Am Dienstag geht es richtig los bei der WM in Budapest mit den Matches der 1. Hauptrunde in den Einzelwettbewerben. Alle deutschen Spieler sind dabei, da Dang Qiu, Bastian Steger und Kristin Lang erwartet locker die Qualifikation meisterten. Nun gilt es für alle, mit voller Konzentration zu Werke zu gehen.
Timo Boll, der eigentlich in die günstigere Hälfte des Tableaus gelost wurde, bekommt keinen Exoten vor die Flinte, den man als Weltranglisten-Fünfter mal eben so aus der Halle schießt, sondern Andrej Gacina. Der 32-jährige Kroate ist zwar inzwischen auf Weltranglistenplatz 85 zurückgefallen, hat sich aber schon zu seiner Grenzauer Zeit rassige Duelle mit Boll geliefert und weiß, wie man gegen den Odenwälder spielen muss.
Wesentlich leichter dürfte es Dimitrij Ovtcharov gegen den Israeli Michael Tauber (WRL 330) haben. Der 25-jährige Linkshänder sollte im Normalfall nicht in der Lage sein, Dima zu gefährden. Patrick Franziska, drittes Ass im Ärmel des DTTB bei den Herren und längst auf dem Weg, mit Boll und Ovtcharov ein deutsches Top-Trio der internationalen Spitzenklasse zu bilden, ist gegen Tamas Lakatos (WRL 135) klarer Favorit, auch wenn der 23-jährige Ungar das Publikum im Rücken haben wird. Doch Franziska ist in letzter Zeit einfach zu gut, um sich in diesem Match eine Blöße zu geben.
Qualifikant Dang Qiu, der am Dienstag mit einem lockeren 4:0 über den Finnen Alex Naumi den Gruppensieg eintütete, hat es vermutlich richtig schwer. Taiwans neuer Star Lin Yun-Ju, mit seinen 17 Jahren aktuell immerhin bereits Nummer 21 der Welt, stellt sich dem Grünwettersbacher in der 1. Hauptrunde in den Weg. Bastian Steger, der ebenfalls durch die Qualifikation musste und dort heute gegen Salah Albalushi (Vereinigte Arabische Emirate, WRL 527) locker sein Hauptrunden-Ticket löste, bekommt es im TTBL-Duell mit dem Maberzeller Tomislav Pucar zu tun – hier scheint eigentlich alles möglich.
Der Kroate Frane Kojic (WRL 106) darf sich eine kostenlose Lehrstunde bei Branchenprimus Fan Zhendong abholen, die vermutlich jedoch keine 60 Minuten beanspruchen wird. Und „King Kara“, wie man Aleksandar Karakaevic in Plüderhausen einst respektvoll nannte, aktuell noch Regionalligaspieler beim TSV Kuppingen, muss gegen Ma Long zeigen, was er drauf hat – das Turnier-Aus des Serben, der in der Qualifikation Michael Maze nach 1:3-Satzrückstand noch mit 4:3 auf Distanz hielt, scheint vorgezeichnet.
Petrissa Solja ist haushohe Favoritin gegen die Belgierin Nathalie Marchetti (WRL 142). Ihre Langstädter Mannschaftskollegin Cheng Hsien-Tzu duelliert sich mit Christina Källberg (WRL 193), der Schwester des Düsseldorfers Anton Källberg. Auch Cheng ist eindeutig favorisiert. Gewinnen Cheng und Solja ihre Matches, treffen sie in der 2. Runde direkt aufeinander. Ihre künftige Teamkollegin Dina Meshref (Ägypten) spielt zunächst – auch dies ein pikanter Vergleich mit Langstadt-Bezug – gegen die 18-jährige Inderin Archana Girish Kamath (WRL 205), die letzte Saison noch in der Bundesliga-Mannschaft der Südhessen gemeldet war, jedoch keine Spiele bestritt.
Sabine Winter spielt in der 1. Hauptrunde gegen die Inderin Surtitha Mukherjee (Weltrangliste Platz 502) und sollte diese Aufgabe lösen können. Auch Nina Mittelham steht vor einer lösbaren Aufgabe. Ihre Erstrundengegnerin ist die 21-jährige Estin Airi Avameri (WRL 289), die für den Zweitligisten TuS Uentrop aufschlägt.
Kristin Lang trifft, nachdem sie die Qualifikation mit einem abschließenden 4:0 über Reelica Hanson (Estland) souverän gemeistert hat, auf die Tschechin Hana Matelova (WRL 59), die in der Saison 2017/18 noch für Bingen in der Bundesliga gespielt hat – kein ganz einfaches Los aber schon machbar. Berlins Schwedin Matilda Ekholm hat es ebenfalls nicht leicht. Sie muss gegen die Rumänin Daniela Monteiro-Dodean (WRL 100) in die Box.
Bingens 16 Jahre junge Neuverpflichtung Amy Wang (USA, WRL 273) steht gegen die Singapur-Chinesin Feng Tianwei (WRL 10) vor einer hohen Hürde. Noch höher ist diejenige, die sich vor der Ägypterin Yousra Helmy auftürmt. Die 23-Jährige (WRL 131) muss nämlich gegen die topgesetzte Titelverteidigerin Ding Ning in den Ring steigen. Mal schauen, ob und gegebenenfalls wie lange sie Gegenwehr leisten kann.
WM 2019 auf der Webseite der ITTF
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher