Erklärung des TV Busenbach zu Franziska Schreiner



Manche werden es bereits wissen. Die 17-jährige Franziska Schreiner, die letzte Saison erstmals für den TV Busenbach in der Damen-Bundesliga aufgeschlagen hat, darf 2019/20 dort nicht spielen. Nachfolgend eine Erklärung des TV Busenbach, die wir – ohne jede Wertung unsererseits – zur Diskussion stellen.


Jugendeuropameisterin Franziska Schreiner ist in der Bundesliga zum Zuschauen gezwungen

Schlechte Nachrichten für Franziska Schreiner und den TV Busenbach: Deutschlands-Top-Mädchen-Spielerin, die erst im Juli sensationell mit der Mannschaft Europameisterin wurde, hat für die Saison 2019/20 keine Spielberechtigung in der Bundesliga und kann nicht für den TV Busenbach starten.

Was ist passiert?

In der vergangenen Saison spielte Schreiner im Rahmen einer zusätzlichen Spielberechtigung für den Erwachsenensport beim TV Busenbach erstmalig in der Bundesliga. Die Hauptspielberechtigung lag weiterhin beim Heimatverein TV Hofstetten (BayTTV). Aus Altersgründen wechselt Franziska ab der Spielzeit 2019/20 vom Nachwuchs- in den Erwachsenenbereich.  Für diesen Fall sieht die Wettspielordnung des DTTB vor, dass ein Antrag auf Wechsel der Spielberechtigung gestellt werden muss, weil die zusätzliche Spielberechtigung aus dem Jugendbereich erlischt.

Hier ist dem TV Busenbach ein Fehler unterlaufen. Die entsprechende Regelung der WO war leider nicht bekannt, so dass die Verantwortlichen des Vereins und auch die Familie Schreiner davon ausgingen, dass die schon vorliegende Spielberechtigung für die Bundesliga weiter Bestand haben würde. So wurde die Wechselfrist zum 31. Mai verpasst und kein Antrag gestellt. Erst Wochen später wurde dieser Umstand durch eine Kontaktaufnahme seitens des Bayerischen TTV bekannt.

An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass die entsprechende WO-Regelung nur ganz wenigen Experten im deutschen Tischtennis geläufig ist und in der Vergangenheit und aktuell wieder (dutzendfach! in ganz Deutschland) zu der Situation geführt hat, dass Nachwuchsspieler keine Spielberechtigung für den Verein haben, für den sie schon aktiv waren und nach dem Verständnis aller Beteiligten auch bleiben sollten. Die Regelung ist so absurd, dass ihre Abschaffung beim kommenden Bundestag des DTTB auf der Tagesordnung stehen wird.

Da die Frist zur Meldung der Mannschaftsaufstellungen unmittelbar bevorstand, nahm der Verein Kontakt zum eigenen Badischen Verband und auch zum DTTB auf, um zu prüfen, ob es einen Weg geben könnte, dass der besten deutschen Mädchenspielerin des Jahres 2019 die weitere Teilnahme in der Bundesliga ermöglicht wird. Auch die anderen Bundesligavereine wurden im Rahmen der jährlichen Tagung persönlich informiert.

Durch Einreichen eines „Sofortigen Wechsels“, der zunächst vom Badischen Verband vorgenommen wurde, wurde zumindest die Vornahme der Meldung von Franziska Schreiner in der Mannschaft des TV Busenbach (technisch) möglich.

In der Folge befassten sich dann Vertreter des Badischen Verbandes und des DTTB mit dem Fall. Nach längerem Hin und Her wurde Einreichung des „Sofortigen Wechsels“ als unrechtmäßig eingestuft und damit der konsequenten Anwendung der WO bezüglich des (verpassten) fristgemäßen Wechsels von Franziska Schreiner vom TV Hofstetten zum TV Busenbach Raum gegeben.

Was ist das Ergebnis?

Franziska Schreiner hat eine Spielberechtigung für den TV Hofstetten und kann dort in der Saison 2019/20 am Spielbetrieb der 3. Liga Süd teilnehmen. Der TV Busenbach hat durch den verpassten Wechsel nur 4 Spielerinnen zur Verfügung, die die gesamte Saison bestreiten müssen. Ein verletzungs- oder krankheitsbedingter Ausfall hätte automatisch ein unvollzähliges Antreten zur Folge.

Im Endergebnis wurde seitens des Badischen TT-Verbandes und des DTTB das bestehende Regelwerk buchstabengetreu angewandt. Einer Spielerin, die alle Jugendkader des DTTB durchlaufen hat und diese Zeit vor wenigen Wochen mit dem Titel einer Europameisterin krönen konnte, wird für ein Jahr die Möglichkeit genommen, in der höchsten Spielklasse weiter zu reifen und Erfahrungen zu sammeln. Der Verein TV Busenbach muss eine deutliche Schwächung seiner Mannschaft und das Risiko auf sich nehmen, dass die Mannschaft nicht vollständig antreten kann und im schlimmsten Fall sogar zurückgezogen werden muss.

Die Enttäuschung beim Verein und bei der Spielerin (sie ist die Leidtragende!) ist immens. Klar ist: wir haben einen Fehler in der Regelanwendung gemacht, den wir bedauern. Der TV Busenbach hat keinen Vorteil für sich gesucht, sondern darauf gehofft, dass die Spielerin wie im letzten Jahr schon weiter eingesetzt werden kann. Der eigene Verband und auch der DTTB sahen sich aber trotz dringender Bitten nicht in der Lage, eine Lösung im Sinne der Sportlerin zu finden, zumal von den anderen Bundesligisten keine Einwände gegen einen ‚nachträglichen Wechsel‘ vorgebracht wurden. Im Gegenteil, der Präsident des Badischen Verbandes drängte auf die Einhaltung der Regeln, ohne auch nur ein einziges Mal das Gespräch für eine Lösung mit dem TV Busenbach zu suchen. So wirkt eine vollkommen überholte Regelung in der WO auf ihren letzten Metern noch einmal kräftig durch – den Mut, hier pragmatisch eine Lösung für Franziska Schreiner zu finden, hatte letztlich keine verantwortliche Stelle. Ob das die Außenwirkung unserer Sportart befördert oder eintrübt, mag jeder für sich selbst entscheiden. 

TV Busenbach

Joachim Eilebrecht und Manfred Schwab

07.09.2019

 

Redaktion & Foto: Dr. Stephan Roscher