders die 17-jährige Sun Yingsha ein echtes „Pfund“ ist, schon reihenweise Chinesinnen aus den Top 5 geschlagen hat und selbst schon unter den Top 10 der Welt stand – das neue Weltranglisten-System hat sie vorerst aus diesen Regionen katapultiert. Im Mixed-Finale wirkte sich der Umstand nicht aus, dass man Sun deutlich höher einschätzte als Cha Hyo Sim und Wang Chuqin etwa auf einer Stufe mit Jang Woojin sah. Im Doppel oder Mixed hauen derartige Kalkulationen bekanntlich oft nicht hin, viel wichtiger ist es, dass eine Paarung gut harmoniert und optimal zusammenspielt. Und das war bei Jang und Cha eindeutig der Fall. Zwar schienen sie anfangs chancenlos zu sein und mussten den ersten Satz verloren geben. Doch dann drehten sie richtig auf und siegten hochverdient mit 5:11, 11:3, 11:4 und 11:8. Jang Woojin legte einen Freuden-Luftsprung hin und die Halle bebte – die „diplomatische“ Nord-Süd-Kombination hatte sich auch in die Herzen der koreanischen Fans gespielt.

Die Korea Open 2018 sind und bleiben DAS Turnier des Jang Woojin.

 

Zu den Ergebnissen der Korea Open

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ITTF-Video vom Halbfinale Jang Woojin/Cha Hyo Sim vs. Chen Chien-An/Cheng I-Ching

 

Text: Dr. Stephan Roscher

Fotos (2): ITTF