CHAMPIONS LEAGUE/TTBL: Düsseldorf vor Schlüsselspielen



Vor zwei richtungsweisenden Partien steht die Düsseldorfer Borussia am Wochenende. Dabei legt man den Hauptfokus auf die Champions-League-Begegnung gegen Pontoise Cergy am Freitag, obwohl das TTBL-Spiel am Sonntag in Grünwettersbach keinesfalls unwichtig ist.

Am Freitag um 19.30 Uhr fällt im ARAG CenterCourt der Startschuss zur Champions-League-Partie des Titelverteidigers gegen den französischen Topklub Pontoise. Der Sieger zieht definitiv als Sieger der Gruppe A ins Viertelfinale ein, was das erklärte Ziel beider Klubs ist. Der Gruppenzweite muss nämlich damit rechnen, in der Runde der letzten Acht auf einen der bärenstarken Kontrahenten aus Russland zu treffen – der Ovtcharov-Klub Orenburg oder aber der kaum minder gefährliche UMMC (Jekaterinburg) kämen in Frage.

Durch die knappe Niederlage am vergangenen Freitag in Portugal ist diese Konstellation entstanden, aus der die Borussia, für die es nur noch zwei Saisonziele gibt, nun das Beste machen muss. Bei einem Sieg in Lissabon hätte man sich sogar eine knappe Niederlage gegen die Franzosen erlauben können, so aber stehen Boll und Co. unter Siegzwang. Mit dem Schweden Mattias Falck, mittlerweile auf Platz 12 der Weltrangliste emporgeschossen, den beiden Franzosen Can Akkuzu und Tristan Flore sowie dem Rheinhessen Patrick Baum ist Pontoise gut besetzt, doch nicht so gut wie die Borussia.

„Am Freitag geht es ums Ganze“, so Manager Andreas Preuß heute bei der Pressekonferenz im Düsseldorfer Autozentrum P&A. „Das ist für uns wieder einmal ein kleines Finale. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das Spiel gewinnen. An der Einstellung der Jungs liegt es nicht. Man merkt, dass jeder einzelne Spieler und der Trainer den Ernst der Lage verstanden haben und alles für den Sieg geben.“  

Timo Boll ist ebenfalls optimistisch. „Wir haben Respekt vor Pontoise. Das ist eine gefährliche Mannschaft“, so der halbwegs wiederhergestellte Odenwälder. „Allerdings ist das Hinspiel eines unserer besten Spiele in der Saison gewesen und wenn wir daran anknüpfen können, dann werden wir auch gewinnen.“ Boll zu seiner Verfassung: „Ich bin im Aufwärtstrend, checke mich jeden Morgen. Die Schmerzen sind weniger geworden. Etwas spüre ich zwar noch, aber ich bin wettbewerbsfähig“, sagte der Weltranglistendritte auf der PK.

Düsseldorfs prominentester Spieler hat inzwischen auch eine Diagnose für den Anlass seiner Zwangspause in der zweiten November-Hälfte vorzuweisen: „Es ist der Ischias, die Hüfte, der Beuger. Es wandert und drückt mal von vorne oder auch mal von der Seite. Der Arzt sagt aber, so lange es wandert, ist es okay.“ Boll wird dem Vernehmen nach auch bei den Grand Finals der World Tour kommenden Woche (13. bis 16. Dezember) im südkoreanischen Incheon aufschlagen – zumindest wenn sich kein Rückschlag einstellt.

Für Cheftrainer Danny Heister entspannt sich die personelle Situation zudem auch deshalb, weil er wieder auf seinen zweitbesten Mann, den Schweden Kristian Karlsson, zurückgreifen kann, der inzwischen von seiner fiebrigen Erkältung genesen ist und bereits letzten Sonntag in Fulda den Siegpunkt beisteuerte.

Revanche für die Pokal-Pleite angestrebt

Auch am Sonntag (15 Uhr) wird der amtierende Deutsche Meister bei der Bundesligapartie in Grünwettersbach auf Boll zurückgreifen, auch wenn das ursprünglich mal anders geplant war. Man hat nämlich in dem Karlsruher Vorort noch eine Rechnung offen, da man dort am 16.11. das Viertelfinal-Aus im Pokalwettbewerb hinnehmen musste und deshalb das erste Mal seit sechs Jahren definitiv keinen Cup-Sieg feiern wird.

„Es war eine bittere Niederlage“, so Boll. „Einige von uns waren angeschlagen, ich selbst habe auch einige Probleme gehabt und dann nicht mehr meine volle Leistung gebracht. Aber wir blicken nach vorne und wollen Revanche nehmen.“ Der 37-jährige Megastar, ansonsten für seine Objektivität bekannt, bewertet es hier sicher etwas einseitig aus der Borussia-Perspektive. Man sollte bei der Analyse nämlich auch nicht übersehen, dass Grünwettersbach einfach gut gespielt und eine kämpferische Moral nach dem 0:2-Rückstand gezeigt hat, mit der man sich den Einzug ins Final Four redlich verdient hat.

„Noch können wir die Play-offs aus eigener Kraft erreichen und sind nicht auf Schützenhilfe durch andere Klubs angewiesen“, so Düsseldorfs Cheftrainer Danny Heister. „Aber dafür brauchen wir nun jeden Sieg und haben kaum noch Spielraum für einen weiteren Fehltritt. Darum ist auch die Partie beim Vorletzten der Tabelle für uns so wichtig wie selten zuvor.“ Auch hier muss man entgegnen, dass der ASV nicht am derzeitigen Tabellenstand gemessen werden sollte, da selten eine Mannschaft in einer Halbrunde so unter ihren Möglichkeiten geblieben ist und so oft unter Wert geschlagen wurde wie die Badener. Es ist gar nicht so abwegig, dass eventuell das TTBL-Spiel für den Rekordmeister schwerer wird als das Match gegen Pontoise – besonders wenn Ricrdo Walther wieder seinen „Rappel“ kriegt und alles trifft, was sich bewegt.

Beide Begegnungen werden als Livestream im Internet angeboten. Das Champions-League-Spiel gibt es auf laola1.tv, die TTBL-Begegnung auf tischtennis-deutschland.tv und im Borussia-TV (tv.borussia-duesseldorf.de) zu sehen. 

 

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher