Neu-Delhi: Nervenstarker Dima ringt starkes Japan-Duo nieder



Bei den India Open in Neu-Delhi geht es auf die Entscheidungen zu. Da Dimitrij Ovtcharov am Samstag auf dem Weg ins Finale mit Yuya Oshima und Koki Niwa zwei bärenstarke Konkurrenten aus dem Weg räumte, scheint Gold für Deutschland im Herren-Einzel greifbar.

Der in Indien topgesetzte Ovtcharov hat nicht nur sein kurzzeitiges Tief überwunden, er scheint im Augenblick fast besser zu sein als je zuvor. Was der Weltranglisten-Fünfte in der zweiten Runde des mit 150.000 Dollar dotierten World-Tour-Events mit dem Ochsenhausener Joao Geraldo machte, ist nicht zu toppen. Das war mehr als stark, absolut fokussiert und zudem vollkommen fehlerfrei.

Gegen Oshima und zuletzt im Halbfinale gegen Niwa ging es ein ganzes Stück enger zu, gewonnen wurde jeweils in sieben Sätzen gegen Kontrahenten, die nicht von ungefähr als bärenstarke Turnierspieler gelten. Dennoch hatte man den Eindruck, dass „Dima“ immer noch eine Schippe drauflegen und die Konzentration nochmals ein Stück hochfahren konnte, wenn es hart auf hart ging und er unbedingt den nächsten Punkt brauchte – wie gegen Oshima beim Stand von 10:10 im 7. Satz.

Im Finale trifft er als klarer Favorit auf den dritten Japaner in Serie, den 13-jährigen Tischtennis-Wunderknaben Tomokazu Harimoto, der im anderen Halbfinal-Match den bis dahin großartig aufspielenden Platzhirsch und Düsseldorfer „Mann für alle Fälle“, Kamal Sharath Achanta, in die Schranken wies (4:2). Achanta hatte zuvor Paul Drinkhall (4:3) und den Ochsenhausener Defensiv-Spezialisten Yuto Muramatsu (4:1) ausgeschaltet und dabei gegen den Japaner fraglos eines der besten Spiele seiner gesamten Karriere gezeigt.

34 Damen und Herren aus dem Gastgeberland sind beziehungsweise waren in Neu-Delhi am Start – zwar gab es außer Bronze für Achanta keine weiteren Medaillen, teilweise jedoch bemerkenswerte Leistungen. Das indische Tischtennis ist international auf dem Vormarsch. Die Pionierarbeit, die dort zeitweilig ein Peter Engel geleistet hat, scheint sich nun mehr und mehr auszuzahlen.

Als Außenseiter versuchen die beiden bisher auf ganzer Linie überzeugenden deutschen Asse Ruwen Filus/Ricardo Walther das Unmögliche möglich zu machen: Gold im Herren-Doppel. Im Halbfinale wurde das DTTB-Duell gegen die Bergneustädter Benedikt Duda/Steffen Mengel mit 3:1 gewonnen. Und nun möchte man zu gerne noch einen draufsetzen. Das topgesetzte Japan-Duo Masataka Morizono/Yuya Oshima stellt im Finale allerdings eine ganz hohe Hürde dar.

Bei den Damen ist es das Turnier der Matilda Ekholm, die in beiden Endspielen steht. Dabei brachte es die Linkshänderin aus Schweden sogar fertig, im Halbfinale des Damen-Einzels mit der topgesetzten Hongkong-Chinesin Doo Hoi Kem die aktuelle Nummer 13 der Welt auszuschalten (4:2). Nicht so gut lief es für Berlins Ungarin Gina Pota, an Position drei gesetzt, die im Viertelfinale gegen Ng Wing Nam (Hongkong) auf der Strecke blieb (1:4). Dennoch könnte Pota mit einer Goldmedaille dekoriert nach Hause fahren, da sie an der Seite von Ekholm im Finale des Damen-Doppels steht, allerdings gegen die topgesetzte Hongkong-Formation Doo Hoi Kem/Lee Ho Ching.

Bereits gefallen sind die Entscheidungen in den U21-Wettbewerben. In den Finals bekamen wir keine Europäer zu Gesicht – beide Male lautete da die Konstellation Hongkong vs. Japan und beide Titel gingen an das Land der aufgehenden Sonne. Bei den Männern gelang Asuka Sakai ein knapper Sieg über Lam Siu Hang (3:2), jenem jungen Japaner, der in der ersten Runde des Herren-Einzels den an zwei gesetzten Vladimir Samsonov sensationell mit 4:0 aus dem Turnier geworfen hatte. Bei den Juniorinnen ging Gold an Sakura Mori, die im Endspiel Soo Wai Yam Minnie in fünf Sätzen schlagen konnte.

Bemerkenswert: Zwei Titel hat Japan bereits eingefahren und in drei der vier Finals des Sonntags kämpfen ebenfalls Japaner oder Japanerinnen um Gold. Es riecht also danach, als würde Japan zur erfolgreichsten Nation der India Open, gefolgt vermutlich von Deutschland, Hongkong, Schweden und der Gastgeber-Nation.


Endspiele der India Open am Sonntag

Herren-Doppel

Ruwen Filus/Ricardo Walther GER – Masataka Morizono/Yuya Oshima JPN, 15 Uhr

Herren-Einzel

Dimitrij Ovtcharov GER – Tomokazu Harimoto JPN 16.15 Uhr 

Damen-Einzel 

Matilda Ekholm SWE – Sakura Mori JPN 15.30 Uhr 

Damen-Doppel 

Doo Hoi Kem/Lee Ho Ching HKG – Matilda Ekholm SWE/Georgina Pota HUN  14.30 Uhr

 

India Open auf der Webseite der ITTF

 

Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher; Foto Ekholm/Pota: ITTF.