WELTRANGLISTE: Ovtcharov vorerst noch die Nummer 3



Es hat sich einiges bewegt in der Weltrangliste der ITTF, deren Dezember-Ausgabe am Donnerstag publiziert wurde. World-Cup-Sieger Dimitrij Ovtcharov bleibt bester Deutscher auf Platz 3 – im Januar könnte er zur Nummer 1 der Welt werden. Timo Boll fiel auf Patz 5 zurück.

Ma Long führt das Branchenbuch der Weltbesten weiterhin an mit 3.323 Punkten vor Fan Zhendong (3.254) und Dima Ovtcharov (3.106). Der Abstand klingt groß, ist es aber aus einem ganz speziellen Grund nicht. Der 29-jährige Deutsche sitzt nämlich bereits im Fahrstuhl zur Spitzenposition.

Der Grund: Bei der für den 3. Januar angekündigten ersten Weltrangliste des Jahres 2018 greift das neue Bewertungssystems des Weltverbandes ITTF. Häufiges Spielen bei Topveranstaltungen und das individuelle Abschneiden wird unabhängig von Stärke und Einstufung mit festgelegten Punkten belohnt. Im Gegensatz zum aktuellen System verliert man zudem bei Niederlagen keine Punkte mehr. Nach dem neuen System wird der in 2017 bislang schon sieben Mal bei Turnieren erfolgreiche Ovtcharov im Januar dann als neue Nummer eins der Welt das Ranking anführen, sofern er in der nächsten Woche bei den ITTF World Tour Grand Finals in Astana mindestens das Halbfinale erreicht. Auf dem Weg zur neuen Nummer 1 kann sich der World-Cup- und German-Open-Sieger also nur noch selbst stoppen – die Grand Finals sind damit auch aus deutscher Sicht erstmals seit Langem von überragender Bedeutung.

Timo Boll wird aktuell als 5. geführt, obwohl er durch seine Final-Teilnahme bei den German Open Punkte hinzugewann, von Swedish Open Sieger Xu Xin jedoch von Rang vier verdrängt wurde. Düsseldorfs Topspieler schraubte sein Punktekonto um 69 Zähler nach oben auf 2971, ein Beleg für seine herausragende Form in 2017. Dass er dennoch Platz 4 an Xu abgeben musste, liegt an der Rückkehr des Chinesen in die Weltrangliste, nachdem dieser aufgrund mehrmonatiger Inaktivität zuletzt nicht mehr im Ranking geführt worden war.

Am kommenden Sontag (10.30 Uhr deutscher Zeit) kommt es übrigens zum nächsten Duell der beiden DTTB-Giganten Ovtcharov und Boll. Bei den mit 1,75 Millionen Dollar dotierten Grand Finals der T2 Asia-Pacific Leage (T2 APAC) in Malaysia stehen sich Dima und Timo nach Halbfinal-Erfolgen über Jun Mizutani beziehungsweise Chuang Chih-Yuan zum vierten Mal im Jahr 2017 in einem Einzel-Endspiel gegenüber. Am Freitag ist Boll zudem noch im Mannschafts-Finale gefordert.

Lin Gaoyuan und Jun Mizutani tauschten im Dezember-Ranking die Plätze, der Chinese ist nun 6., der Japaner 7. Gleich drei Plätze verlor Koki Niwa (von 5 auf 8). Zurückgekehrt ins Klassement ist der bei den German Open arg enttäuschende Zhang Jike – doch Platz 9 ist kein Prädikat für den 29-Jährigen, der mit einem Olympiasieg und je zwei Weltmeister- und World Cup-Titeln sowie zahlreichen Goldmedaillen mit der Mannschaft zu den erfolgreichsten Spielern aller Zeiten zählt.

