Langstadt verpflichtet Top-Ägypterin Dina Meshref



Play-off-Halbfinalist TSV Langstadt hat am Mittwoch die Verpflichtung der Weltranglisten-48. Dina Meshref für die kommende Saison bekannt gegeben. Die 25-jährige Ägypterin, die im kanadischen Montreal geboren ist, hat unter anderem an den Olympischen Spielen in London 2012 und Rio 2016 teilgenommen.

Seit Jahren ist sie die beste Spielerin des afrikanischen Kontinents und spielte als solche bereits sechsmal – die letzten fünf Jahre in Serie – beim World Cup, der neben Olympia und WM das höchstrangige Tischtennis-Event darstellt. Bei Weltmeisterschaften war sie nicht weniger als zehnmal vertreten, das erste Mal war sie als 14-Jährige im chinesischen Guangzhou 2008 dabei und zuletzt bei der Individual-WM 2017 in Düsseldorf am Start. Ab Sonntag wird sie in Budapest ihre elfte WM spielen – mit ihr werden auch ihre künftigen Teamkolleginnen Petrissa Solja und Cheng Hsien-Tzu in Ungarn starten.

Meshref, die 2017 mit den Nigerian Open in Lagos ihren bisher einzigen World-Tour-Titel – neben zwei U21-Turniersiegen auf der Tour – gewann, blickt zudem auf eine ganze Serie von Erfolgen bei Afrikameisterschaften, African Cup und Afrikaspielen zurück. Zuletzt holte sie 2017 beim African Cup und 2018 bei den Afrikameisterschaften die Goldmedaille im Damen-Einzel. Ihre beste Weltranglisten-Platzierung war Position 33 im März 2018.

Die ägyptische Linkshänderin mit der fulminanten Rückhand ist also international sehr erfahren, wobei man auch anmerken muss, dass das derzeitige Weltranglistensystem Akteuren, die sehr häufig von ihren nationalen Verbänden für große Turniere nominiert werden, entgegenkommt. Besser als die hinter ihr platzierte Cheng Hsien-Tzu ist sie gewiss nicht, eine interessante Verpflichtung und Bereicherung für die 1. Bundesliga Damen aber auf jeden Fall. Natürlich muss man abwarten, wie sie erstmals in ihrer Karriere in Europa beziehungsweise im deutschen Ligabetrieb, der sich gerade im Spitzenpaarkreuz auf extrem hohem Niveau abspielt, zurechtkommt. Aber da sie als „Backup“ für Cheng eingeplant ist, sollte man mit ihr einen guten Griff getätigt haben. Meshref dürfte kein Vermögen kosten und ist klar besser als die anderen, die hochrücken müssten, wenn Cheng nicht spielt.

„Dina ist als Ergänzung zu unserer Cheng Hsien-Tzu vorgesehen und steht in der Weltrangliste derzeit sogar vor ihr“, erläutert Manfred Kämmerer den Transfer, der die Experten überrascht hat. „Beide können aufgrund der massiven Olympiavorbereitungen nicht alle Spiele machen und sollen abwechselnd unsere Position zwei besetzen. Damit möchten wir gewährleisten, dass wir uns weiter in der Liga etablieren.“ Der Sportliche Leiter ergänzt: „Die Liga wird nächste Saison mit neun oder vielleicht sogar zehn Mannschaften an den Start gehen und es wird zwei bis drei Absteiger geben. Mit Dina, an der wir sicher sehr viel Freude haben werden, sehen wir uns gut aufgestellt. Unsere Personalplanungen sind damit natürlich auch abgeschlossen.“

„Ich freue mich riesig, dass es mit Langstadt geklappt hat. Ich wollte unbedingt in die deutsche Bundesliga, die ja als eine der stärksten Ligen in Europa gilt“, so Dina Meshref. „Zur Vorbereitung auf Olympia 2020 kann ich mich dadurch mit sehr starken Gegnerinnen messen. Von Langstadt haben mir schon einige Spielerinnen erzählt. Gerade die Stimmung bei den Heimspielen muss großartig sein. Auf diese Spiele freue ich mich besonders.“

Das Erstliga-Team des TSV umfasst damit einen siebenköpfigen Kader, der aller Wahrscheinlichkeit nach in dieser Reihenfolge ins Rennen gehen wird: Petrissa Solja, Cheng Hsien-Tzu, Dina Meshref, Alena Lemmer, Monika Pietkiewicz, Janina Kämmerer, Anne Bundesmann. Zu berücksichtigen ist, dass Cheng und Meshref aufgrund der geltenden Ausländerregelung nicht gemeinsam in einer Partie aufgeboten werden können und dass Kämmerer und Bundesmann wieder in der zweiten Mannschaft gemeldet und sich in der 3. Liga Spielpraxis verschaffen werden. Im „A-Team“ wird – gemäß den Leistungen in der aktuellen Saison – die mit einer positiven Erstliga-Bilanz notierte Kämmerer sicher öfter aufschlagen als die zuletzt formschwache Bundesmann, deren Potenzial aber ebenso hoch ist.

Inka Dömges und Ayumu Tsutsui verstärken Drittliga-Team 

Auch Langstadts „Zweite“ soll in der dritthöchsten deutschen Liga wieder für positive Schlagzeilen sorgen, so wie in der Vorrunde und nicht wie in der durch Personalsorgen belasteten Rückrunde, in der man Punkte in Serie „herschenken“ musste.  

Dazu wurden die routinierte Inka Dömges sowie das HTTV-Talent Ayumu Tsutsui verpflichtet. Die 39-jährige Dömges hat insgesamt 15 Jahre für Watzenborn-Steinberg in der 1. und 2. Bundesliga aufgeschlagen und spielte zuletzt gelegentlich für die TSG Oberrad in der Herren-Verbandsliga. Die 16-jährige Tsutsui war beim TTC Staffel in der Regionalligamannschaft aktiv und verbuchte dort eine 35:10-Bilanz – in der Rückrunde war sie Staffels Spitzenspielerin und avancierte zur drittbesten Akteurin der alles andere als schwachen Liga. 

„Mit Inka und Ayumu werden wir auch kommende Saison in der 3. Liga gut aufgestellt sein“, freut sich Manfred Kämmerer. „Inka verfügt über sehr viel Erfahrung in höheren Klassen und Ayumu hat trotz ihres Alters ihr Können schon unter Beweis gestellt und wird sich weiter steigern. Beide dürften in dieser stark besetzten Liga eine gute Rolle spielen.“

 

Text & Foto Tsutsui: Dr. Stephan Roscher

Foto Meshref: ITTF