PARA-TT: Ovtcharov unterstützt geistig behinderten Tischtennis-Sportler Hartmut Freund



Die aktuelle Nr. 6 der Tischtennis-Weltrangliste, Dimitrij Ovtcharov, will den vierfachen Deutschen Meister in der Tischtennis-Startklasse 11 (intellektuelle Behinderung), Hartmut Freund, bei dessen Ziel unterstützen, im nächsten Jahr an den Weltspielen („Global Games“) von INAS teilzunehmen. INAS ist der Weltverband für Leistungssportler mit intellektueller Behinderung. Freund hatte bei der Europameisterschaft dieses Verbands in Tschechien den Einzug ins Viertelfinale geschafft.

Ovtcharov war über die Crowdfunding-Plattform Monaco Funding auf den geistig behinderten Tischtennis-Sportler aufmerksam geworden. Er kündigte die Unterstützung von Freund, dessen Familie die Kosten dieser internationalen Wettkämpfe selbst tragen muss, auf seiner Facebook-Fanpage an: „Ich finde es großartig, wie der deutsche Meister Hartmut Freund seiner großer Leidenschaft nachgeht und fast täglich alles gibt am Tisch. Deshalb unterstütze ich ihn gerne finanziell, damit er bei den INAS Global Games 2015 auch international angreifen kann!“

Die Global Games von INAS, die im September 2015 in Ecuador stattfinden, werden von einigen als die „Paralympics für Sportler mit intellektueller Behinderung“ bezeichnet (englisch: „intellectual disability“ oder ID). Die offiziellen Paralympics werden von Körperbehinderten dominiert: Weniger als drei Prozent der rund 4000 Teilnehmer sind ID-Sportler. An den Global Games beteiligen sich dagegen alle vier Jahre rund 1000 ID-Sportler aus aller Welt in acht Sportarten. Bei den letzten Global Games im Jahr 2011 war Freund der einzige Teilnehmer aus Deutschland unter einer Vielzahl von Athleten aus anderen europäischen Nationen.

An der EM vor zwei Wochen in Tschechien nahm Freund auf eigene Rechnung teil, nachdem ihm INAS ein Startrecht eingeräumt hatte. Die Ausgaben finanzierte seine Familie über Sponsoring und Fundraising. Es war der erste Start eines ID-Tischtennis-Sportlers aus Deutschland bei einer WM oder EM seit zwei Jahren. Zuletzt hatten deutsche Sportler 2012 an der damaligen INAS-EM teilgenommen, als neben Freund auch der Deutsche Meister im Einzel, Tobias Thomas, dabei war.

Nachdem Freund schon kurz vor der EM in guter Form war und bei einem Weltranglistenturnier der ITTF PTT immerhin Weltmeister Pascal Pereira-Leal (Frankreich) einen Satz abnehmen konnte, konnte man auf das Ergebnis gespannt sein, das der 46-Jährige bei der jetzigen INAS-EM erreichen würde. Mit dem Viertelfinal-Einzug setzte der fünffache Medaillengewinner bei Weltranglistenturnieren der ITTF PTT eine Serie fort, die er vor drei Jahren begonnen hatte. Der von der ehemaligen Bundesliga-Spielerin Szilvia Kahn trainierte Hartmut Freund, nach Informationen aus seinem Betreuerumfeld der Sportler mit der schwersten geistigen Behinderung in der Weltspitze, hat seit Oktober 2011 an nunmehr vier Welt- und Europameisterschaften teilgenommen. Er ist dabei nie in der Vorrunde ausgeschieden und erreichte im Einzel stets die Endrunde der besten Spieler.

Nach dem Gruppensieg von Freund in seiner Vierer-Vorrundengruppe zeigte er auch bei seiner Viertelfinal-Niederlage gegen die russische Nr. 7 der INAS-Weltrangliste, den Abwehrspieler Kemal Gayfullin, eine gute Leistung.

Zu einem Schaukampf der besten deutschen Tischtennis-Sportler mit geistiger Behinderung, Tobias Thomas und Hartmut Freund, wird es am 10. Januar im Bad Homburger „Wingert-Dome“ des TTC Ober-Erlenbach kommen, wenn sie beim Bundesliga-Spiel des TTC OE gegen den SV Brackwede ein Gastspiel geben. Beim letzten gemeinsamen internationalen Wettkampf der beiden, dem Weltranglistenturnier im März 2013 in Ungarn, hatte Thomas den Weltranglistenzehnten Yuki Kinoshita (Japan) und Freund den Weltranglistenneunten Jumpei Tochigi (Japan) geschlagen.

 

(Gastbeitrag – Verfasser: Norbert Freund)