Von 13 auf 10 arbeitete sich der zuletzt sehr erfolgreiche Koreaner Lee Sangsu hoch, der bei den German Open in Magdeburg das Halbfinale erreicht hatte. Kenta Matsudaira fiel dagegen aus den Top 10 und ist nun nur noch 15. – im November war er noch die Nummer 9. Sein 14-jähriger Landsmann Tomokazu Harimoto büßte einen Platz ein (von 16 auf 17).

Beim Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Düsseldorf ist die Tendenz eher negativ: Boll (-1) und Kristian Karlsson (unverändert auf 27) recht konstant, Stefan Fegerl weniger (von 36 auf 41) und Anton Källberg, auf internationaler Bühne in den letzten Wochen nicht halb so gut wie im Borussia-Dress, extrem schlecht platziert (von 75 auf 108). Erst recht ungünstig ist das Dezember-Ranking aus Sicht der TTF Liebherr Ochsenhausen. Bis auf Jakub Dyjas, der von 61 auf 56 gestiegen ist, gab es lange Gesichter bei Simon Gauzy (von 8 auf 11), Hugo Calderano (von 18 auf 31), Yuto Muramatsu (von 37 auf 42) und Joao Geraldo, der gar 22 Plätze verloren hat (von 78 auf 100). Fuldas Defensiv-Ass Ruwen Filus verschlechterte sich um zwei Positionen und ist nun 23. Werders Omar Assar fiel von 20 auf 26, Bastian Steger blieb 30. Saarbrückens Tiago Apolonia, der in Magedeburg Zhang Jike ausschaltete, verbesserte sich um drei Plätze und ist nun 36. Sein Teamkollege Patrick Franziska kletterte von 54 auf 49, anders Benedikt Duda (Bergneustadt) und Ricardo Walther (Grünwettersbach), deren Aktien fielen – Duda ging von 43 auf 46, Walther von 40 auf 47. Der Rheinhesse in Saarbrücker Diensten Patrick Baum (101.) und der auch in der TTBL schwächelnde Bergneustädter Steffen Mengel (102.) fielen erstmals seit gefühlten Urzeiten aus den Top 100 heraus.

Chen Xingtong auf dem Vormarsch, Deutsche Damen im Abwärtstrend

Bei den Damen tat sich auf den ersten neun Plätzen wenig Sensationelles. Zhu Yuling bleibt die Nummer 1, Chen Meng trotz ihres Finalsiegs in Magdeburg über Zhu die Nummer 2. Ding Ning kehrte zurück auf die internationale Bühne und steht an Position 3. Liu Shiwen ist 4., gefolgt von den Japanerinnen Kasumi Ishikawa und Miu Hirano, Chinas Nachwuchs-Ass Sun Yingsha und ihrer Landsfrau Wang Manyu. Auf Platz 9 finden wir Mima Ito (Japan), die drei Ränge einbüßte. Und auf Position 10 wird es richtig interessant. Dort steht seit Donerstag nämlich Swedish-Open-Siegerin Chen Xingtong. Die 20-Jährige, die im Finale von Stockholm Ding Ning alt aussehen ließ, war im November noch auf Platz 33 notiert gewesen.

Bei den DTTB-Damen sieht es weniger erfreulich aus, die Tendenz ist rückläufig. Han Ying (Tarnobrzeg, Polen) ist im Dezember die Nummer 13 (vorher 11), die Berlinerin Shan Xiaona fiel von 19 auf 27, die derzeit nicht aktive Petrissa Solja wird jetzt an Position 40 (35) geführt und Sabine Winter (Kolbermoor) ist momentan die Nummer 65 (zuvor 57). Nina Mittelham verlor 13 Plätze und fiel als neue Nummer 103 aus den Top 100. Die inzwischen am Knie operierte Chantal Mantz (Le Chesnay, Frankreich), fand mit ihrer Teilnahme an den German Open Wiederaufnahme ins Welt-Ranking und ist an 146 gelistet.

Zur Dezember-Weltrangliste der ITTF


Text & Fotos Lee Sangsu, Chen Xingtong: Dr. Stephan Roscher

Foto Ovtcharov: ITTF