Böblingen bleibt beim 4:6 gegen Kolbermoor das Pech treu



Wem einmal das Pech am Schläger klebt, dem bleibt es gerne treu. Die Sportvereinigung Böblingen, Schlusslicht der Damen-Bundesliga, „durfte“ diese Erfahrung am Sonntag wieder einmal machen. Eine ganz starke Leistung gegen Meister und Cupsieger Kolbermoor wurde abermals nicht mit Zählbarem belohnt.

Zwar hat man mit der 50-jährigen Defensiv-Ikone Qianhong Gotsch (Einzelbilanz 19:2) die beste Spielerin der Liga in seinen Reihen, dennoch konnte man in der laufenden Saison erst einen Punkt ergattern – erspielt ausgerechnet gegen Ligaprimus eastside berlin, und das mit einer verletzten Spielerin, die zwei Einzel und ein Doppel abschenken musste.

Ansonsten gab es viele knappe Niederlagen. Nicht erst seit letztem September sondern auch schon in der Vorsaison, in der man trotz Gotsch, die 20:3 spielte, ohne jeden doppelten Punktgewinn blieb und als damals einziger Klub die Play-offs verfehlte. Der letzte Bundesligasieg der SVB datiert vom 16. April 2017 (6:1 gegen TUSEM Essen), liegt also bereits 22 Monate zurück. Nun, absteigen kann man nicht, da die Liga mit gegenwärtig acht Teams immer noch nicht in voller Sollstärke spielt, deprimierend ist es dennoch. Umso bemerkenswerter, dass das Quartett aus dem Schwabenland immer wieder positiv an seine Aufgaben herangeht und die Spielerinnen nicht mit hängenden Köpfen durch die Gegend schleichen.  

Am Sonntag agierte man gegen Meister SV DJK Kolbermoor vor circa 100 Fans auf Augenhöhe, auch weil Theresa Kraft (3:2 gegen Katharina Michajlova, 3:0 gegen Svetlana Ganina) einen ganz starken Tag erwischt hatte. Gerade gegen Defensivkünstlerin Ganina, die nicht den Hauch einer Chance hatte, spielte Kraft überragend.

Die 23-Jährige, die in der Jugend schon ungemein stark war, zeitweilig auf dem direkten Weg in die A-Nationalmannschaft der Damen schien, dann jedoch eine lange Durststrecke durchlief, scheint sich allmählich auf dem Weg zurück in der Erfolgsspur zu befinden. Bezieht man in die Überlegungen mit ein, dass Böblingen sich zur Saison 2019/20 – mit Rücksicht auf die Finanzen moderat – verstärken möchte, könnte die Truppe aus dem „Ländle“ bald wieder bessere Zeiten erleben.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Man hat noch drei Partien vor sich und kann sich dann – die Play-offs sind definitiv nicht mehr erreichen – in Seelenruhe für die kommende Spielzeit sortieren. Sollte man tatsächlich eines der noch ausstehenden Saisonspiele (gegen Langstadt, in Bingen und gegen Busenbach) gewinnen, wäre der Fluch bereits vorher durchbrochen.

Gegen Kolbermoor hat schon gar nicht so viel zur Sensation gefehlt. Nach über drei Stunden stand man jedoch abermals mit leeren Händen da, nicht zuletzt weil Qianhong Gotsch gegen die hoch konzentrierte und in beeindruckender Form aufspielende Kristin Lang ihr zweites Einzel der laufenden Saison verlor.

Dennoch war ein Punktgewinn für die Böblingerinnen greifbar nahe. Julia Kaim hatte im letzten Match das Unentschieden gegen Michajlova auf dem Schläger, führte mit 2:1 Sätzen, verlor Durchgang vier nach einer fulminanten Aufholjagd in der Verlängerung und lag im Entscheidungssatz mit 5:0, 6:1 und 7:4 vorne. Bei 11:10 hatte sie noch einen Matchball, doch am Ende durfte ihre Gegnerin ein hauchdünnes 13:11 bejubeln. Kolbermoors Trainer Michael Fuchs fiel ein Stein vom Herzen. „Es war definitiv ein schweres Spiel und wir waren im letzten Einzel auch schon mit dem Rücken zur Wand, als es im 5. Satz 0:5 hieß.“ 

Was soll man aus Böblinger Sicht dazu sagen? Seit fast zwei Jahren ohne Bundesliga-Sieg, springt bis dato auch aus den Begegnungen nichts heraus, in denen man wirklich gut spielt und dicht vor einem Erfolg steht, wie er wirklich inzwischen mehr als verdient wäre. Man macht das einzig Richtige und kritisiert die Spielerinnen nicht, sondern lobt ihre Stärken und erkennt ihre guten Leistungen an. SVB-Manager Frank Tartsch konnte mit seinem Quartett auch wirklich zufrieden sein: „Ich denke, wir haben uns toll verkauft.“ Coach Volker Ziegler merkte an: „Ein einziger Ball hat uns gefehlt zum Unentschieden. Ein besonderes Lob für Theresa. Sie war heute unglaublich stark.“


Text & Foto: Dr. Stephan Roscher