Man kann von einer Spitzen-Ausbeute des DTTB bei den Korea Open in Incheon sprechen, jedenfalls im Herren-Bereich. Mit Timo Boll, Patrick Franziska und Ricardo Walther haben gleich drei Deutsche das Viertelfinale erreicht und spielen nun um Medaillen.
Und da Franziska zusammen mit Jonathan Groth im Doppel-Finale steht, gleiches gilt für das Damen-Duo Shan/Solja, sind zwei deutsche Silbermedaillen schon mal sicher.
Dabei hätte Timo Boll um ein Haar sein Achtelfinal-Match „verpennt“. Der Weltranglisten-Elfte war am Vorabend in tiefen Schlaf gefallen und sein Smartphone-Wecker blieb am Morgen stumm, da er vergessen hatte, das gute Sück ans Ladekabel anzudocken. Nach 13-stündigem Schönheitsschlaf schoss der Odenwälder wie von der Tarantel gestochen aus den Federn, als er begriffen hatte, was die Stunde geschlagen hatte. In höchster Not raste Boll mit Equipment nach unten und hatte Glück, da sich vor dem Hotel gerade ein von Simon Gauzy georderter Shuttle zur eine halbe Stunde entfernten Halle einfand.
Es reichte, der prominente Deutsche kam gerade noch rechtzeitig an, pustete einmal durch und filetierte dann seinen Gegner Gao Ning (Singapur), zu besten Zeiten vor zweieinhalb Jahren immerhin die Nummer elf der Welt. Der bedauernswerte Gao wusste nicht, wie ihm geschah, und durfte 15 Punkte machen – in allen vier Sätzen zusammen (9:11, 2:11, 2:11, 2:11).
Nicht schlecht auch die Darbietung von Patrick Franziska, der in Runde eins immerhin Yuya Oshima und danach Koki Niwa, beide mit 4:1, ausschaltete und damit zwei bärenstarke Japaner eliminierte, die mancher ganz oben erwartet hatte. Und toll auch die bisher gezeigte Form des Neu-Grünwettersbachers Ricardo Walther, der nach Mattias Karlsson auch Japans Senkrechstarter Kenta Tazoe aus dem Turnier beförderte (4:1).
Boll trifft nun in der Runde der beste Acht auf den Ex-Frickenhausener Kenta Matsudaira (Japan), der Ruwen Filus aus dem Turnier geworfen hat (4:1). Ricardo Walther bekommt es mit dessen Landsmann Maharu Yoshimura zu tun, der den in der erste Runde grandios auftrumpfenden Bremer Hunor Szöcs (4:2 gegen den topgesetzten Weltranglisten-Achten Jeoung Youngsik!) in sechs Durchgängen bezwingen konnte. Und Patrick Franziska schlägt gegen Düsseldorfs Kristian Karlsson auf, der sich gegen Simon Gauzy durchsetzen konnte.
Nicht so gut lief es bei den deutschen Damen. Nach Petrissa Soljas Erstrunden-Aus gegen eastside-Teamkollegin Miyu Kato erwischte es eine Runde später auch Shan Xiaona, die der jungen Japanerin Hina Hayata (WRL 21) nach fünf Sätzen gratulieren musste (6:11, 16:14, 11:13, 10:12, 5:11). Da auch Miyu Kato ausschied (0:4 gegen Choi Hyojoo/Korea) spielt sich das Viertelfinale in Incheon folglich ohne den ttc berlin eastside ab. Allerdings könnte noch Gold für das eastside-Gespann Shan/Solja herausspringen, das im Doppel-Finale auf die Japanerinnen Mima Ito/Hina Hayata trifft.
Im Viertelfinale stehen acht Asiatinnen, vier aus Japan, zwei aus Singapur, eine aus Taiwan sowie eine aus dem Gastgeberland. Die an eins gesetzte Weltranglisten-Dritte Feng Tianwei (Singapur) eilt der Konkurrenz voraus und hat gerade durch ein 4:1 über die Japanerin Minami Ando das Halbfinale eingetütet. Ihre schärfste Konkurrentin könnte die an zwei gesetzte Weltranglisten-Vierte Kasumi Ishikawa (Japan) werden. Auch die an fünf gesetzte World-Cup-Gewinnerin Miu Hirano (Japan, WRL 11) ist noch dabei und peilt einen Platz ganz oben an.
Korea Open auf der Webseite der ITTF
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher